Ehe als Stiftung Gottes

Der Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz beschließt bei seiner Herbstsitzung in Bad Blankenburg am 28. September 2017 eine Stellungnahme zu Ehe und Homosexualität. In drei »Kernpunkten« äußert sich der Hauptvorstand unter biblischen Gesichtspunkten zur Ehe, zur Homosexualität und zum Umgang mit Vertretern anderer Überzeugungen.

Ehe als gute Stiftung Gottes

Die Deutsche Evangelische Allianz beschließt Leitgedanken zu Ehe und Homosexualität.

Die Deutsche Evangelische Allianz hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Frage nach dem Verhältnis des christlichen Glaubens zur Homosexualität beschäftigt. In mehreren Foren wurden dabei unterschiedliche Überzeugungen zum biblischen Befund und zum Umgang mit Menschen, die einen gleichgeschlechtlichen Lebensstil praktizieren, vorgetragen. Dieser Austausch war von Wertschätzung, Sachlichkeit und Differenzierung geprägt. Er war hilfreich und weiterführend. Wir wissen um die Brisanz des Themas, um das Problem der Diskriminierung von Homosexuellen in Vergangenheit und Gegenwart, aber auch um Ausgrenzung von Menschen, die sich um ihres Glaubens willen heutigen Mehrheitsmeinungen nicht anschließen können. Bei allem Dissens in Einzelfragen sind uns die folgenden Leitgedanken wichtig.

Die Frage nach der Bewertung von Homosexualität wollen wir – wie andere ethische und theologische Fragen – auf der Grundlage der Heiligen Schrift klären. Sie ist für uns das geschriebene Wort Gottes und verbindlicher Maßstab in allen Fragen des christlichen Glaubens und der Lebensführung.

Mitte, Ziel und Grundlage aller biblischen Aussagen ist die Offenbarung Gottes in Jesus Christus, von dem Heil und Versöhnung sowie neues Leben ausgehen. An ihm und seinem Erlösungswerk entscheidet sich das Heil, aus dem die christliche Lebensführung folgt (Hebräer 12,14). An Christus und seiner Verkündigung richten wir unsere ethischen Bewertungen aus (1Korinther 1,22.23; 2,2; Kolosser 1,18-19.27.28).

Im Blick auf Homosexualität sind uns drei Kernpunkte wichtig:

  1. Menschen sind nach biblischem Zeugnis im Bild Gottes als Mann und Frau geschaffen (1.Mose 1,26.27). Hierin liegt ihre unverwechselbare Identität und Würde. Dem entspricht die Ehe als eine gute Stiftung Gottes, in der Mann und Frau einander ganzheitlich – inklusive der geschlechtlichen Gemeinschaft – zugeordnet sind (1. Mose 2,24; Matthäus 19,4-6; Epheser 5,31.32). Die eheliche Gemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau ist lebenslang, exklusiv und offen für Kinder. Sexualität wird immer als Gabe und Aufgabe, Geschenk und Verantwortung zugleich gesehen, die in der durch die Sünde geprägten Welt verantwortlich gelebt werden muss (Römer 12,2; Galater 1,4; 1. Johannes 5,19). Eheloses Leben wird nach biblischem Verständnis als Gabe und vollwertige Alternative zur Ehe gewertet (1. Korinther 7,7–9).

 

  1. Die in der Bibel beschriebene homosexuelle Praxis ist mit dem Willen Gottes und damit dem biblischen Ethos unvereinbar (3. Mose 18,22; 20,13; Römer 1, 24 – 27; 1. Korinther 6,9; 1. Timotheus 1,10).

 

  1. Das Evangelium von Jesus Christus fordert die vorbehaltlose Annahme aller Menschen (Titus 2,11). Darum sollen wir alle Menschen „genauso annehmen, wie Christus uns angenommen hat zur Ehre Gottes“ (Römer 15,7). Als Christen helfen wir einander, in Christus (Johannes 15,4) und in seinem Wort zu bleiben (Johannes 8,31) und gemeinsam das Ziel unseres Glaubens zu erreichen (Philipper 3,14).

Daraus ziehen wir die Schlussfolgerung, dass homosexuelle Partnerschaften der Ehe nicht gleichgestellt werden können.

Mit denjenigen, die in Bezug auf Homosexualität anders denken, bleiben wir im Dialog. Dass auch christliche Gemeinden vielfach durch Hartherzigkeit, Arroganz und verurteilendes Verhalten Homosexuellen gegenüber schuldig geworden sind, wird nicht verschwiegen und als Schuld bekannt. Zugleich sind wir dankbar für viele persönliche und seelsorgerliche Begleitung. Grundsätzlich soll die Gemeinde alle Menschen auf ihrem Weg, Christus ähnlicher zu werden und ihre Berufung für das Reich Gottes zu leben, begleiten. Dabei benötigen wir alle viel Barmherzigkeit (Jakobus 2,13) und sind aufgefordert, „einander zu tragen“ (Kolosser 3,13).

Als Deutsche Evangelische Allianz wollen wir darauf bedacht sein, auch angesichts schwieriger Fragestellungen an dem Bekenntnis zu Jesus, dem Sohn Gottes festzuhalten (Hebräer 4,14) und die Einheit in Christus zu bewahren.

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Dieses Statement kann als innerkirchlich verstanden werden, da das gesellschaftliche Leben nach dem Mehrheitsprinzip funktioniert. Also in der evanglischen Kirchen-Praxis, wie Heirat, gibt es keine Geleichstellung der unterschiedlichen Lebensformen.

Kritsiche Stellungsnahme von Ron Kubsch auf Theoblog

Als ich vergangene Woche gelesen habe, dass die Evangelische Allianz in Deutschland Leitgedanken zu Ehe und Homosexualität verabschiedet hat, war ich zunächst erfreut und dachte, damit würde die Debatte um die Positionen der DEA zur Sexualethik endlich ein Ende finden. Als ich später die Leitgedanken durchsah, kamen mir Zweifel. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach ist, in so einem heterogenen Hauptvorstand einen gemeinsamen Text zu verabschieden. Aber wenn ein Text herauskommt, der sehr unterschiedliche Deutungen zulässt, dann wird er nicht zur Klarheit beitragen, sondern ist nur ein Zeuge für die Meinungsvielfalt innerhalb der DEA.

Vier Dinge, die mir auf die Schnelle aufgefallen sind, möchte ich erläutern:

In der Einleitung wird davon gesprochen, dass die DEA ihre ethischen Bewertungen an Christus und seiner Verkündigung ausrichtet. Das klingt gut und ist auch gut. Dennoch: Könnte es sein, dass diese Formulierung aufgenommen wurde, weil dahinter etwas steckt, was den „Rote-Buchstaben-Christen“ wichtig ist? Der Name „Rote-Buchstaben-Christen“ bezieht sich auf Bibeln, die die von Jesus gesprochenen Worte in roter Farbe darstellen. Das, was Jesus sagt, gilt als Maßstab für die Bewertung dessen, was sonst noch in der Bibel zu finden ist. Auf diese Weise wird etwa Jesus gegen Paulus ausgespielt. Wichtiger sei das, was Jesus gesagt habe und im Zweifel müssten Paulus, Johannes, Jakobus oder AT-Texte den Worten Jesu weichen. Wie Wikipedia zutreffend schreibt,  betätigen sich „Rote-Buchstaben-Christen“ bei „der Förderung des Friedens, Unterstützung von Familien, die Abschaffung von Armut und die Gleichberechtigung von Randgruppen, da dies die gesellschaftlichen Probleme seien, die für Jesus wichtig waren.“ Andere Dinge werden hingegen zurückgestellt, da sie angeblich Jesus nicht viel bedeutet hätten. So wird dann auch behauptet: Jesus, der selbst nichts über Homosexualität gesagt habe, sei die Sexualethik nicht besonders wichtig gewesen. Das stimmt natürlich nicht, denn Jesus hat ja das, was das Alte Testament über die Ehe sagt, vorausgesetzt und bestätigt. Das, was Paulus im Römerbrief über Homosexualität schreibt, ist zudem nicht weniger bedeutsam als das, was Jesus im Matthäusevangelium sagt. Die ganze Schrift ist uns von Gott gegeben – nicht nur jene Abschnitte, in denen Jesus persönlich spricht, kommen von ihm.

Dann ist unter Absatz 2 davon die Rede, dass die in der Bibel beschriebene homosexuelle Praxis „mit dem Willen Gottes und damit dem biblischen Ethos unvereinbar (3.Mose 18,22; 20,13; Römer 1,24–27; 1.Korinther 6,9; 1.Timotheus 1,10)“ ist. Ich befürchte, dass einige es so lesen und lesen wollen: Nur die in der Bibel beschriebene Praxis der Homosexualität ist mit dem Willen Gottes nicht vereinbar. Damals sei – so eine progressive Lesart – die homosexuelle Praxis ausbeuterisch und von Gewalt gezeichnet gewesen. Heute sei die homosexuelle Praxis von Liebe und Treue geprägt; sie beruhe auf Freiwilligkeit und habe mit dem, was in der Bibel beschrieben wird, nicht mehr viel zu tun.

Schließlich wird im Absatz 3 ausgesagt, dass Jesus Christus die vorbehaltlose Annahme aller Menschen fordert. Begründet wird das mit Titus 2,11: „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen …“ Mir erschließt sich nicht, inwieweit dieser Vers begründen soll, dass Jesus die vorbehaltlose Annahme aller Menschen fordert. Mir ist noch nicht einmal klar, was die „vorbehaltlose Annahme aller Menschen“ bedeuten soll. Interessant ist ja auch, wie der Text ab Vers 12 weitergeht: „… und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben.“ Kurz: Ich vermute, Absatz 3 wird die Grundlage dafür schaffen, dass praktizierende Homosexuelle vorbehaltlos in der Gemeinde mitarbeiten und leiten.

Schlussendlich heißt es dann: „Daraus ziehen wir die Schlussfolgerung, dass homosexuelle Partnerschaften der Ehe nicht gleichgestellt werden können.“ Da die rechtliche Gleichstellung ja bereits erfolgt ist, kann hier nur gemeint sein, dass innerhalb der Kirchen und Gemeinden die homosexuellen Partnerschaften der Ehe nicht gleichgestellt werden können. Das aber hält die Tür für Segnungen homosexueller Partnerschaften im Raum der Kirche offen.

Es wird, davon gehe ich aus, ein schwer erkämpftes Kompromisspapier sein. Die Leitgedanken sind das Ergebnis eines Prozesses, der über mehrere Jahre intensiv geführt wurde, heißt es in der Einleitung zu „Ehe als gute Stiftung Gottes“. Herausgekommen ist ein Papier, dass so viele Löcher hat wie ein Schweizer Käse. Eindeutigkeit ist nicht gewollt. Mit Unklarheit kann man nicht leiten. Ich kann nur hoffen, dass sich echte Klärungen anschließen. Meine Zuversicht schwindet an diesem Punkt allerdings mehr und mehr.

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Der „Rat für biblisches Mannsein und Frausein“ (engl. „Council on Biblical Manhood and Womanhood“, abgekürzt CBMW) hat im August 2017 eine Erklärung zur menschlichen Sexualität vorgelegt. Die sogenannte „Nashville Erklärung“ (engl. „Nashville Statement“) nimmt zu Fragen Stellung, die seit Jahren kontrovers diskutiert werden, darunter Homosexualität, polygame oder polyamoröse Beziehungen sowie die Geschlechterrollen. Ausgehend von der Beobachtung, dass die westliche Kultur im 21. Jahrhundert zunehmend post-christlich geworden ist und begonnen hat, „ganz neu zu definieren, was es heißt, ein menschliches Wesen zu sein“, ruft die Nashville Erklärung die Kirche dazu auf, Gottes wunderschöne Schöpfungsordnung, so wie sie in der Heiligen Schrift niedergelegt und in der Natur erkennbar ist, dankbar zu bejahen.

„Christians United“, eine Organisation, die sich für die Integration von LGBTplus-Interessen in den christlichen Kirchen einsetzt, hatte am 30. August eine Gegenerklärung veröffentlicht und verneint darin, dass Gott beabsichtigt habe, die Sexualität innerhalb des Ehebundes zwischen einem Mann und einer Frau zu verorten.  mehr Informationen

 

Weltweit führten rund 23 Länder bisher die Ehe für gleichgeschlechtliche Partner ein. Zahlreiche Staaten gewähren auch Recht auf Adoption. Ein Überblick:

Derzeit ist die Homoehe in 13 europäischen Ländern erlaubt. Vorreiter waren die Niederlande als weltweit erstes Land, in dem 2001 die Eheschließung vor dem Standesamt auch Homosexuellen zugestanden wurde. Es folgten Belgien, Spanien, Norwegen, Schweden, Portugal, Island, Dänemark, Frankreich, Großbritannien (mit Ausnahme Nordirlands), Luxemburg, Irland und Finnland. In den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Spanien, Belgien, Frankreich und Großbritannien haben zudem homosexuelle Paare das volle Adoptionsrecht.

Kanada führte 2005 das Recht auf Eheschließung und Adoption für Homosexuelle ein. In den USA ist die Homoehe nach einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs seit 2015 möglich.

In Südamerika erlaubten bislang vier Staaten die Eheschließung von homosexuellen Paaren. Als erstes Land führte Argentinien die Homoehe im Jahr 2010 ein. Es folgten Uruguay, Brasilien und Kolumbien.

Im Mai 2016 stimmte der Oberste Gerichtshof in Taiwan für die Zulassung der Homoehe und schaffte damit eine Premiere in Asien. Im Nahen Osten gilt Israel als ein Vorreiter bei den Rechten für homosexuelle Paare, vor allem beim Adoptionsrecht. Die Homoehe kann zwar in Israel selbst nicht geschlossen werden, sie wird aber anerkannt, wenn sie im Ausland geschlossen wurde.

Als erstes und bislang einziges Land auf dem Kontinent führte Südafrika im November 2006 die Homoehe mit Adoptionsrecht ein.

2013 führte Neuseeland die Homoehe samt Adoptionsrecht ein.  mehr Informationen

Ulrich Parzany im Kreuzfeuer von Zeit Online

Die EKD stellt die Grundlagen des evangelischen Glaubens infrage – ausgerechnet im 500. Jahr der Reformation! Führende Theologen und leitende Bischöfe zweifeln offen die Autorität der Bibel an. Sie ist ihnen nur noch Literatur wie jede andere Literatur. Man könne heute nicht mehr wie die Reformatoren davon ausgehen, dass die Bibel Gottes Wort ist. Die heiße Debatte um die Segnung und Trauung homosexueller Paare zeigt: Die Bibel hat für die EKD keine normative Bedeutung.

Vergleiche auch Artikel:

Fülle des Lebens nicht an die Ehe gebunden

Das Magazin pro schreibt: Jesus war Single. Das hat die ehemalige Pfarrerin Astrid Eichler, die sich auf der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg für einen unverkrampfteren Umgang mit Singles in christlichen Gemeinden einsetzt, erklärt. „Jeder Familienstand, ob verheiratet oder Single, hat seine Lust und seine Last. Schwarzweiß ist das Leben nie, sondern immer bunt“, sagt Astrid … weiterlesen

Heilige Sexualität

Auszug aus dem Buch Christopher (Christopher Yuan) Beim Lesen der Bibel im Gefängnis war mir Jakobus 2,19 aufgefallen: „Auch die Dämonen glauben und zittern.“ Da erkannt ich, dass „glauben“ allein nicht ausreichte. Je mehr ich in der Bibel nachforschte, desto mehr erkannt ich, dass meine Liebe zu Gott nicht von meinen Gefühlen oder Gedanken abhängig … weiterlesen

Homosexualität in der Kirche

(Freie Übersetzung der mir wichtigen Punkte aus dem  Video) Christopher Yuan weist als Betroffener darauf hin, dass wir alle Sünder sind und Veränderung brauchen. Er kritisiert unter anderem das Verhalten der Kirche gegenüber Homosexuellen. In einer Studie wurde festgestellt, dass viele denken die Kirche sei gegen Homosexuelle – wobei er dieses Thema in einer neuen … weiterlesen

Ehe für alle – nun auch in Deutschland

Jede Gesellschaft entscheidet für sich selbst, welche Lebensformen vom Staat unterstützt und finanziert werden. Da nun die Ehe in Deutschland nicht mehr als eine Gemeinschaft zwischen Mann und Frau definiert ist, ist die logische Konsequenz, dass auch Polygamie und Mehrfach-Adoption / Mehrfach-Eltern irgendwann folgen werden. Das sind entschiedene Schritte in eine Multikulti-Gesellschaft. Eine weitere Diskussion … weiterlesen

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