Purim – Ende des Antisemitismus – Überwindung vom Fremdartigen

Beginn mit Sonnenuntergang am Montag 6. März 23 und endet mit Anbruch der Nacht am Dienstag 7.  März 23

Im Zuge der aufblühenden neuen Formen des Antisemitismus fragen wir uns immer wieder: Wird das irgendwann einmal ein Ende haben?

Die Bibel spricht von einer Zeit, in der die Verfolgung vom jüdischen Volk ein Ende haben wird und jeder in Ruhe wohnen wird (Hosea 2,20: Ich will einen Bund schließen und will Bogen, Schwert und Rüstung im Lande zerbrechen und will sie sicher wohnen lassen).

Seit über 3500 Jahren steht das jüdische Volk immer wieder unter Druck. Bis heute hat es noch keine Zeit gegeben, in der die Schwerter zu Pflugscharen wurden, wie es in Micha 4,3 verheißen ist: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“. Wir haben lediglich Zeiten des Waffenstillstandes erlebt.

Woher kommt das Purimfest?
Purim ist das Fest von Gottes Sieg über die beschlossene Ausrottung des jüdischen Volkes. Haman, ein persischer Vizekanzler, wollte aufgrund seiner persönlichen Konflikte mit dem Juden Mordechai das ganze jüdische Volk vernichten (Ester 3,9). Nach einem geworfenen Los (persisch Pur) wurde dafür der 13. Adar bestimmt. Der König Ahasveros war jedoch mit der jüdischen Frau Hadassa verheiratet, der Nichte von Mordechai. Ester, so ihr persischer Name, war mit besonderer Schönheit ausgestattet. Sie sagte: «Wie kann ich dem Unheil zusehen, das mein Volk treffen würde?» (Ester 8,6). Sie nahm allen Mut zusammen, fastete und trat gegen alle Regeln der Gesellschaft dem König entgegen und verriet ihm, dass auch sie Jüdin sei. So nahm die Geschichte eine unverhoffte Wendung (siehe Buch Ester in der Bibel).

Wie feiert man Purim?
Im Gedenken an diese große Wende feiert man heute am 14. beziehungsweise am 15. Adar Purim. Der 15. Adar wird nur in befestigten Städten gefeiert. In einem jüdischen Schaltjahr wird Purim zweimal gefeiert, wobei das erste Purimfest bescheidener ausfällt. In Erinnerung an Esters Geschichte geht dem Fest das so genannte «Fasten der Ester» voraus. Durch den mutigen Einsatz von Ester und die Gebete ihres Volkes wurde der Völkermord verhindert.

Die Not des jüdischen Volkes verwandelte sich in Freude, deshalb ist Purim ein sehr fröhliches Fest. Die Menschen beschenken einander (Ester 9,22), essen viele süße Speisen und verkleiden sich, um der Freude darüber Ausdruck zu geben, dass Gott sein Volk verschont hat.

An Purim neckt man einander mit Ratschen und anderen quietschenden oder pfeifenden Spielzeugen.

Zum Brauchtum der Purimtage gehört es auch, dass ein süßes Gebäck gebacken wird, die so genannten «Haman-Taschen» oder «Haman-Ohren». Damit alle das Fest fröhlich feiern können, werden auch die Armen mit Gaben bedacht.

Ursache für Purim
Wo immer jüdische Menschen unter fremden Völkern leben mussten, konnten und wollten sie sich nicht anpassen und noch weniger fremde Glaubens- und Weltvorstellungen übernehmen. Die Verweigerung einer Assimilation aber ließ Juden immer fremd sein unter den Völkern. Von Ägypten angefangen bis auf diesen Tag ist dies so geblieben. Die Bezeichnung und die Motive für die Ablehnung des jüdischen Volkes haben sich in der Geschichte immer wieder geändert. Die Folgen für den einzelnen Juden blieben allerdings gleich: Ausgrenzung und Verfolgung.

Motive des Antisemitismus
Auch heute lebt der Antisemitismus wieder auf. Dahinter stehen die unterschiedlichsten Motive: Angst vor dem Fremdem, Verlust eines ehemals muslimischen Gebietes an den westlich geprägten jüdischen Staat, Stigmatisierung des jüdischen Volkes, einseitige Betonung der Menschenrechte. Sogar gut gemeinte christliche Aktionen können problematisch werden. Sobald die jeweilige Endzeiterwartungen jüdische Menschen in ein Schema pressen und sie bedrängt werden nach Israel auszuwandern. In Israel wird die Liebe mancher Nichtjuden zu Israel sogar immer wieder als Fortsetzung des Holocaust gedeutet. Ihrer Meinung nach wollen die Christen alle Juden nach Israel schicken, damit Jesus wiederkommt, er die Juden zum Christentum bekehrt und somit das Judentum ausgelöscht wird.

Ausgrenzung auch in Israel
Doch auch innerhalb des Judentums kennt man Ausgrenzung. So immigrieren Menschen als Juden nach Israel und werden dort dann als Nichtjuden betrachtet. Die Diskussion, wer jüdisch sei, hat bis heute kein Ende genommen. Ist es aufgrund der jüdischen Mutter, so wie es die Rabbiner sagen oder aufgrund des Vaters, wie es der Tenach (Altes Testament) beschreibt oder reicht ein jüdischer Großelternteil (gemäß dem Einwanderungsgesetz nach den Nürnberger Rassengesetze)?  (Link zu einem Artikel)

Purim als Ende der Ausgrenzung
Purim ist das Fest der Überwindung der Ausgrenzung. Können wir einander akzeptieren, auch wenn wir nicht gleich aussehen und andere Bräuche pflegen? Oder grenzen wir einander aus und wollen aneinander nicht Anteil geben und nehmen? Am ersten Purim erhielten die Juden von den Nichtjuden Geschenke. Mit dem Schenken kleiner Süßigkeiten bringen wir zum Ausdruck: Wir nehmen Anteil an eurer Geschichte, euren Traditionen und wünschen uns von Herzen, dass die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Fremdartigkeit ein Ende nimmt. Wir hoffen und beten, dass die Verheißung auf ein Ende aller Verfolgung bald in Erfüllung gehen wird.

Text: Hanspeter Obrist

Bild Purim: Alex Levin   Pupliziert, siehe Grafikadresse

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Fasten des Gedalja
Jom Kippur – Der Versöhnungstag
Sukkot – Das Laubhüttenfest
Chanukka – Das jüdische Lichterfest
Tu BiSchwat – Das Neujahrsfest der Bäume
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