Putins Einmarsch ist ein Fehler

Für Timothy Snyder, Autor und Professor für Geschichte an der berühmten Yale-University, ist Russland gerade drauf und dran, den Krieg in der Ukraine zu verlieren. Putins Einmarsch in die Ukraine sei nicht nur ein Verbrechen, sondern auch ein Fehler. Diesen Fehler zuzugeben sei vor allem für Putin, dessen Macht auf dem Image als starker Mann beruhe, jedoch schwer: „Russland hat in diesem Krieg die Phase erreicht, in der es kämpft, weil es peinlich wäre, nicht zu kämpfen“, schreibt der US-Historiker auf seinem Blog „Thinking about“ .

Auch wenn Kriege unberechenbar seien, glaubt Snyder, dass die Ukraine höchstwahrscheinlich gewinnen werde. Als Beleg für seine These analysiert der US-Experte sieben Kriegsfaktoren, die über den Verlauf von bewaffneten Konflikten entscheidend seien.

  1. Der Zeitfaktor

Je länger ein Krieg dauere, desto mehr würden die Vorteile, die eine große Macht wie Russland zu haben scheint, schwinden.

  1. Sanktionen

Russland ist eine deutlich größere Volkswirtschaft als die Ukraine, weswegen die Sanktionen gegen Russland bald ihre Wirkung zeigen würden, prophezeit Snyder.

  1. Eigenes Territorium

Die Ukraine sei im Bereich der Logistik klar im Vorteil, schreibt Snyder: Sie führe den Krieg auf ihrem eigenen Territorium.

  1. Topographische Gegebenheiten

Hügel und Wälder würden den Russen im Norden zu schaffen machen. Im Südosten des Landes gebe es laut Snyder kaum Hindernisse für die russischen Soldaten, aber trotzdem sei Russland nur sehr langsam vorangekommen.

  1. Art des Kampfes

Laut Snyder kämpfen die russischen Soldaten bevorzugt aus der Ferne. Durch mehr Artilleriegeschütze und Granaten sei Russland zwar bisher im Vorteil gewesen. Der Charakter des Krieges werde sich nun jedoch ändern, da die Ukraine präzisere Waffen mit größerer Reichweite geliefert bekomme, so Snyder. Er hält einen langsamen Rückzug der Russen für wahrscheinlich, da sie im Nahkampf keine guten Kämpfer seien.

  1. Moral

Er habe den Eindruck, dass viele russische Soldaten nicht besonders motiviert seien und nicht wirklich wüssten, warum sie in der Ukraine sind. Auch wenn die russische Führung nicht den Anschein mache, als würde sie sich um die gefallenen Soldaten scheren, hätten die eingesetzten Soldaten in der Ukraine selbst ein Interesse daran, lebend zurückzukehren, analysiert Snyder. Die Ukrainer hingegen könnten nirgendwo anders hin, denn Putin drohe dem Land offen mit seiner Ausrottung. „Sie wissen genau, wofür sie kämpfen“. Dies sei ein weiterer, moralischer Vorteil für die Ukraine.

  1. Strategie

Die russische Invasion habe von Beginn an auf Putins fehlerhafter Vorstellung basiert, dass das ukrainische Volk seine Zerstörung annehmen und die russischen Soldaten als „Brüder“ begrüßen würde, schreibt Snyder weiter. „Die ukrainische Nation und der ukrainische Staat sind durch diesen Krieg verändert worden, aber nicht in einer Weise, die Russland zugute kommt.“

Für Snyder hat der Krieg gezeigt, dass die Ukraine weitaus widerstandsfähiger und funktionsfähiger ist als vielfach angenommen. Seiner Meinung nach ist das Land in der Lage, diesen Krieg zu gewinnen. Russlands einziger Weg zum Sieg bestehe noch darin, den Westen zu überzeugen, dass die Ukraine nicht gewinnen könne. Der Krieg würde auch erst enden, wenn Putin erkenne, dass seine persönliche Situation durch eine Niederlage bedroht werde, schreibt der US-Experte. „Alles, was wir tun müssen, ist, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, etwas Geduld zu zeigen und die Demokratie, die angegriffen wird, zu unterstützen – mit der richtigen Einstellung und den richtigen Waffen“, so Snyder. mehr Informationen

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