Die Bergpredigt – Salz und Licht

Nachdem Jesus mit den Seligpreisungen aufgezeigt hat, wer im Fokus steht, entfaltet er mit dem Bild von Salz und Licht, wie das Reich Gottes sich ausbreitet.

Wir sind in dieser Welt, um etwas zu bewirken. Salz bringt den Geschmack zur Entfaltung. Salz reinigt. Salz ist auch ein Bild für die heiligende, bewahrende Kraft Gottes.

Wir sind Licht in der Welt, damit die Menschen den Vater im Himmel sehen und preisen.

In all den hilfsbedürftigen Menschen aus der Seligpreisung soll sichtbar werden, wie Gott ihr Leben prägt und verändert.

Das Reich Gottes breitet sich nicht durch Argumente aus, sondern dadurch, dass Menschen die verändernde Kraft Gottes in uns wahrnehmen und selbst Teil davon werden.

Mittwoch, 28. Mai 2025, 14:00 Uhr / De Namittag uf Radio Maria Schweiz / Die Bergpredigt – Salz und Licht / mit Hanspeter Obrist (Wiederholung 22 Uhr / Do 2 Uhr)

Einige Stunden nach der Sendung erscheinen hier der Podcast und eine Zusammenfassung.

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Jesus predigt das Reich Gottes. Die Bergpredigt in Matthäus 5-7 ist das Manifest oder Programm Jesu und die erste schriftliche Überlieferung von Jesus. Was Jesus uns mit dieser Predigt sagen will, darüber denken wir in dieser neuen Reihe nach. 

Jesus setzt in der Bergpredigt einen besonderen Akzent. Er eröffnet seine Predigt mit der Seligpreisung. Er will sein Reich nicht mit den Starken aufbauen, sondern das Augenmerk auf die Schwachen legen. Er hebt die Not nicht auf, sondern gibt darin Hoffnung. Er unterwirft nicht mit Macht, sondern wirbt mit Liebe.

Das Reich Jesu gibt jedem Menschen wieder Hoffnung und eine Zukunft, auch wenn die unmittelbare Veränderung noch ausbleibt.

Jesus bringt mit der Seligpreisung auf den Punkt, mit wem er Reich Gottes bauen will: Wer seine Bedürftigkeit vor Gott einsieht, den beschenkt Gott mit seiner Gegenwart. Gott ist der Tröstende. Er gibt neue Aufgaben und stillt alle Bedürfnisse.

Am Anfang der Bergpredigt stehen zuerst göttliche Zusagen. Nicht wir dienen Gott, sondern Gott dient durch uns den Menschen in dieser Welt.

Reich Gottes dreht sich nicht nur um das Hier und Jetzt, sondern hat eine Ewigkeitsperspektive. Das führt zu einem befreiten Christsein, das ansteckend ist.

Was ist als nächstes Jesus auf dem Herzen?

Nachdem Jesus mit den Seligpreisungen aufgezeigt hat, wer im Fokus steht, entfaltet er mit dem Bild von Salz und Licht, wie das Reich Gottes sich ausbreitet.

In Matthäus 5,13 sagt Jesus: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.“

Was verbinden wir mit diesem Bild?

Salz bringt den Geschmack zur Entfaltung. Ohne Salz schmeckt das Essen fade. Mein Onkel hatte ein Restaurant. Er sagte zu mir: „Damit der Geschmack des Fleisches richtig zur Geltung kommt, darf man nur mit Salz und Pfeffer würzen.“ Aber auch bei Gemüse und Süßigkeiten wird Salz verwendet. Dennoch schmeckt nicht alles nach Salz. Salz hat die besondere Eigenschaft, den Geschmack zu verstärken und zur Entfaltung zu bringen.

Salz konserviert und galt zu biblischen Zeiten als reinigend. So wurden nach Hesekiel 16,4 Neugeborene mit Salz eingerieben. Bei Wunden galt Salz als zusammenziehend, reinigend und lindernd (Solebad). Salz bewahrt das Gute und verhindert Fäulnis, Entzündung und Verderben. Elisa hat das bittere Wasser von Jericho (2. Könige 2,19-23) mit Salz gesund gemacht.

Salz wurde auch den Opfern beigegeben. In 3.Mose 2,13 heißt es: Jede deiner Opfergaben sollst du mit Salz darbringen“ (vgl. auch Hesekiel 43,24). Auch dem Räucheropfer wurde Salz beigegeben (2.Mose 30,35).

Mit Salz wird auch Fleisch koscher (jüdisch rein) gemacht.

Salz ist ein Bild für die heiligende, bewahrende Kraft Gottes. Salz ist etwas ganz Unscheinbares, Unauffälliges, aber es hat eine starke Wirkung.

Jesus will hier sagen: Nachfolger von Jesus bewirken etwas. Sie sollen sich nicht zurückziehen, sondern in Kontakt sein. Im Kontakt mit den Nachfolgern Jesu soll sich das Leben entfalten. Menschen sollen aufblühen.

Eigenartig ist die Aussage im Text, dass Salz fade werden und nicht mehr salzen kann.

Das in der Antike bekannte Salz hatte nicht die Reinheit des modernen Speisesalzes. Insbesondere das Salz aus dem Toten Meer enthielt erhebliche Beimischungen von Mineralien. Nur 30,4 % sind reines Kochsalz. Wurde dieses Salz unsachgemäß gelagert, konnte es zu Verhärtungen und gibsartigen Verklumpungen kommen. Dadurch wurde das Salz unbrauchbar.

Das griechische Wort für fade, kraftlos ist moranthä (μωρανθῇ), das manchmal auch mit „töricht“ übersetzt wird. Es kommt vom Wort „moraino“ (μωραίνω). Damit bezeichnet Matthäus stets Menschen, die nicht glauben. Unsachgemäßer Glaube kann zu Verhärtungen führen.

Im Text heißt es: „Ihr seid“ und nicht „ihr sollt sein“. Das ist eher eine Feststellung als eine Aufforderung, etwas zu werden. Wenn man den Glauben zurückhalten will, dann wird er nutzlos.

Gottes Kraft in uns hat Auswirkungen. Aber sie kann nicht gelagert werden. Der Glaube lebt von den täglichen Begegnungen. Salz verändert sein Umfeld und ist wie der Sauerteig, der den ganzen Teig durchsäuert.

Wir sind in dieser Welt, um etwas zu bewirken. Salz bringt den Geschmack zur Entfaltung. Salz reinigt. Salz ist auch ein Bild für die heiligende, bewahrende Kraft Gottes. Wenn man den Glauben zurückhalten will, dann wird er nutzlos.

Was für eine Bedeutung hat das Licht?

In Vers 14 fährt Jesus fort: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das Licht ist eine messianische Verheißung.

In Jesaja 49,6 sagt Gott über den Messias: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“

Und in Johannes 8,12 sagt Jesus: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Durch Jesus wird es hell – es wird Licht. Zuerst in unserem eigenen Leben und dann werden wir selbst zu Lichtträgern.

Was ist die Eigenschaft des Lichtes?

Licht macht sichtbar, was verborgen ist. Wenn wir etwas Verlorenes suchen, dann nehmen wir eine starke Lampe und leuchten jeden Winkel aus.

Wer nichts zu verbergen hat, braucht das Licht nicht zu fürchten, sondern kann sich darüber freuen.

Licht gibt auch Orientierung. Deshalb haben wir Straßenlaternen oder Blinklichter auf Bergen oder Sendemasten. Und wir schalten die Scheinwerfer unserer Autos ein.

Licht gibt Sicherheit und Geborgenheit. Wenn jemand von dunklen Zeiten in seinem Leben spricht, dann sind das schwierige Lebensabschnitte. Wir suchen einen Platz an der Sonne. Wir sehnen uns nach Licht und Wärme.

Spannend ist, dass alle Finsternis der Welt das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen kann. Licht vertreibt die Finsternis.

Was will Jesus damit sagen?

In uns begegnen Menschen dem göttlichen Licht. Man kann uns Christen ausblenden oder die Augen verschließen, aber das Licht in uns wird mehr wahrgenommen, als uns oft bewusst wird.

Vor zirka zwei Jahren spazierten meine Frau und ich einer Straße entlang. Ein Mann überholte uns. Plötzlich drehte er sich um und fluchte Jesus. Er hat Jesus in uns wahrgenommen, ohne dass wir durch irgend etwas, weder im Gespräch noch mit unserer Kleidung, auf Jesus aufmerksam gemacht haben.

In Johannes 3,19 heißt es: „Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht“. Wer etwas verbergen will, zieht sich in die Dunkelheit zurück.

Die göttliche Lösung ist, die schwierigen Dinge ans Licht zu bringen und sich so von ihnen zu trennen. In 1.Johannes 1,9 heißt es: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.“

Man kann das Licht gar nicht richtig verbergen. So sagt Jesus: „Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.“

So wie die Stadt Safed, die über dem See Genezareth thront. Dies hatten die Zuhörer wohl vor Augen, denn sie waren am Fuß des Berges auf dem die Stadt liegt. Im Jerusalemer Talmud (RH 2:1, 58a) wird Safed als einer der Berggipfel erwähnt, von denen zur Zeit des herodianischen Tempels Feuersignale übermittelt wurden.

Jesus sagt in Vers 15: „Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus.“

Das griechische Wort hinter dem europäischen Scheffel ist ein Modios (μόδιος). Das ist ein in biblischer Zeit gebräuchliches Hohlmaß von knapp 9 Litern. Dieses Gefäß würde das Licht zwar verdecken, aber mit der Zeit würde das Feuer der Öllampe darunter ersticken.

Das Licht steht auch für den eigenen Glauben. Wer ihn unterdrückt, bei dem verliert er seinen Zweck.

So fährt Jesus in Vers 16 weiter: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Das wichtigste Wort ist hier „damit“. Wir sind nicht zum Selbstzweck Salz und Licht, sondern damit der himmlische Vater wahrgenommen wird und die Menschen sollen ihm die Ehre geben.

Paulus beschreibt den Sinn des Lebens so: „… wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt“ (Epheser 1,12 wie auch 1,6; 1,14).

Wir sind Licht der Welt, damit die Menschen den Vater im Himmel preisen. Was bedeutet das für uns?

Salz und Licht bewirken etwas. Das Ziel ist nicht, einen Menschen zu ehren, sondern den Vater im Himmel zu verherrlichen (Vers 16).

Bereits in 4.Mose 14,21 findet sich das Anliegen, dass die ganze Welt von der Herrlichkeit Gottes erfüllt sein soll. Gott sagte zu Mose: „So wahr ich lebe und die Herrlichkeit des HERRN das ganze Land erfüllt“.

Paulus schreibt in Römer 1,20: „Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar.“

Die Menschen, welche die Herrlichkeit Gottes wahrgenommen haben, sollen darauf antworten, indem sie Gott anerkennen (Psalm 102,16; Jesaja 62,2) und ihm ihrerseits Ehre bringen (Psalm 96,7; Jesaja 42,12).

So steht in Jesaja 42,10-12: Singt dem HERRN ein neues Lied, seinen Ruhm vom Ende der Erde her, die ihr das Meer befahrt, seine Fülle, die Inseln und ihre Bewohner! 11 Die Wüste und ihre Städte sollen sich freuen, die Dörfer, die Kedar bewohnt. Die Bewohner von Sela sollen singen vor Freude und jubeln auf den Gipfeln der Berge. 12 Sie sollen dem HERRN die Ehre geben, sein Lob auf den Inseln verkünden.“

Die Bedeutung des Bildes von Salz und Licht wird in der Aufforderung am Ende des Abschnitts deutlich: Die Menschen sollen unsere Handlungen sehen und den Vater im Himmel preisen.

Sie schauen also nicht auf unsere Talente, sondern darauf, wie unser Glaube unser Handeln prägt. Wir sollen uns nicht zur Schau stellen, um selbst dafür geehrt zu werden.

In all den hilfsbedürftigen Menschen aus der Seligpreisung soll sichtbar werden, wie Gott ihr Leben prägt und verändert.

Deshalb ziehen wir uns nicht zurück, sondern sind nahbare Menschen. Wir verbergen unseren Glauben nicht, weil er sonst sein Ziel verfehlt und erstickt.

Wir wollen, dass Menschen zur Entfaltung kommen. Sie sollen Orientierung und Geborgenheit bei Gott erfahren und so soll Gottes HERRlichkeit sichtbar werden.

Gott ist der Herr dieser Welt und wir laden ihn ein, auch der Herr unseres Lebens zu sein.

Das Reich Gottes breitet sich nicht durch Argumente aus, sondern dadurch, dass Menschen die verändernde Kraft Gottes in uns wahrnehmen und selbst Teil davon werden.

Hanspeter Obrist, Mai 2025

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