Flucht eher Chance als Risiko

UNO Beobachter registrieren Kämpfe in Syrien

In Syrien spricht kaum jemand von einer Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer. Im Gegenteil: Immer mehr Leute wollen weg. Für die meisten Syrer ist die Flucht übers Meer eher eine Chance als ein Risiko. Nur wir sehen das als Problem – und zwar für uns, nicht für die Migranten.

Das Risiko ist berechenbar. Wie viele Leute sind geflohen, und wie viele sind dabei gestorben? Die Zahlen sind unbekannt. Aber das Risiko, in Syrien zu bleiben, könnte höher sein. Die Aussicht auf eine Zukunft ist jedenfalls höher, wenn man übers Mittelmeer flieht, als wenn man in Syrien bleibt, wo man leicht Opfer des Kriegs werden kann. Auch eine Zukunft als Sozialfall in Europa ist aussichtsreicher als eine Existenz in Syrien. Vor allem Schweden ist ein populäres Ziel. Aber auch Deutschland ist beliebt. Und die Schweiz? Die Leute sprechen nicht oft von der Schweiz. Wohl deshalb, weil es nicht so einfach ist, reinzukommen und zu bleiben.

Am Anfang waren die Bewohner noch optimistisch, vor allem in den von der Regierung kontrollierten Gebieten. Sie meinten, dieser Bürgerkrieg werde nicht lange dauern. Heute glaubt das niemand mehr. Zudem haben die Menschen ihre Wohnungen und Häuser verloren, die Infrastruktur des Landes ist zerstört.

Investitionen wird es erst geben, wenn das Assad-Regime nicht mehr da ist, und dann nur von den Golfstaaten und der Türkei. Beide Seiten haben eine islamistische Agenda, und das wollen weder die Christen in Syrien noch die meisten Muslime. «Das strategische Ziel der Türkei, Saudi-Arabiens und Katars scheint ein sunnitischer Staat («Sunnistan») zu sein, der von Mosul bis an die Mittelmeerküste reicht», sagt Dr. John Eibner, bei CSI verantwortlich für den Nahen Osten.

Die Flucht für eine ganze Familie können nicht alle bezahlen. Deshalb ziehen viele in Gebiete, die von der Regierung kontrolliert werden, dort sind sie einigermassen sicher. Weite Teile von Damaskus oder Gebiete an der Mittelmeerküste sind vom Krieg derzeit nicht betroffen. Aber das kann sich schnell ändern. Christen und Alawiten sind besonders unter Druck, aber auch sunnitische Muslime flüchten zu Hunderttausenden in Gebiete, die noch von der Regierung kontrolliert werden.

Ist Assad nun ein Teil der Lösung oder wie bisher des Problems? Er ist offensichtlich beides. Wenn er jetzt eliminiert würde, nähme das vollständige Chaos wohl noch zu. Die Ursachen der Krise mit den Flüchtlingen bleiben bestehen, solange sich die Syrer in ihrem Heimatland nicht mehr sicher fühlen. «Eine Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht», sagt John Eibner. «Während der Krieg weitergeht, verlieren mehr und mehr Christen die Hoffnung, in ihrer Heimat bleiben zu können.»

Eine muslimische Flüchtlingsfrau aus Aleppo meint: «Ich bin Muslimin, aber die Religion dieser Rebellen ist nicht der Islam, wie ich ihn verstehe. Ich verabscheue die Salafisten und will nicht unter ihrer Herrschaft leben.»

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