Das Geschäft mit der Himmelskönigin

In Ephesus war soeben eine Erweckung geschehen.

Ephesus war ein Wallfahrtsort für die Göttin Artemis. Der Glaube an eine Himmelskönigin ist schon sehr alt.

In Ephesus verkauften Silberschmiede kleine Tempel und andere geweihte Gegenstände, denen göttliche Kräfte zugeschrieben wurden (Apostelgeschichte 19,23-40). Paulus sprach sich gegen die Wirksamkeit solcher von Menschenhand gefertigter Bilder aus (Vers 26). Er lästerte jedoch nicht über die Göttin selbst (Vers 37).

Nun, da sich viele dem Glauben an Jesus zugewandt hatten, schien das Geschäft mit dem Glauben in Gefahr zu sein (Vers 27).

Manchmal ist es besser zu schweigen, besonders dann, wenn Emotionen im Spiel sind.

Spannend ist auch, dass Paulus nie negativ über den Glauben anderer sprach. Auf jeden Fall konnte man ihm und seinen Mitstreitern nicht vorwerfen, dass sie über die Göttin gelästert hatten (Vers 37). Ihm war es wichtig, den Menschen aufzuzeigen, dass der Glaube sein Vertrauen auf Jesus setzt und nicht auf Gegenstände, denen man göttliche Kräfte zuschreibt.

Ganzer Text:

Paulus hat von Gott in Ephesus bereits aufs Herz gelegt bekommen, dass sein Weg nach Rom geht (Apostelgeschichte 19,21). In Ephesus war soeben eine Erweckung geschehen. Viele Neubekehrte hatten ein großes öffentliches Statement abgegeben, indem sie ihre Zauberbücher verbrannten (Apg. 19,19). Da Ephesus ein wirtschaftliches und religiöses Zentrum der Antike war, verbreitete sich der Glaube, der als „der Weg“ bezeichnet wurde (Apg. 19,9 / 19,23 / 24,22), in der ganzen Gegend.

Viele Leute kamen nach Ephesus, denn hier stand der große Tempel der Göttin Artemis (römisch: Diana). Artemis galt als Mutter allen Lebens. Sie war die ewige Jungfrau und forderte von den Priestern und Tempeldienerinnen das Zölibat (Ehelosigkeit aus religiösen Gründen) sowie Jungfräulichkeit. Artemis gehörte zu den zwölf wichtigsten Gottheiten der griechischen Mythologie. Sie war unter anderem die Hüterin der Frauen und Kinder. In Ephesus hatte es eine Erscheinung der Artemis gegeben (Vers 37). Deshalb entwickelte sich die Stadt zu einem Wallfahrtsort. Immer im Mai gab es große Prozessionen und Feste zu ihren Ehren.

Der Glaube an eine Himmelskönigin ist schon sehr alt: Jeremia 7,18Die Kinder lesen Holz auf, und die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um für die Königin des Himmels Kuchen zu machen. Und anderen Göttern spendet man Trankopfer, um mich zu kränken.“ (vgl. auch Jeremia 44,17-27)

Der Artemis-Tempel von Ephesus galt als eines der sieben Weltwunder. Er war auf Treibsand gebaut, und nur die besten Materialien wurden für seinen Bau verwendet. Hier verkauften die Silberschmiede kleine Tempel und andere geweihte Gegenstände, denen göttliche Kräfte (wie der Schutz vor Unglück und bösen Mächten) zugeschrieben wurden. Paulus sprach sich gegen die Wirksamkeit solcher von Menschenhand gefertigter Bilder aus (Vers 26). Er lästerte jedoch nicht über die Göttin selbst (Vers 37).

Nun, da sich viele dem Glauben an Jesus zugewandt hatten, schien das Geschäft mit dem Glauben in Gefahr zu sein (Vers 27). Spannend ist, dass die Gegner von Paulus ein anderes Thema in den Vordergrund schoben. Wie oft kleiden wir unsere zwischenmenschlichen oder wirtschaftlichen Interessen in religiöse Gewänder. Viele hatten nicht einmal eine Ahnung, warum der Mob losging (Vers 32). Wie schnell kann man zum Mitschreier werden, statt sich an die richtigen Stellen zu wenden.

Der Stadtschreiber ist hier ein Werkzeug Gottes, indem er darauf hinweist, dass man den ordentlichen Weg gehen soll. Für uns bedeutet das, immer wieder darauf zu achten, dass nicht hinter dem Rücken von jemandem gesprochen wird. Vielmehr sollen wir die Personen entweder direkt ansprechen oder die Sache fallen lassen.

Paulus hört auf den Rat der Brüder und der Beamten und geht nicht zum Theater (mit 25’000 Sitzplätzen). Manchmal ist es besser zu schweigen, besonders dann, wenn Emotionen im Spiel sind oder es nur um Hetze und Lästerungen geht.

Spannend ist auch, dass Paulus nie negativ über den Glauben anderer sprach. Auf jeden Fall konnte man ihm und seinen Mitstreitern nicht vorwerfen, dass sie über die Göttin gelästert hatten (Vers 37). Ihm war es wichtig, den Menschen aufzuzeigen, dass der Glaube sein Vertrauen auf Jesus setzt und nicht auf Gegenstände, denen man göttliche Kräfte zuschreibt. Wir stehen immer wieder in der Gefahr, dass ein Gegenstand oder eine Person, die uns auf Gott hinweisen soll, plötzlich an die Stelle Gottes tritt, weil wir unser Vertrauen auf sie statt auf Gott setzen.

Gott setzte dem Wirken von Paulus mit dem Aufstand einen Schlusspunkt. Doch damit war Gottes Geschichte mit Ephesus noch lange nicht zu Ende. Später kam Johannes, ein Jünger von Jesus, nach Ephesus. Im Jahr 431 fand hier das Dritte Ökumenische Konzil statt, bei dem Maria in den Fokus der Theologie rückte (mehr Informationen: https://baseljerusalem.info/ephesus).

Hanspeter Obrist, Juni 2025

Impuls aus dem offenen Bibel-Treff Ebnat-Kappel
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