Israels Dilemma mit dem Iran

Israel steht vor einem Dilemma: mit einem atomar aufgerüsteten Iran zu koexistieren und dessen Vernichtungsdrohungen tatenlos hinzunehmen, oder im Alleingang das iranische Atomprogramm zu zerstören.

Der israelische Premier verschweigt, was er beabsichtigt. Alle Kommentatoren gestehen, weder neueste Geheimdienstinformation zum aktuellen Stand des iranischen Atomprogramms noch die heutigen Fähigkeiten der israelischen Luftwaffe genau zu kennen. Doch die Anreicherung von Uran auf über 20 Prozent ergibt nur einen Sinn für den Bau einer Atombombe.

Die USA haben weit bessere Möglichkeiten für einen militärischen Schlag, weil sie näher am Ziel und mit größeren Bomben ausgestattet sind. Sie haben aber auch einen längeren Atem, noch ein paar Monate auszusitzen. Im Gegensatz zu Israel besteht für die Amerikaner keine Dringlichkeit, jetzt zu handeln. Die Amerikaner wären auch in Zukunft fähig, es nachhaltig zu zerstören. Israelische Experten erwähnten zudem die „historische Erfahrung“, dass die USA weder Nordkorea noch Pakistan gewaltsam am Bau einer Atombombe gehindert hätten.

Die USA müssten selber zum Schluss kommen, dass diplomatische Druckmittel und Sanktionen nicht fruchten und dass eine iranische A-Bombe amerikanische Interessen wie Öl und seine Verbündeten unerträglich bedroht.

Den Iran jetzt NICHT anzugreifen, bedeutet für Israel, sich amerikanischer Willkür auszuliefern. Entweder stoppen die USA das iranische Atomprogramm, oder aber sie konfrontieren Israel damit, tägliche iranische Vernichtungsdrohungen tatenlos hinzunehmen und dem Funktionieren eines amerikanisch finanzierten Abwehrschirms zu vertrauen. Für ein Volk mit Holocausttrauma könnte das ein unerträglicher Zustand werden.

Gegen einen amerikanischen Militärschlag in nächster Zukunft sprechen der derzeitige Wahlkampf, die Wirtschaftskrise und schlechte Erfahrungen mit militärischen Abenteuern in Irak und Afghanistan.

Über den Iran wird seit 15 Jahren öffentlich debattiert. Das Land ist zudem vorgewarnt und hat seine Lehren aus der Erfahrung des Irak gezogen. Seine Anlagen sind befestigt und für jeden Angreifer eine Herausforderung.

Noch existiert keine israelische Absichtserklärung, den Iran anzugreifen, und alle kursierenden Militärpläne erweisen sich als Spekulation.

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