Religiöse Trendwende?

In Frankreich werden fast 18.000 Menschen an Ostern in die katholische Kirche aufgenommen. Eine Steigerung um 30% zum Vorjahr, die Erwachsenentaufen betreffend sogar um 45%. Handelt es sich um einen kurzlebigen Trend oder um eine nachhaltige Entwicklung?

Aus Sicht der großen christlichen Konfessionen in Deutschland sind das beeindruckende Zahlen. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 traten in Deutschland lediglich 1.839 Menschen in die katholische Kirche ein, immerhin 4.743 machten ihren Austritt rückgängig.

Im Raum stehen verschiedene Theorien. Einigermaßen einsichtig ist die Vermutung, dass junge Menschen auf der Suche nach Sinn verstärkt auf die Angebote der Kirche zurückgreifen, dass sie in einer fragmentierten und individualistischen Gesellschaft.

Auch die Präsenz des Islam und die oft selbstverständlich Raum einfordernde Glaubenspraxis vieler Muslime könnte eine Rolle spielen. Man ist immer stärker mit religiösen Menschen konfrontiert, die ihre Überzeugungen offen und öffentlich vertreten, und die dem Glauben hohe Priorität einräumen. Zugleich ist denkbar, dass damit auch der Versuch kultureller Selbstbehauptung und Rückgewinnung der eigenen kulturellen Wurzeln verbunden sein könnte.

Ein ähnliches Phänomen zeigt sich in England. Hier sind es die Zahlen der Gottesdienstbesucher, die kontinuierlich steigen – um 50% innerhalb der letzten sechs Jahre in England und Wales. Besonders sticht hier hervor, dass die Rate vor allem unter jungen Männern stieg: Von 4% auf 21%.

Die katholische Zeitung La Croix hat in einer nichtrepräsentativen Umfrage nach Gründen für den Wunsch, getauft zur werden, gefragt. 51% der Befragten geben an, dass eine spirituelle Erfahrung ein Motiv sei. Sinnsuche ist mit insgesamt 35% vertreten, 18% nennen die persönliche Begegnung mit Priestern oder Gläubigen. Dazwischen rangiert mit 21% der Wunsch, „die christlichen Wurzeln Frankreichs zu entdecken“.  mehr Informationen

In diesem Jahr lassen sich in Frankreich zu Ostern so viele Erwachsene in der katholischen Kirche taufen wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Neben Menschen, die ganz neu zur Kirche finden, gebe es auch immer mehr, die als Kinder getauft wurden, dann jedoch der Kirche den Rücken kehrten und nun als Erwachsene zurück zum Glauben finden. Das zeige die Zahl der Erwachsenenfirmungen. Die Firmung findet in der katholischen Kirche nach Taufe und Erstkommunion statt und soll die Mitgliedschaft in der Kirche und den Glauben noch einmal bestärken, vergleichbar der evangelischen Konfirmation. Im vergangenen Jahr hätten sich 9.000 Erwachsene zu Pfingsten firmen lassen. Das seien etwa doppelt so viele wie 2023. mehr Informationen

Nach Angaben von Vatican News stammen die Neu-Christen häufig aus dem studentischen Milieu. Die steigende Zahl an neuen Christen sei eine Folge des Engagements in Werbung und Weitergabe des Glaubens, so die Meldung der katholischen Kirche. Man müsse das Ergebnis als «Zeichen des Himmels» interpretieren. Auch katholische Diözesen u.a. in den USA, England und Kanada vermeldeten zuletzt Rekordzahlen bei Erwachsenentaufen im laufenden Jahr, wie «Vatican News» weiter meldet. mehr Informationen

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