Weshalb spricht Jesus in Gleichnissen?

Der Zweck der Gleichnisse Jesu ist, dass der Suchende findet. Menschen können sich eine Geschichte oder ein Bild besser merken. Deshalb erzählen wir uns auch Märchen und Fabeln. Sie haben den Zweck, eine Grundwahrheit zu vermitteln.

Jesus sagt: „Eure Augen sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören“ (Matthäus 13,16). Doch er sagt auch: „Das Herz dieses Volkes ist hart geworden“ (Vers 15). Wer sich nicht auf die eigentliche Botschaft einlassen will, dem bleibt sie verschlossen. Unsere Grundhaltung öffnet oder verschließt unsere Augen und Ohren. Wer sehen will, sieht – wer nicht sehen will, bleibt blind.

Es gibt auch noch einen zweiten Aspekt: Solange etwas verborgen ist, kann der Mensch sich noch entscheiden. Wenn die Fakten offen auf dem Tisch liegen, dann gibt es nur noch die Unterscheidung zwischen denen, die geglaubt und denen, die nicht geglaubt haben. Solange die Dinge verborgen sind, besteht noch die freie Wahl, etwas anzunehmen oder abzulehnen. Deshalb ist die „Verborgenheit Gottes“ Gnade oder eine Chance, sich für oder gegen Gott zu entscheiden.

Jesus erzählt im Gleichnis vom Sämann, wie Menschen mit Gottes Wort umgehen (Matthäus 13,1-23). Er beschreibt vier Möglichkeiten:

  1. Ich höre das Wort, aber es kommen sofort Einwände dagegen hoch, die das Gehörte vernichten (der Weg mit den Vögeln).
  2. Ich bin von der Botschaft begeistert, doch der Glaube bleibt oberflächlich und ich bin nicht bereit, Schwierigkeiten auszuhalten (felsiger Grund, keine tiefen Wurzeln).
  3. Ich finde die Botschaft grundsätzlich gut, doch es gibt andere Dinge, die mich im Moment mehr beschäftigen (Dornen, die alles überwuchern).
  4. Ich bewege das Wort in meinem Herzen und entdecke immer mehr inspirierende Aussagen, die mich ermutigen, neue Wege zu gehen und Dinge anzupacken (guter Boden).

Die Gleichnisse Jesu sind wie die Feuer- und Wolkensäule beim Auszug der Kinder Israels aus Ägypten. Den Israeliten erleuchtete sie den Weg, die Ägypter dagegen wurden durch die Wolkensäule verwirrt. Gleichnisse öffnen denen die Augen, die ehrlich an Jesus interessiert sind. Denen, die ablehnend gesinnt sind, werden sie sich aber als Ärgernis erweisen. Auf eine absichtliche, selbstgewählte Blindheit folgt so eine wirkliche Blindheit.

Die Tatsache, dass es eine verborgene Zwischenform vom Reich Gottes geben wird, war vor Jesus nicht klar. Jesus beschreibt diesen Zeitabschnitt oft mit einem Eigentümer, der abwesend ist.

Wer sich auf Jesus einlässt, der erhält ewiges Leben. Wer ihn ablehnt, der verliert das von Gott geschenkte Leben. So kann man Vers 12 verstehen.

Die großen Gegenspieler der guten Nachricht sind der Durcheinanderbringer (der Teufel, Vers 19), unsere Bequemlichkeit (Vers 21) und Sorgen (mangelndes Vertrauen in Gottes Fürsorge, Vers 22).

Je nachdem, welche innere Einstellung wir haben, kann uns ein Gleichnis eine Tür öffnen oder uns verwirren. Der entscheidende Punkt sind meine Offenheit und der Wille, dranzubleiben, die Worte im Herzen zu bewegen und Neues zu entdecken.

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