Tu BeAv – eine israelische Version vom Valentinstag

Tu B’Av 2023. Beginnt am Abend vom Dienstag, 1. August und endet am Abend vom Mittwoch, 2. August

Tu BeAv ist in Israel ein Freudentag. Er gleicht etwas dem Valentinstag, an dem man sich Blumen schenkt. Die erste offizielle Erwähnung von Tu BeAv findet sich in der Mischna am Ende des zweiten Jahrhunderts. Es handelt sich um keinen traditionellen Feiertag, sondern um einen normalen Arbeitstag, auch wenn in der Nacht zu ihm viel gesungen und getanzt wird.

Wegen der freudigen Ereignisse, die an diesem Tag stattfanden, betrachteten die Gelehrten Israels den 15. Aw als einen der beiden erfolgversprechendsten Tagen im jüdischen Kalender (der andere ist Jom Kippur – Talmud, Taanit 26b).

Trotzdem sind für den 15. Aw keine besonderen Feierlichkeiten durch das Gesetz (Halacha) oder Bräuche, angeordnet. Die Ausnahme ist das Auslassen des Tachanun (Bitte um Erbarmen) und ähnlicher Gebete, wie dies bei allen Festen der Fall ist.

Ab dem 15. Aw sollte man das Studium der Thora intensivieren, da in dieser Zeit die Nächte des Jahres beginnen länger zu werden und „die Nacht zum Thora-Studium erschaffen worden ist“ (gemäß dem Talmud / Vergleiche Nationales Bibellese-Projekt).

Tu BeAv gilt heute als Freudentag, da er den Beginn der Weinlese sowie an einige historische Ereignisse erinnert:

  • Nachdem die Kundschafter Israel besichtigt hatte, traute Israel Gott nicht zu, dass er ihnen trotz Übermacht zum Sieg verhelfen konnte. So entschied Gott, dass sie nochmals 38 Jahre in der Wüste bleiben sollen und er mit der neuen Generation das neue Land betreten wird. Am 15. Aw des Jahres 2487 zog Israel über den Jordan ins verheißene Land.
  • Um die Zuteilung des Heiligen Landes unter den zwölf Stämmen aufrechtzuerhalten, wurde eine Beschränkung, bezüglich der Heirat zwischen Mitgliedern der Stämme, aufgestellt. Es war einer Frau, die von ihrem Vater das Land ihres Stammes geerbt hatte, untersagt, außerhalb ihres Stammes zu heiraten, damit ihre Kinder – Mitglieder vom Stamme ihres Vaters – keinen Transfer des Landes, von einem Stamm zum anderen (durch das Erbe des Anteils), bewirken (4. Mose 36). Diese Vorgabe galt für die Generation, die das Heilige Land, während der 14-jährigen Periode 2488-2503 (1273-1258 BC) erobert und besiedelt hatte. Als die Beschränkung am 15. Aw aufgehoben wurde, war dieses Ereignis ein Grund für freudige Festlichkeiten.
  • Im frühen Israel war es Brauch, dass am 15. Aw „die Töchter Jerusalems in geliehenen Leinenkleidern ausgehen werden (so dass nicht diejenigen, welche keine wunderbare Kleider ihr eigen nennen konnten, in Verlegenheit geraten würden) … und in den Weinbergen tanzen“ und „wer noch keine Frau hatte, dorthin gehen würde“, um für sich eine Ehefrau zu finden (Talmud, Taanit 31a).
  • Als der heilige Tempel in Jerusalem stand, wurde das Schlagen des Feuerholzes für den Altar am 15. Aw abgeschlossen. Das Ereignis wurde mit freudigen Feierlichkeiten begangen, wie es der Brauch nach Beendigung einer ‘heiligen Anstrengung’ ist, es schloss auch das Zerbrechen der Axt ein, was auch den Namen für den Tag stiftete.
  • Der 15. Aw war der Tag, an welchem der Stamm Benjamin, der für sein Verhalten im Zwischenfall mit der „Konkubine von Giwa“ ausgeschlossen worden war, wieder in die Gemeinschaft von Israel aufgenommen worden (Richter 19-21). Das Ereignis geschah während der Zeit von Othniel Ben Knaz, der das Volk Israel in den Jahren 2533-2573 (1228-1188 BCE) führte.
  • Nach dem Tod von König Salomon, im Jahre 2964 (797 BC), errichtete der Herrscher des abgefallenen nördlichen Königreiches von Israel, Jeroboam ben Nebat, Straßenblockaden, um die Einwohner seines Landes daran zu hindern zu den Pilgerfahrten nach Jerusalem, der Hauptstadt des Südreiches von Juda und zum heiligen Tempel zu pilgern. Diese Straßensperren wurden mehr als 200 Jahre später, am 15. Aw 3187 (574 BC), durch Hosea Ben Eila, den letzten König des nördlichen Königreiches, entfernt.
  • Die Festung Betar war der letzte Rückhalt des Bar Kochba Aufstandes. Als Betar am 9. Aw 3893 (133 CE), fiel, wurden Bar Kochba und viele tausend Juden getötet; die Römer töteten die Überlebenden des Kampfes mit großer Grausamkeit und erlaubten den Juden nicht ihre Toten zu beerdigen. 15 Jahre lagen ihre Überreste auf dem Schlachtfeld verstreut. Als die Toten von Betar schließlich am Tu BeAw (15. Aw) des Jahres 3908 beerdigt wurden, wurde ein zusätzlicher Segensspruch zum „Tischgebet“ hinzugefügt (HaTow VehaMeitiw).

Rabban Schimeon Ben Gamliel gab folgende Erklärung ab (letzte Mischna des Traktates Taanit, und Talmud, Taanit 26b):
Es gab keine größeren Festtage in Israel als den 15. Aw und den Jom Kippur. Denn an ihnen pflegten die Töchter Jerusalems ins Freie zu gehen, in weißen Kleidern, die geliehen waren, um nicht diejenigen zu beschämen, die keine besaßen; und all diese Kleider mussten vorher rituell gereinigt sein. Die Töchter Jerusalems also gingen hinaus in die Weinberge und tanzten; und was war es, dass sie sagten? Junger Mann, erhebe deine Augen und sieh zu, was du dir wählst. Richte dein Auge nicht auf Schönheit, richte dein Auge auf die Familie (die Herkunft)“.
Wie es heißt (Sprüche Salomons 31, 30-31): „Falsch ist die Anmut und eitel die Schönheit; eine gottesfürchtige Frau ist es, die zu loben ist. Geht ihr von den Früchten ihrer Hände (Werk), dann werden in den Toren ihre Taten sie loben.“ Und so heißt es auch (Hohelied 3,11): „Geht hinaus und schauet, ihr Töchter Zions, auf den König Salomo, in der Krone, mit der ihn seine Mutter gekrönt hat, am Tage seiner Hochzeit und am Tage der Freude seines Herzens.“

Warum diese beiden Tage, der 15. Aw und der Versöhnungstag, diese besondere Stellung einnehmen, wird in den Quellen ausführlich erklärt: An diesen beiden Daten haben sich in der jüdischen Geschichte eine Reihe von herzerfrischenden und auch herzergreifenden Dingen zugetragen, die sehr wesentlich dazu angetan sind, das Gemüt, das gesamte Innenleben des jüdischen Menschen anzusprechen.

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