Selenskyjs Rede zum Weltkriegsende

„Kann der Frühling schwarz und weiß sein? Gibt es einen ewigen Februar? Werden goldene Worte abgewertet? Leider kennt die Ukraine die Antworten auf all diese Fragen. Leider lauten die Antworten ‚ja‘. Jedes Jahr am 8. Mai gedenken wir gemeinsam mit der gesamten zivilisierten Welt all derer, die die Welt während des Zweiten Weltkriegs gegen den Nazismus verteidigt haben. Millionen von verlorenen Leben, schrecklichen Schicksalen, gequälten Seelen und Millionen von Gründen, dem Bösen zu sagen: ‚Nie wieder!‘

Wir wussten, welchen Preis unsere Vorfahren für diese Weisheit bezahlt haben. Wir wussten, wie wichtig es ist, sie zu bewahren und sie an die Nachwelt weiterzugeben. Aber wir ahnten nicht, dass unsere Generation Zeuge der Entweihung dieser Worte werden würde, die, wie sich herausstellte, nicht für alle die Wahrheit sind. In diesem Jahr sagen wir ‚Nie wieder‘ anders. Wir hören ‚Nie wieder‘ anders. Es klingt schmerzhaft, grausam. Ohne Ausrufe, aber mit einem Fragezeichen. Sie sagen: nie wieder? Erzählen Sie der Ukraine davon.

Am 24. Februar wurde das Wort ’nie‘ ausradiert. Beschossen und bombardiert. Von Hunderten von Raketen um 4 Uhr morgens, die die gesamte Ukraine aufweckten. Wir hörten schreckliche Explosionen. Wir hörten: wieder!

Die Stadt Borodjanka ist eines der vielen Opfer dieses Verbrechens! Hinter mir steht eines von vielen Beweisen! Es handelt sich nicht um eine militärische Einrichtung, nicht um einen geheimen Stützpunkt, sondern um ein einfaches neunstöckiges Gebäude. Kann es eine Sicherheitsbedrohung für Russland darstellen, für auch nur 1/8 des Landes? Für die zweitgrößte Armee der Welt, einen Atomstaat? Kann etwas absurder sein als diese Frage?

Es kann. 250 Kilogramm schwere Sprengbomben, mit denen die Supermacht diese kleine Stadt beschoss. Und sie ist wie betäubt. Sie kann heute nicht sagen: nie wieder! Sie kann heute nichts mehr sagen. Aber hier ist alles klar, auch ohne Worte. Sehen Sie sich nur dieses Haus an. Hier gab es einmal Wände. An ihnen hingen einst Fotos. Und auf den Fotos waren diejenigen zu sehen, die einst durch die Hölle des Zweiten Weltkrieges gegangen sind.

Fünfzig Männer, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt wurden. Diejenigen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden, als die Nazis hier mehr als 100 Häuser niederbrannten. 250 Soldaten, die an den Fronten des Zweiten Weltkriegs gefallen sind, und insgesamt fast 1.000 Einwohner von Borodjanka, die gekämpft und den Nationalsozialismus besiegt haben. Um sicherzustellen: nie wieder. Sie kämpften für die Zukunft der Kinder, für das Leben, das bis zum 24. Februar hier war.

Stellen Sie sich vor, in jeder dieser Wohnungen gehen Menschen zu Bett. Sie wünschen sich gegenseitig eine gute Nacht. Machen das Licht aus. Umarmen ihre Liebsten. Sie schließen die Augen. Sie träumen von etwas. Es herrscht absolute Stille. Sie schlafen alle ein, ohne zu wissen, dass nicht alle aufwachen werden. Sie schlafen tief und fest. Sie träumen von etwas Angenehmem. Aber in ein paar Stunden werden sie von Raketenexplosionen geweckt. Und jemand wird nie wieder aufwachen. Nie wieder.

Das Wort ’nie‘ wurde aus diesem Slogan gestrichen. Amputiert während der sogenannten Spezialoperation. Sie stachen ein Messer in das Herz und sagten mit einem Blick in die Augen: ‚Das sind nicht wir!‘ Gefoltert mit den Worten ’nicht alles ist so eindeutig‘. Getötet mit den Worten ‚Nie wieder‘: ‚Wir können es wiederholen.‘  mehr Informationen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert