Neue Interessen im Nahen Osten

Laut Schätzungen könnte Amerika im Jahre 2020 mehr Öl fördern als Saudiarabien heute. Die USA könnten in wenigen Jahren schon ihre Abhängigkeit von Nahost-Öl halbiert haben. Manche Experten gehen so weit, zu prophezeien, dass die USA 2020 der grösste Öl- und Gasproduzent der Welt sein werden.

Auch das östliche Mittelmeer erweist sich ebenfalls als höchst gehaltvoll – Israel könnte über die drittgrösste Menge an unkonventionellem Öl verfügen.

Die Politik der letzten Jahrzehnte war bestimmt von Energie. Nun ändert sich plötzlich die Lage am Markt. Der hohe Ölpreis hat es profitabel gemacht, in neue Technologien und Förderungen zu investieren, was vor allem in den USA geschehen ist. Für die Energielieferanten ändert sich damit die Geschäftsgrundlage. Angesichts wachsender Vielfalt und Menge verfügbarer Energie haben die Energieverkäufer immer weniger Erpressungspotential und können den Preis immer weniger manipulieren.

Man kann auch schon einige Vorhersagen machen: Amerikas Abhängigkeit vom Nahen Osten wird langfristig sinken und damit sein Interesse in der Region zu agieren. Das könnte zu einer neuen Machtverteilung im Nahen Osten führen.

Obwohl China selbst über erhebliche Energievorräte verfügt, ist die Förderung schwierig; das Land wird seinen Energiehunger auch weiterhin im Nahen Osten und in Afrika stillen wollen.

Russlands Fähigkeit, in der Nachbarschaft und auf der Weltbühne Macht zu demonstrieren, dürfte weiter schwinden, wenn der Energiepreis sinkt. Bereits jetzt sind europäische Gaskunden immer weniger bereit, langfristige Kontrakte einzugehen und sich in Abhängigkeit von Russland zu begeben. Der Markt für das flexible Flüssiggas wächst. Moskaus Pipeline-Politik, das Kernstück und die Basis von Putins Herrschaft, gerät ins Wanken.

Europa seinerseits zögert allerdings, die eigenen Gasreserven anzuzapfen. Energiewende heisst hier vor allem: Wind und Sonne, also der Traum von Öko-Energie. Wenn jedoch durch ein Überangebot niedrigere Energiepreise entstehen, dann wird wohl auch Europa seine Umweltbedenken zurückstellen und sich verstärkt auf die Suche machen nach eigenen Quellen machen.

Das neue Zeitalter mobilisiert nicht nur unbekannte Energie-Reserven, es bringt auch die Politik in Bewegung -auch die im Nahen Osten.

 

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