Mose und seine Bestimmung

Mose ist der Prototyp des Erlösers und Vermittlers zwischen Gott und den Menschen. Mose ist die zentrale Person der Torah. Seine Geschichte enthält grundlegende Aussagen über Gott und uns Menschen. Nachdem Mose durch ein Wunder nach seiner Geburt gerettet wurde, lesen wir nun, was nach 40 Jahren geschah.

Montag, 7. Februar 2022, Radio Maria Schweiz

Wir lesen aus 2. Mose 2,11-22.

11 Die Jahre vergingen und Mose wuchs heran. Eines Tages

ging er zu seinen Brüdern hinaus und schaute ihnen bei der Fronarbeit zu. Da sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen seiner Stammesbrüder. 12 Mose sah sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass sonst niemand da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. 13 Als er am nächsten Tag wieder hinausging, sah er zwei Hebräer miteinander streiten. Er sagte zu dem, der im Unrecht war: Warum schlägst du deinen Stammesgenossen? 14 Der Mann erwiderte: Wer hat dich zum Aufseher und Schiedsrichter über uns bestellt? Meinst du, du könntest mich umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast? Da bekam Mose Angst und sagte: Die Sache ist also bekannt geworden. 15 Der Pharao hörte von diesem Vorfall und wollte Mose töten; Mose aber entkam ihm.

„Eines Tages ging er zu seinen Brüdern hinaus“ ist ein kleiner Satz, doch er sagt viel aus. Mose wusste um seine Herkunft. Er wusste um das Wunder seiner Geburt und kannte alle ägyptischen Weisheiten. Mit 40 Jahren war er im besten Alter.

Stephanus sagt in Apostelgeschichte 7,20-25: In dieser Zeit wurde Mose geboren und Gott hatte Gefallen an ihm. Drei Monate lang wurde er im Haus seines Vaters aufgezogen; 21 als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und erzog ihn als ihren Sohn. 22 Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter ausgebildet und er war mächtig in Wort und Tat. 23 Als er vierzig Jahre alt war, reifte in ihm der Gedanke, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen. 24 Und als er sah, wie einem von ihnen Unrecht geschah, kam er dem Unterdrückten zu Hilfe und rächte ihn, indem er den Ägypter erschlug. 25 Er dachte, seine Brüder würden begreifen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung bringen wolle; doch sie begriffen es nicht.

Eigentlich wäre dies ein guter Zeitpunkt gewesen, um sein Volk zu befreien. Doch alles kam anders als gedacht.

Mose war überzeugt davon, dass die Stunde für das Eingreifen des Retters geschlagen hatte. Auf Gottes Uhr war aber der Zeiger noch nicht so weit vorgerückt.

Wir sehen, wie Mose als menschlicher Erlöser handelt. Mose erlebt einen krassen Fall von Ungerechtigkeit. Musste da nicht der Gerechtigkeit unverzüglich zum Sieg verholfen werden?

Denken und handeln nicht auch wir manchmal wie Mose? Wir erkennen einen Mangel und meinen selbstverständlich damit auch die Erlaubnis zu haben, sofort zu entscheiden und durchzugreifen.

Mose reagiert emotional. Eine Not sehen ist das Eine, doch die große Herausforderung besteht darin, aus der Ruhe heraus zu reagieren. Gerade das schnelle Reagieren, wie es heute mit den modernen Medien möglich ist, verleitet uns oft dazu, unüberlegt zu handeln. Früher musste man einen Brief schreiben und konnte meist noch einmal darüber schlafen, bevor man ihn losschickte. Heute wird reagiert, bevor man richtig darüber nachdenken konnte.

In Jakobus 1,19-20 steht: „Wisset, meine geliebten Brüder und Schwestern: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn; denn der Zorn eines Mannes schafft keine Gerechtigkeit vor Gott.“

Die Reaktion von Mose zeigt, dass er dies noch zuerst lernen muss.

Vielleicht sollen auch wir lernen, auf den rechten Zeitpunkt zu warten? Wenn wir Gutes bewirken wollen, ist es wichtig, vor dem Handeln zuerst nachzudenken. Doch das fällt uns gar nicht immer so leicht.

Jesus wartete über 30 Jahre, bevor er öffentlich auftrat. Wichtig ist, dass wir die Not sehen und mittragen, sie vor Gott bewegen und dann warten, bis Gottes Zeit gekommen ist.

Manchmal versuchen wir schneller als Gott zu reagieren. Doch Geduld ist eine göttliche Eigenschaft. In Psalm 86,15 steht: „Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und reich an Huld und Treue.“

Mose wäre doch als königlicher Sohn an der Quelle gewesen, um sein Volk zu befreien. Was war sein Fehler?

Der zweite Fehler Moses bestand darin, dass er sein Volk aus eigener Kraft retten wollte. Aber gegen die Macht, die sein Volk in den Händen hielt, vermochte er persönlich nichts auszurichten. Er musste erleben, welches Leid es verursacht, wenn man aus eigener Kraft helfen will.

Später, als Gott Israel durch ihn befreit, heißt es in 2. Mose 14,13-14: „Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! Der HERR kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten.“ Hier ist Gott der Handelnde und nicht mehr Mose.

Es war ein kurzer Versuch von Mose, das göttliche Werk der Befreiung aus eigener Kraft zu vollbringen. Mose baut hier noch auf sich und nicht auf Gott.

Jahre vergehen, bis Gott Mose seine eigene Kraft, seinen Eifer, ja sogar seinen Wunsch, ein Befreier zu sein, entzogen hat, damit er Gottes Willen ausführen kann.

Man macht dem Durcheinanderbringer Freude, wenn man in eigener Kraft seinem Gott voranläuft und dabei meint, ein besonders starkes Gottvertrauen zu haben und dabei zur falschen Zeit das Falsche tut.

Mose hat später gelernt, dass Gott vorangehen muss und er keinen Schritt tun wird, wenn nicht Gott vorangeht. Dann bestimmt die Wolkensäule Gottes das Tempo und nicht mehr Mose selbst.

Nur der Geist Gottes in uns kann den Geist der Welt überwinden.

Paulus schreibt in Epheser 2,8: „Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt“.

Gott ist der Handelnde. Er lässt uns sogar schwach werden, damit seine Kraft in und durch uns sichtbar wird.

Paulus beschreibt das in 2. Korinther 12,9 so: „Er (Gott) aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.“

Auch Jesus sagte in Matthäus 5,16: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

In und durch uns soll der himmlische Vater sichtbar werden. Wir sollen in sein Bild verwandelt werden (2. Korinther 3,18), damit jeder, der uns begegnet, in uns Jesus sieht, erkennt und ihn liebt. Wenn Jesus in uns offenbar wird, ehrt das Gott den Vater!

Warum akzeptieren die Israeliten Mose nicht?

Sie sahen in Mose noch nicht den göttlichen Retter. Sie sahen einen eifernden Mann. Mose war noch nicht selbstlos geworden.

Mose irrte sich, als er meinte, das Volk würde ihn durch seine Tat als ihren Retter anerkennen. Er hat es sich wohl so ausgemalt, dass man ihn als den Retter feiern werde. Doch das Gegenteil war der Fall. Israel lehnte ihn ab und auch der Pharao wollte ihn töten. Durch eine schnelle Flucht musste er sein nacktes Leben retten.

Da, wo wir Lösungen für Menschen bieten, die gar keine wollen, werden wir keinen Erfolg sehen. Es kann einen aber manchmal auch wirklich wahnsinnig machen, danebenzustehen und zu sehen, dass jemand sich im Moment einfach nicht helfen lassen will.

Mose hat einen völligen Bankrott erlebt. Er scheitert an seiner Klugheit, an seiner eigenen Macht und an seinem vermeintlichen Gottvertrauen.

Doch wer ein Werkzeug in Gottes Hand werden will, der muss mit seiner eigenen Kraft und Macht erst an seine Grenzen kommen.

Gideon musste seine große Armee erst stark verkleinern.

David musste den Panzer von Saul ausziehen.

Mose durfte nicht als königliche Hoheit auftreten, sondern musste erst ein midianitischer Schafhirte werden, ehe Gott ihn gebrauchen konnte. Nicht ein Titel ist entscheidend, sondern die innere Reife.

Drei Dinge hatte Mose in unserer Geschichte noch nicht gelernt: Auf den göttlichen Zeitpunkt zu warten, Gottes Kraft in sich wirken zu lassen und selbstlos zu werden.

Wir lesen weiter in 2. Mose 2,15-22:

15 Er (Mose) wollte in Midian bleiben und setzte sich an einen Brunnen. 16 Der Priester von Midian hatte sieben Töchter. Sie kamen zum Wasserschöpfen und wollten die Tröge füllen, um die Schafe und Ziegen ihres Vaters zu tränken. 17 Doch die Hirten kamen und wollten sie verdrängen. Da stand Mose auf, kam ihnen zu Hilfe und tränkte ihre Schafe und Ziegen. 18 Als sie zu ihrem Vater Reguël zurückkehrten, fragte er: Warum seid ihr heute so schnell wieder da? 19 Sie erzählten: Ein Ägypter hat uns aus der Hand der Hirten gerettet; er hat uns sogar Wasser geschöpft und das Vieh getränkt. 20 Da sagte er zu seinen Töchtern: Wo ist er? Warum habt ihr ihn dort gelassen? Holt ihn und ladet ihn zum Essen ein! 21 Mose entschloss sich, bei dem Mann zu bleiben, und dieser gab Mose seine Tochter Zippora zur Frau. 22 Als sie einen Sohn gebar, nannte er ihn Gerschom und sagte: Gast bin ich in fremdem Land.

Mose wird nun zu einem göttlichen Erlöser geformt.

Mose findet Zuflucht beim Priester von Midian. Ohne sein Wissen ist er zum Ort der Gottesoffenbarungen in Midian geflüchtet.

Midian war ein Sohn von Abraham mit seiner zweiten Frau Ketura. Hier bei Jetro oder Reguël wird der Gottesglaube von Abraham gelebt. Der Glaube an den ewigen Schöpfergott wurde von Abraham über seinen Sohn Midian bis zum Priester Jetro weitergegeben. Gott schickt Mose, der aus einer priesterlichen Familie stammt, in die Schule Gottes. Midian liegt an der nordwestlichen Ecke der arabischen Halbinsel, also da, wo heute die moderne Stadt Neom entsteht.

Spannend ist auch die Andeutung im Namen Reguël. Das „el“ am Schluss bezieht sich auf „Elohim“, also eine Bezeichnung für Gott. Rega heißt „warte“. Hier klingt also ein Warten auf Gott an. Der Name wird auch als „Freund Gottes“ übersetzt.

Genauso finden wir im zweiten Namen Jetro einen Anklang an das Wort Yoter, was „mehr“ oder „die Fülle, der Überfluss“ bedeutet. In der hebräischen Sprache wird der Vorname als „Morgendämmerung“ interpretiert.

Mose kommt also an einen Ort, wo er mehr von Gott erfährt, indem er auf ihn wartet.

Vielleicht ist das auch für uns eine Herausforderung, auf Gott zu warten um mehr von ihm zu erfahren, ihn noch besser zu verstehen und sich von ihm noch mehr faszinieren zu lassen?

Jetzt wird Mose doch zu einem Retter. Was ist der Unterschied zu der Situation, über die wir vorhin gesprochen haben?

Nachdem Mose als Retter in Ägypten gescheitert ist, wird er zum Retter für die Töchter von Jetro.

Mose schlägt nun nicht mehr mit den Fäusten zu, sondern markiert Präsenz. Mose verdrängt die Hirten allein durch seine Anwesenheit. Ich stelle mir vor, dass es schon Eindruck macht, wenn sich auf einmal ein kräftiger Mann zu den Frauen stellt. Dann heißt es, er tränkte die Schafe. Führen wir uns nochmals vor Augen, was nun passiert: Ein Sohn aus einem Königshaus wird zum Diener der entrechteten Frauen.

Es ist wie ein Hinweis auf Jesus. Nachdem Jesus von seinem Volk abgelehnt wird, obwohl er anders ist als Mose, konzentriert er sich auf die dienende Seite des Erlösers.

Nachdem die führenden Juden Jesus vorgeworfen haben, mit Hilfe eines Oberdämons seine Wunder zu wirken (Matthäus 12,24), änderte Jesus seine Strategie. Sein dienender Charakter, der für den einzelnen Menschen da ist, kommt stärker zum Ausdruck. Er baut seine Jünger auf. Jesus ist da. Er gibt Lebenswasser. Das sehen wir in Johannes 7,37 steht: „Am letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief: Wenn jemand Durst hat, komme er zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, aus dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.“

Hier bei Mose steht im Vers 22 steht auch: „Als sie (Zippora) einen Sohn gebar, nannte er (Mose) ihn Gerschom und sagte: Gast bin ich in fremdem Land.“

Auch Jesus konzentrierte sich, nachdem er abgelehnt wurde auf die Menschen die sich auf ihn einlassen wollen. In Johannes 10,16 sagt Jesus: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.“

In Römer 11,25 sagt Paulus: „Denn ich will euch, Brüder und Schwestern, nicht in Unkenntnis über dieses Geheimnis lassen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung liegt auf einem Teil Israels, bis die Vollzahl der Heiden hereingekommen ist“.

Nach der Begegnung mit den Töchtern Jetros bleibt Mose 40 Jahre in Midian. Was prägt diese Zeit?

Ein Leiter muss selbstlos werden und auf Gott warten können.

Wir sehen auch hier wieder eine Parallele zwischen Mose und Jesus. Zum einen wiederholt sich die Zahl 40: Mose war 40 Jahre lang in Midian. Jesus verbrachte 40 Tage in der Wüste.

Jesus zeigt uns während seiner Zeit in der Wüste, wie man zu einem guten Leiter wird. Nach einer 40-tägigen Fastenzeit fordert der Teufel Jesus auf, sich aus Steinen Brot zu machen. Es ist die Versuchung, sich selbst zu helfen. Jesus lehnt das ab.

Dann versucht ihn der Teufel dazu zu bewegen, Gott zum Handeln zu zwingen, indem er sich vom Dach des Tempels in die Tiefe stürzt. Auch das lehnt Jesus ab mit den Worten: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen“ (Matthäus 4,7).

Zu guter Letzt will der Teufel Jesus eine Abkürzung anbieten und ihm alles Leid ersparen. Doch Jesus befiehlt dem Teufel, wegzugehen (Matthäus 4,10). Danach dienen Jesus die Engel.

Mose musste diese drei Dinge ebenfalls lernen: auf den Zeitpunkt zu warten, den Gott als den richtigen bestimmt hat; Gott nicht unter Druck zu setzen, sondern unveränderliche Situationen auszuhalten und keine Abkürzungen zu nehmen.

Auch wir stehen mitten in diesem Prozess: Geduldig auf Gott zu warten, ihn nicht zu erpressen und Situationen einfach mit seiner Hilfe auszuhalten. Doch wir dürfen wissen: Wir haben einen Gott, der uns durchträgt.

Was können wir aus dieser Geschichte mitnehmen?

Mose lernt: Ein Retter ist für die Menschen da und setzt sich selbst nicht in Szene. Er versorgt die Menschen, die den Lebensdurst stillen wollen. Er lernt von Gott.

Mose begegnet Gott erst in der Bedeutungslosigkeit. Ohne sein Wissen flüchtet er zum Ort der Gottesoffenbarungen.

Flüchten auch wir in unserer Not zu Gott? Petrus sagte zu Jesus in Johannes 6,68: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“

Ich zitiere aus einem Text, der das gut aufnimmt, was Mose geschehen musste.

Ein Leben in der Liebe

Die Sünde hat uns unfähig gemacht, etwas oder jemanden zu lieben, ohne unseren Vorteil zu suchen. Doch Gott gibt nicht auf. „Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus“ (Jesaja 42,3). Seine Liebe ist eine Liebe, die leidet, weil sie die Selbstbezogenheit, die Erbärmlichkeit und all das Ungereimte in uns erträgt und aushält, bis wir umkehren und Gottes Gegenwart in unseren Herzen wiederhergestellt werden kann.

Von Jesus heißt es: „Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung (Johannes 13,1). Er liebte den ungläubigen Thomas, den Dieb und Verräter Judas, die jähzornigen und anmaßenden Brüder Jakobus und Johannes und das Großmaul Petrus. Sie alle aber haben Jesus bis an die Grenze seiner menschlichen Tragfähigkeit gebracht, so dass er bei ihrem Mangel an Glauben und ihrer Begriffsstutzigkeit ausrufen musste: „O du ungläubige und verkehrte Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen?“ (Matthäus 17,17). Und doch liebte er sie bis ans Ende! Selbst Judas begrüßte er im Moment des Verrats mit den Worten: „Freund, dazu bist du gekommen?“ (Matthäus 26,50). Das war keine leere Frage. Jesus bot Judas als Freund die Hand, selbst in diesem Augenblick. Doch Judas wollte sich nicht auf den Weg der Umkehr einlassen. Lieber richtete er sich selbst anstatt sich wie Petrus zu demütigen.

Wenn meine Liebe weiter an Bedingungen geknüpft bleibt, werde ich Jesus nur von ferne folgen, ihn vielleicht bewundern und mich von ihm inspirieren lassen. Aber ich werde sein Herz nicht kennenlernen. Nur wer sich dieser leidenden und darum erlösenden Liebe hingibt und sich mit ihr eins macht, wird Jesu Herz erkennen. Nur wer das tut, wird in sein Bild verwandelt. Wenn ich von Herzen seine Liebe mittrage und mitleide, wird er meinem Unvermögen zu lieben, meiner Schwachheit und meiner Angst aufhelfen. Er wird mich immer wieder aufrichten und ermutigen, wenn ich stolpere und hinfalle, denn ich gehe ja an seiner Hand.

Die selbstlose Liebe, die leidet, um zu retten, ist das Wesen Gottes. Wer um des Geliebten willen die Liebe lebt, der wird aus aller Enge zu Gott hin durchbrechen und unvorstellbares Glück erfahren. … Wir sollen in sein Bild verwandelt werden (2. Korinther 3,18), damit, wer immer uns begegnet, in uns Jesus sieht, erkennt und ihn liebt. Wenn Jesus in uns offenbar wird, das ehrt Gott den Vater!

Die Liebe muss Fleisch werden in der Liebe zum Bruder und zum Nächsten.

Echte Liebe kann nicht aufhören. Sie kann nicht ausgelöscht werden. Sie wird alles überwinden.

Jesus fragte Petrus am Schluss dreimal: „Liebst du mich?“ (Johannes 21,16-17). Die Liebe zu Jesus ist der Kern des Glaubens.

Gedanken aus „Ein christliches Manifest“ von Marcel Rebiai

Mose musste zuerst selbstlos werden, um fähig zu sein, für Gott da zu sein.

Die Liebe muss Fleisch werden. Die selbstlose Liebe, die leidet, um zu retten, ist das Wesen Gottes.

Gebet

Himmlischer Vater, diese Geschichte zeigt uns auf, dass es nicht gut kommt, wenn wir aus uns heraus handeln. Wir sollen uns vielmehr von dir prägen lassen. Hilf uns, dich noch besser zu verstehen. Dich noch mehr zu lieben, so dass man dein Handeln an und in uns sehen kann. Danke Jesus, dass du durch dein Kommen, deinen Tod am Kreuz und durch die Auferstehung die Basis gelegt hast, dass wir mit Gott verbunden sein können. Öffne du uns den Blick auf dich und segne jeden Einzelnen von uns. Amen.

Hanspeter Obrist, Februar 2022

Weitere Beiträge aus dieser Serie:

Moses – Der Prophet Gottes

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert