Mohammed-Video – Chance für eine islamische Revolution

Für Abdul Aziz Ghazi ist das Mohammed-Schmähvideo willkommen. Der radikalislamische Prediger an der Roten Moschee in Pakistans Hauptstadt Islamabad fordert: Alle Muslime sollten sich den Film ansehen.

Abdul Aziz Ghazi sieht wieder einmal die Chance für eine islamische Revolution. Sein Ziel ist die Herrschaft des Islam, zuerst in Pakistan, dann in der ganzen Welt.

Da kommt ihm das Video aus den USA, in dem der Prophet Mohammed dargestellt wird als mörderischer, sexhungriger Kinderschänder mit vielen Frauen, gerade recht. Ghazi will die Wut über den Film nutzen, um seinem Ziel näher zu kommen. Bei der traditionellen Freitagspredigt will er die Gläubigen in dieser Woche aufrufen, gegen den Film zu protestieren – „wenn es sein muss, auch mit Gewalt“.

Aber erfüllt er damit nicht genau das Klischee vom gewaltbereiten, hasserfüllten Muslim, der sich provozieren lässt? Der protestiert, ohne genau zu wissen, wogegen? Wäre es nicht sinnvoller, die Sache einfach zu ignorieren?

„Ich habe den Film gesehen“, sagt er. „Wie kann man da tatenlos bleiben? Ich weiß, wogegen wir kämpfen. Man sieht, wie der Prophet Mohammed, Friede sei mit ihm, mit verschiedenen Frauen Sex hat. Man sieht sie nackt. Wie kann man das hinnehmen?“ Er sei ja bereit, alles zu verzeihen, nur drei Dinge dürfe niemand ungestraft beleidigen: „Gott, den Propheten und den Koran.“

Ghazi will die Gläubigen am Freitag auffordern, sich selbst ein Bild zu machen. „Schaut euch unbedingt das Video an, es lohnt sich.“ Warum sollen die Menschen sich den Film ansehen, wenn er doch so beleidigend ist? „Damit das Blut kocht“, sagt er und grinst. Die pakistanische Regierung hat genau aus diesem Grund den Zugang zu YouTube vorsorglich gesperrt. Aber Ghazi weiß: „Es gibt andere Wege im Internet, an den Film zu kommen.“ Dann erklärt er, Menschen wie ihm liege es im Blut zu kämpfen. „Welchen Wert hat ein Leben, wenn man nicht bereit ist, für Gott und für unsere Ehre zu kämpfen und notfalls zu sterben?“

Konkret will er in seiner Predigt empfehlen: Wer kämpfen könne, solle nach Afghanistan gehen und sich dem Kampf gegen die Nato, die stellvertretend für den Westen stehe, anschließen. Wer das nicht könne, solle die pakistanische Regierung bekämpfen, denn die sei ebenfalls nur „ein Stellvertreter Amerikas“. „Weshalb sonst erfüllen unsere Politiker alle Wünsche Washingtons, lassen Drohnenangriffe zu und akzeptieren die Tötung unseres Bruders Osama Bin Laden? Doch nicht, weil sie zu schwach sind, nein: Sie sind im Geiste die Brüder der Amerikaner! Sie verraten ihr eigenes Volk!“

Es scheint, als habe der Islamist Ghazi nur auf eine Provokation der Islamhasser gewartet. Auf Provokation folgt Gewalt, woraufhin neue Provokationen neue Gewalt bewirken.

Ghazi, einen Mann, der mal Verbindungen zu den Taliban und zum Terrornetzwerk al-Qaida bestreitet, dann wieder damit prahlt, kann man nicht ignorieren. Denn auch wenn er zu einer Minderheit gewaltbereiter Muslime gehört, hören viele Menschen auf das, was er zu sagen hat. Seine Botschaften versteht jeder: Nur der Islam könne all die Probleme lösen, nur der Islam tilge Korruption, sorge für sozialen Frieden und für Gerechtigkeit.

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