Migration löst die Krisen nicht, sondern verschärft sie

Toni Stadler arbeitete während 27 Jahren in Flüchtlingslagern in Krisenherden auf der ganzen Welt. Heute sagt er, Migration löse die Krisen nicht, sondern verschärfe sie.

Laut Toni Stadler gibt es Menschen, die gemäß der Definition der Flüchtlingskonvention verfolgt sind und unseren Schutz brauchen. Es gibt auch eine Gruppe von Menschen, die vor Kriegshandlungen fliehen. Und es gibt Menschen, die auf der Suche nach einem besseren Leben sind. Man muss diese drei Kategorien separat behandeln.

Flüchtlinge, Kriegsvertriebene und Arbeitsmigranten sind heute so mobil wie nie zuvor. Wenn man sie alle willkommen heißt, dann zieht das auch jene an, die sich nach einem Leben in der Wohlstandsgesellschaft sehnen.

Schwierig ist, dass Angela Merkel jetzt eine Million Migranten willkommen heißt und dies nicht mit der ganzen Europäischen Union abgestimmt ist. Denn ab einer gewissen Zahl von Migranten bricht das Asylwesen jedes Landes zusammen. Deshalb solle die EU ihre Außengrenzen so dicht schließen wie die USA oder Kanada.

Es sind immer die aktivsten und gebildetsten Menschen, die aus Bürgerkriegen flüchten, Tausende Kilometer reisen und dabei ihr Leben riskieren. Damit wird der Opposition Kraft entzogen. Außerdem fehlen diese Menschen später, um nach dem Krieg wieder einen Rechtsstaat zu installieren und das Land wiederaufzubauen. Wenn sie drei Jahre in Berlin leben, werden sie auf ein Leben in der Wohlstandsgesellschaft vorbereitet. Deshalb sollten im betroffenen Land oder möglichst nahe am Land Schutzzonen eingerichtet werden.

Außerdem wehrt sich Stadler gegen das Klischee, dass Flüchtlingslager Orte sind, in denen Menschen per se leiden oder gar sterben. In einem gut geführten Flüchtlingslager können die Menschen in Würde leben und die Kinder zur Schule gehen.

Deshalb soll man auch die drei Kategorien von Flüchtlingen klar unterscheiden. Menschen, die gemäß Völkerrecht Anspruch auf Asyl haben, gibt es nicht in beliebiger Zahl. Damit kann Europa umgehen. Arbeitsmigranten gibt es theoretisch Milliarden. Wenn man sie mit der gleichen Großzügigkeit aufnimmt, ziehen sie weitere nach. Migration kann die grundlegenden Unterschiede zwischen Armen und Reichen, zwischen Kriegsversehrten und Kriegsverschonten, nicht beseitigen.

Max Frisch sagte treffend: Wir wollten Arbeitskräfte, es kamen Menschen. Heute wollen wir nur echte Flüchtlinge, doch es kommen Menschen, unter denen einige lügen und Pässe fälschen. Es scheint Stadler wichtig, die Migrationsproblematik weniger mit dem Gefühl und mehr mit dem Verstand anzugehen.

Bei der OECD hieß es vor ein paar Jahren, dass, wenn die Zahl von Einwanderern in etablierte Gesellschaften eine gewisse Schwelle übersteigt, der Goodwill in der Bevölkerung verloren gehe und damit gefährliche Gegenreaktionen zu befürchten seien. Diese Schwelle dürfte heute in Ländern wie Dänemark oder der Schweiz irgendwo zwischen 25 und 30 Prozent liegen. mehr Informationen

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