Letzte Ruhe – 80% der Muslime bevorzugen ihr Heimatland

Auf dem islamischen Friedhof am Berliner Columbiadamm werden die Gräber knapp. Nur noch rund 50 Grabstellen stehen auf dem ältesten muslimischen Friedhof der Stadt zur Verfügung. Die kirchlichen Friedhöfe in der Nachbarschaft allerdings verzeichnen bisher keine erhöhte Nachfrage.

Auch mit der Frage, ob islamische Bestattungen auf kirchlichen Friedhöfen zulässig wären, hat sich die evangelische Kirche deshalb bislang nicht beschäftigt. Mangels Anfragen hat sich diese Frage bislang nicht gestellt.

Anfang der Woche hatte ein Sprecher der islamischen Föderation Berlin im Tagesspiegel vorgeschlagen, nicht genutzte Flächen auf christlichen Friedhöfen für islamische Bestattungen zu nutzen. Zwar gibt es auf dem islamischen Friedhof in Gatow noch ausreichend Platz, doch vielen muslimischen Angehörigen ist der Weg dorthin zu weit.

Dennoch hat auch Pfarrer Jürgen Quandt, der als Geschäftsführer den Evangelischen Friedhofsverband Berlin-Stadtmitte leitet, so gut wie nie von islamischen Bestattungen auf evangelischen Friedhöfen gehört. „Ich kenne nur ein einziges Beispiel, wo sich ein Muslim auf einem kirchlichen Friedhof bestatten ließ“, sagt Quandt. Als der türkische Asylbewerber Cemal Kemal Altun 1983 wegen seiner drohenden Abschiebung Selbstmord beging, wurde er auf einem Kirchhof bestattet.

Auch eine Mitarbeiterin des islamischen Bestattungsunternehmens ADA Cenaze aus der Neuköllner Sonnenallee sagt: „Es ist zwar möglich, dass ein Muslim auf einem kirchlichen oder städtischen Friedhof beigesetzt wird, aber wo immer es möglich ist, sollte ein islamischer Friedhof vorgezogen werden.“ Ohnehin würden gut 80 Prozent aller Kunden des Bestattungsunternehmens eine Überführung in die Heimat vorziehen. Meist lassen sie ihre verstorbenen Angehörigen von spezialisierten Betrieben in die Heimat überführen.

Den Platzmangel auf dem islamischen Friedhof am Columbiadamm führt Kußerow im Übrigen auf einen ganz praktischen Grund zurück: „Auf einem kirchlichen oder städtischen Friedhof werden Grabstellen nach 20 Jahren neu vergeben“, sagt der Bestatter. „Aber der Islam schreibt vor, dass ein einmal vergebenes Grab ewig bestehen muss.“ Was dann wohl auch künftig für Platzprobleme sorgen dürfte.

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