Lehre uns beten

Die Jünger baten Jesus: „Herr, lehre uns beten“ (Lukas 11,1).

Diese Bitte erstaunt. War es doch bei den Juden seit dem babylonischen Exil üblich, jeden Tag dreimal gemeinsam zu beten. Das gemeinsame Gebet ersetzte das Morgen-, Mittag- und Abendopfer, das aufgrund der Zerstörung des Tempels nicht mehr durchgeführt werden konnte. Von Daniel lesen wir das erste Mal, dass er dreimal am Tag betete (Daniel 6,11). Mit der Zeit wurde es üblich, dass bei einem jüdischen Gebet mindestens zehn Männer beteiligt sein mussten, damit es seine Wirkung entfalten konnte.

Jesus hatte eine andere Strategie. Er zog sich zum Beten zurück. In der Einsamkeit mit seinem himmlischen Vater holte er sich die Kraft fürs Leben. Das haben die Jünger beobachtet. Deshalb fragten sie ihn, wie sie beten sollen. Die Antwort überrascht. Als Leitlinie gibt Jesus ihnen das „Unser Vater“. Statt des gemeinsamen Gebets lehrt Jesus das einsame Gebet, dessen Anfang aber zeigt, dass es nicht nur um mich und Gott geht, sondern um den gemeinsamen Vater.

Obwohl das Gebet von Jesus eigentlich als Leitlinie für das persönliche einsame Gespräch mit Gott gedacht ist (Matthäus 6,6), wird es heute meist als öffentliches gemeinsames Gebet gesprochen.

Natürlich ist es ein Segen, das Gebet gemeinsam zu beten, doch das ersetzt nicht das persönliche Gespräch mit Gott. Jesus setzt gerade ein Gegengewicht zu der jüdischen Auffassung, welche das dreimalige tägliche gemeinsame öffentliche Gebet zu einer Pflichterfüllung gemacht hat.

Jesus lehrt in Matthäus 6,5-8: „5Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer, und wenn du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. 7Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen; denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. 8Seid ihnen nun nicht gleich! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.“

Es sind nicht salbungsvolle Worte oder lautstarke Rufe, die Gott bewegen. Vielmehr wird Gottes Herz berührt, wo ein Mensch in der Stille ihm seine ganze Not schildert und sich vertrauensvoll an ihn wendet und erwartet, dass Gott auf seine Art und Weise hilft.

David hat dieses Gebet so beschrieben: „Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht“ (Psalm 62,9).

Beten heißt: zu unserer Ohnmacht stehen – Gott unsere Not sagen – zulassen, dass Jesus uns dient – glauben, dass Gott etwas zu seiner Verherrlichung machen wird.

Da jeder Teil des „Unser Vaters“ eine Zusammenfassung eines ganzen Themenbereichs ist, werden einige Abschnitte folgen, in welchen das Gebet entfaltet wird, damit wir am Schluss im zusammengefassten Gebet des „Unser Vaters“ auch alles Unausgesprochene vor Gott bringen können.

 

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