Leben nach dem Tod

Über Ewigkeit, Himmel und Hölle und das Leben nach dem Tod spricht man selten. Deshalb möchte ich dem Thema einmal nachgehen.

Ganz am Anfang der Menschheitsgeschichte, so berichtet uns die Bibel, war eine enge Verbindung zwischen den Menschen und der göttlichen Welt. Erst durch das bewusste Missachten von Gottes Anweisungen wurde diese Gemeinschaft zerstört. Die Menschen verloren dadurch den direkten Zugang und die unmittelbare Wahrnehmung der göttlichen Realität. So sprechen wir heute von der sichtbaren und übersinnlichen Welt, die mit unseren fünf Sinnen nicht direkt wahrgenommen werden kann. Zurück blieb dem Menschen das Wissen um einen Gott, der über ihm steht. Wie er aussieht und wo er genau wohnt, bleibt für uns letztlich ein Geheimnis. Vieles wovon uns die Bibel berichtet ist mit unserem Denken nicht zu erfassen und nachzuvollziehen.

Es ist zu vergleichen mit Wesen, die nur zwei Dimensionen kennen. Nehmen wir an es gäbe Flachländer, die nur die Länge und Breite kennen. Sie nehmen nur wahr, was auf ihrer Ebene geschieht.

Sie erkennen nur andere Flachländer, die neben ihnen auf der gleichen Ebene sind. Wenn wir nun in die Welt der Flachländer ein dreidimensionales Wesen stellen, dann nehmen sie nur einen Teil wahr. Genau das, was exakt auf ihrer Ebene zu sehen ist. So erkennen sie einen Fußabdruck oder eine Hand. Für sie ist es nicht nachvollziehbar, was genau geschieht. Plötzlich dringt etwas in ihre Welt ein. Das dreidimensionale Wesen kann sogar in unendlich vielen zweidimensionalen Welten zugleich sein.

Wir Menschen haben drei Dimensionen. Doch es gibt noch mehr Dimensionen. Das ist die übersinnliche Welt, die wir normalerweise nicht wahrnehmen können. Wenn sich die übersinnliche Welt uns offenbart, dann werden wir immer nur einen Teil wahrnehmen und vieles wird für uns ein Geheimnis bleiben. Gott hat mehr als drei Dimensionen. So sind für ihn Dinge möglich, die für uns nicht nachvollziehbar sind.

Darum wird jedes Unterfangen scheitern, wenn wir Gott in unser Denksystem drängen wollen. Leider wurde das in der Vergangenheit immer wieder versucht. So entstand ein Bild über Himmel, Hölle und andere Zwischenstationen, die wir so in der Bibel nicht finden. Darum möchten wir einmal in die Bibel hineinhören, wie Gott sich den Menschen offenbart.

In der hebräischen Sprache spricht man vor allem in Bildern. Es gibt den Himmel, die Erde und was unter der Erde ist. Wenn Gott irgendwo sein will, dann ist er entweder im Himmel, auf der Erde oder unter der Erde. Im ersten Buch Mose Kapitel 1 Vers 2 heißt es, dass der Geist Gottes über den Wassern schwebte. Schon von Anfang an wird Gott mit dem Element Himmel verknüpft. Als Kain auf Gott zornig wurde, weil von Gott das Opfer seines Bruders angenommen wurde, blickte er auf den Boden – weg von Gott. Beim Turmbau zu Babel wollten die Menschen einen Turm bis an den Himmel bauen und Gott kam herab, um zu sehen, was die Menschen vorhatten (1.Mose 11,4-5). Jakob träumte von einer Leiter, die in den Himmel reichte und die Engel Gottes stiegen darauf auf und nieder (1.Mose 28,12). Mose stieg auf den Berg Sinai, um dort Gott zu begegnen und Gott stieg auf den Berg herab (2.Mose 19,20). Elisa fuhr mit einem feurigen Wagen in den Himmel (2.Könige 2,11).

In der Wahrnehmung der Menschen wohnt Gott im Himmelsfirmament. Doch schon im Tanach (Alten Testament) kommt zum Ausdruck, dass sich Gott nicht an einen Ort binden lässt.

Salomo sagte: „Ja, sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, die Himmel und die Himmel der Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“ (1.Könige 8,27). Alle räumlichen Vorstellungen über den Himmel scheitern. Gott ist nicht gefangen in dem von ihm geschaffenen Kosmos oder Himmel.

Jesus predigte: „Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 4,17). Damit meinte er nicht ein lokales Gebilde, sondern den Beginn der uneingeschränkten Herrschaft und Gemeinschaft mit Gott. Gott wird sein Reich vollenden, in dem es kein Leid und keine Trauer mehr geben wird (Offenbahrung 21,3-4). Doch bis dahin leben wir in einer Welt, die von Gut und Böse durchdrungen ist.

Die Welt gleicht einem Ackerfeld, bei dem zwischen dem guten Weizen auch Unkraut gesät worden ist. Jesus sagt dazu: „Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune“ (Matthäus 13,30).

Das Reich Gottes ist mitten unter uns am Entstehen und eines Tages wird es vollendet und vollkommen offenbar werden. Es ist weder oben noch unten, sondern entsteht in einer von uns nicht direkt wahrnehmbaren Dimension.

Doch wohin kommen all die Menschen, die gestorben sind?
Die Verstorbenen werden begraben. Nach der Bibel wurde wir aus Erde geschaffen und zum Erdboden sollen wir zurückkehren (1.Mose 3,19). Da die Verstorbenen in die Erde gelegt werden, sind sie nach dem hebräischen Denken in der Unterwelt, auch Scheol oder griechisch Hades genannt. Ganz bildlich erlebten das die Israeliten, als sie von Ägypten auszogen. Unter der aufständischen Gruppe von Korach spaltete und öffnete sich die Erde. Die Bibel berichtet: „Sie fuhren lebendig in den Scheol hinab“ (4. Mose 16,33).
Da die Bibel den Umgang mit den Toten verbietet (5. Mose 18,11), bleibt den Menschen verborgen, was genau passiert. Doch die Toten sind nicht tot, sonst könnte man sie nicht befragen. Bei Saul sehen wir, dass sich Samuel heraufbeschwören lässt (1.Samuel 28,7-20).

Hiob schreibt dazu: „Eine Wolke vergeht und fährt dahin: So kommt nicht wieder herauf, wer zu den Toten hinunterfährt; der kommt nicht zurück“ (Hiob 7,9-10). Und ganz nüchtern stellt Hiob fest: „Das Grab nenne ich meinen Vater und die Würmer meine Mutter und meine Schwester. Worauf soll ich denn hoffen? Und wer sieht noch Hoffnung für mich? Hinunter zu den Toten wird sie fahren, wenn alle miteinander im Staub liegen“ (Hiob 17,14-16).

Der Tod wird im Tanach (Altes Testament) als ein Zustand des Schweigens wahrgenommen. So heißt es im Psalm 115,16-18: „Der Himmel ist der Himmel des Herrn, aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben. Die Toten werden dich, Herr, nicht loben, keiner, der hinunterfährt in die Stille, aber wir loben den Herrn von nun an bis in Ewigkeit.“ Und in Prediger 9,10: „Bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit“. So entstand die Vorstellung, dass die Menschen in der Erde schlafen.

Bei Elisa wird der Knabe einer Frau von Schunem wieder aus dem Tod auferweckt (2.Könige 4,32-37). Das ist ein sichtbares Zeichen, dass mit dem Tod nicht alles endgültig aus ist.

Jesaja schreibt: „Deine Toten werden leben, deine Leichname werden auferstehen. Wacht auf und rühmt, die ihr liegt unter der Erde! Denn die Erde wird die Toten herausgeben“ (Jesaja 26,19). Auf einmal wird in der Bibel sichtbar, dass die Menschen eines Tages von Gott wieder auferweckt werden. Daniel beschreibt das so: „Viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande“ (Daniel 12,2). Das eigentliche Bild dafür ist Hesekiel 37. Die Gebeine rücken zusammen, es entstehen neue Sehnen und Muskeln und ein neuer Geist wird eingehaucht. Deshalb sind jüdische Gräber für ewig und die Knochen werden gesammelt.

Die Ewigkeitshoffnung im Tanach (Alten Testament) besteht darin, dass die Menschen auf die Auferweckung aus dem Tod in ein vollendetes Reich in Israel warteten (Jesaja 11,6-10 / 26,19 / 27,13). So steht in Psalm 49,16: „Gott aber wird meine Seele erlösen von der Gewalt des Scheols, denn er wird mich entrücken.“ Und Hiob bekennt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben“ (Hiob 19,25).

Diese Offenbarung wurde erst mit der Zeit klarer. So ist es nichts außergewöhnliches, dass die Menschen zur Zeit des Tanachs (Alten Testamentes) Gottes Segen vor allem in einem langen und erfolgreichen Leben wahrnahmen. Die Dimension der Auferstehung der Toten wurde erst mit der Zeit erkennbar.

Da die Erlösung durch den jüdischen Messias noch nicht geschehen war, warteten sie, lebend oder tot, auf den Erlöser. Als Jesus am Kreuz starb, da öffneten sich in Israel viele Gräber und die entschlafenen Heiligen wurden auferweckt und erschienen etlichen in Jerusalem (Matthäus 27,52-53).

Jesus war der erste, der klar über das Wesen von Himmel und Hölle gesprochen hat. Damit werden wir uns in der nächsten Beitrag auseinandersetzen. Jesus hat nach der Bibel, den Schlüssel zum Tod und Hades bekommen (Offenbarung 1,18). Er sagt von sich selbst: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25)

Fortsetzung: Jesus Spricht als Erster von Himmel und Hölle

Text: Hanspeter Obrist

Vergleiche Artikel:
Leben nach dem Tod
Jesus Spricht als Erster von Himmel und Hölle
Der Himmel
Konzepte der Erlösung bei Juden, Muslimen und Christen

4 Gedanken zu „Leben nach dem Tod“

  1. Hallo …

    ich habe gerade den Text hier gelesen und bin an einem Absatz hängengeblieben.

    Es heißt dort: Die Welt gleicht einem Ackerfeld, bei dem zwischen dem guten Weizen auch Unkraut gesät worden ist … ff.

    Die Frage, die in mir bleibt ist: „Wo kam beides her ? Wie kam beides auf die Erde und zu welchem Zweck ?“ Beides wurde von Gott geschaffen … warum ?

    Liebe Grüsse
    Gina

    1. Guten Tag Gina

      Der folgende Artikel geht auf die Frage ein:
      http://obrist-impulse.net/warum-laesst-gott-das-boese-gewaehren/

      Alles was Gott schuf beschreibt die Bibel als gut. Da Gott alles auf Liebe und Freiwilligkeit aufbaut, gibt es auch die Möglichkeit der Ablehnung, Rebellion oder Verweigerung. Jeder Gebrauch schließt auch ein Missbrauch mit ein. Wenn jemand ein Baseballschläger herstellt, ist er für das Spiel gedacht. Er kann aber auch zum tödlichen Instrument missbraucht werden. Wenn wir die Nase voll haben vom Missbrauch, sollten wir zum rechten Gebrauch übergehen.
      Hanspeter

    1. Hallo Hamid
      Ein Gruss mit der heutigen Losung: W“ie kehrt ihr alles um! Als ob der Ton dem Töpfer gleich wäre, dass das Werk spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht! und ein Bildwerk spräche von seinem Bildner: Er versteht nichts!“ Jesaja 29,16

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