Jesus spricht als Erster von Himmel oder Hölle

Jesus lehrt, dass es nach dem Leben zwei Orte gibt. Ein Ort der Geborgenheit und ein Ort des ungestillten Verlangens. An einem Ort ist Gott und am anderen Ort ist man sich selbst überlassen. Dazwischen gibt es einen unüberwindbareren Graben.
Wer auf der Erde mit Gott lebt, der wird auch im Jenseits bei Gott sein. Wer hier nicht mit Gott leben will, der wird „Gott los“ werden. Himmel und Hölle ist die Konsequenz, aufgrund dessen, wie wir auf die werbende Liebe Gottes reagiert haben.

Als Lazarus gestorben war, kam Jesus zu Martha. Da heißt es in Johannes 11,21-24:
Traurig sagte Martha zu Jesus: »Herr, wärst du hier gewesen, würde mein Bruder noch leben. Aber auch jetzt weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, worum du ihn bittest.« »Dein Bruder wird wieder leben!« versicherte ihr Jesus. »Ja, ich weiß«, sagte Martha, »am letzten Tag, am Tag der Auferstehung.«

Hier bringt Martha die jüdische Auferstehungshoffung zum Ausdruck. Sie erwartet, dass Gott alle Toten wieder am Tag der Auferstehung, am Tag des Gerichts, auferwecken wird. Jesus sagte ihr etwas verwunderliches: 25 »Ich bin die Auferstehung, und ich bin das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt. 26 Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben

Jesus sagt, dass wir leben, auch wenn wir sterben. Wir schlafen nicht einfach bis zur Auferstehung der Toten, sondern unser inneres Wesen existiert weiter. Jesus bringt uns Menschen eine neue Botschaft. In Lukas 16 zeigt er anhand eines Beispiels auf, wie wir uns das vorzustellen haben. Er erzählt die Geschichte von einem anderen Lazarus und einem reichen Mann.

Lukas 16,19-31: »Da lebte einmal ein reicher Mann«, berichtete Jesus. »Er war immer vornehm gekleidet und konnte sich alle Tage jeden Luxus leisten. Vor dem Portal seines Hauses aber lag Lazarus, bettelarm und schwerkrank. Sein Körper war über und über mit Geschwüren bedeckt. Während er dort um die Abfälle aus der Küche bettelte, kamen die Hunde und beleckten seine offenen Wunden.
Lazarus starb, und die Engel brachten ihn dorthin, wo all sein Leiden zu Ende war. Auch der reiche Mann starb und wurde begraben. Als er im Totenreich unter Qualen erwachte, blickte er auf und erkannte in weiter Ferne Abraham und Lazarus. ‚Vater Abraham‘, rief der Reiche laut, ‚habe Mitleid mit mir! Schicke mir doch den Lazarus! Er soll seine Fingerspitze ins Wasser tauchen und damit meine Zunge kühlen. Ich leide in diesen Flammen furchtbare Qualen!‘ Aber Abraham erwiderte: ‚Erinnere dich! Du hast in deinem Leben alles gehabt, Lazarus hatte nichts. Jetzt geht es ihm gut, und du musst leiden. Außerdem liegt zwischen uns ein tiefer Abgrund. Niemand kann von der einen Seite zur anderen kommen, selbst wenn er es wollte.‘
‚Vater Abraham‘, bat jetzt der Reiche, ‚dann schicke ihn doch wenigstens zu meinen fünf Brüdern. Er soll sie warnen, damit sie nach ihrem Tod nicht auch an diesen qualvollen Ort kommen.‘ Aber Abraham entgegnete: ‚Deine Brüder sollen auf das hören, was sie bei Mose und den Propheten lesen können. Dann sind sie gewarnt.‘ Der Reiche widersprach: ‚Nein, Vater Abraham, erst wenn einer von den Toten zu ihnen käme, würden sie ihr Leben ändern.‘ Doch Abraham blieb dabei: ‚Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.’«

Nach dem Leben gibt es zwei Orte, so lehrt es uns Jesus. Abrahams Schoss, einen Ort der Geborgenheit, und einen Ort vom ungestillten Verlangen. Dazwischen ist ein unüberwindbarer Graben. Keiner kann von der einen Seite auf die andere wechseln.

Für uns Menschen ist das schwer zu verstehen. Da liegt uns das griechisch philosophische System viel näher, in dem es einen Ort der Vollkommenen, einen Ort des Gerichts und dazwischen einen Ort gibt, an dem der größte Teil der Menschen, alle die keine Todsünden begangen haben, ihre Strafe absitzen können, um später doch noch ins Paradies zu gelangen.

Doch Jesus spricht nur von zwei Orten, von einem Ort des Glücks und einem Ort des Mangels. Was mangelt dem reichen Mann? Was empfindet er als Qual? Er möchte gern Wasser auf seiner Zunge haben und Kühlung erfahren. Bemerkenswert ist, was in Offenbarung 21 ab Vers 3 steht:
21,3 Eine gewaltige Stimme hörte ich vom Thron her rufen: »Hier wird Gott mitten unter den Menschen sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja, von nun an wird Gott selbst als ihr Herr in ihrer Mitte leben. 4 Er wird alle ihre Tränen trocknen, und der Tod wird keine Macht mehr haben. Leid, Angst und Schmerzen wird es nie wieder geben; denn was einmal war, ist für immer vorbei.« … 6 Allen Durstigen werde ich Wasser aus der Quelle des Lebens schenken. 7 Wer durchhält bis zum Sieg, wird dies alles besitzen. Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. 8 Furchtbar aber wird es denen ergehen, die mich feige verleugneten und von mir abgefallen sind, den Mördern und Ehebrechern, allen, die okkulte Praktiken ausübten und sich ihre Götzen und Idole geschaffen haben, den Lügnern und Betrügern. Sie alle werden in den See aus Feuer und Schwefel geworfen. Das ist der zweite Tod, der für immer von Gott trennt.«

Die Bibel spricht davon, dass es nach unserem Tod zwei Orte gibt. Einen Ort des absoluten Glücks, voll Geborgenheit, Trost und Segen und einen Ort des ungestillten Verlangens. An einem Ort wohnt Gott und vom anderen Ort hat sich Gott ganz zurückgezogen. In der Bibel steht in keiner Stelle, dass die Menschen vom Teufel gequält werden, sondern dass er selbst leidet. Hölle ist der Zustand, wenn Gott sich zurückzieht und seine Geschöpfe sich selbst überlassen sind. Wenn Gottes Gebote nicht mehr eingehalten werden, wenn man sich keinen Deut mehr um Gottes Weisung kümmert, dann entsteht die Hölle. Das sahen wir beim Holocaust. Da versiegte jede Menschlichkeit und die Würde des Menschen wurde mit den Füssen getreten. Niemand dachte mehr daran, dass sich alle für ihre Taten vor Gott verantworten müssen und so denken auch heute viele. Da viele Menschen nicht mehr von der Existenz Gottes ausgehen, gibt es auch keine Verantwortung gegenüber Gott.

Der reiche Mann kam nicht an diesen Ort, weil er reich war, sondern weil vor seiner Türe ein armer Mann war. Im griechischen Text heißt es: Er war hingeworfen vor seinem Tor. Vor seiner Türe – nicht in einem fernen Land – war ein Mann, für den er nichts übrig hatte. Er rechnete ihn zu den Tieren. Hunde leckten seine Wunden. Der arme Mann begehrte vom Überfluss – vom Abfall – und im Text steht nichts davon, dass er etwas bekam. So hartherzig, so verschlossen war der reiche Mann. Ihm war es egal, was Gott in seinem Wort sagt, dass man sich um den Mitmenschen kümmern soll. Ihm war der Mitmensch Lazarus „wurst“. Lieber genoss er selbst die Wurst. Obwohl Gott uns Menschen auffordert ihn und auch die Mitmenschen zu lieben, wie uns selbst.

Nun war es für ihn zu spät. Er hatte es verpasst, sein Leben auf Gott auszurichten. Es gab kein Zurück mehr. Doch auf einmal kamen ihm die Brüder in den Sinn. Wenn doch nur jemand sie warnen könnte. Die Antwort auf seine Anfrage ist deutlich: Sie haben genug, sie haben die Propheten, sie haben das Wort Gottes. Sie wussten, dass da ein Gott ist, vor dem sie sich verantworten müssen. Sie wussten, was Gott will.

Wer hier mit Gott lebt, der wird auch im Jenseits bei Gott sein. Und wer hier nicht mit Gott leben will, der wird nicht mit ihm zusammenleben müssen. Er wird „Gott los“ werden und an einen gottlosen Ort kommen. Was wir Menschen hier beginnen, wird nach dem Sterben mit aller Konsequenz geerntet. Nämlich das Leben mit oder ohne Gott.

Einige haben die Vorstellung, man könne jetzt die Sau raus lassen und am Schluss durch ein geschicktes Manöver doch noch in den Himmel kommen. Doch wenn einer ein ganzes Leben lang sein Glück darin sah, ohne Gott zu leben, wenn das sein höchster Wunsch war, kann er bei Gott gar nicht glücklich werden. Für ihn wäre das gar nicht der Himmel, weil er sich nicht auf Gott eingestellt hat. Gott ist für ihn wie ein verzerrendes Feuer. Er müsste vergehen. Wenn ich in der Bibel lese, dass schon gläubige Menschen in der Begegnung mit Gott sagten: „Wehe mir, ich vergehe“ (Jesaja 6,5) oder wie tot umfallen (Johannes in Offenbarung 1,17) und dann von Gott aufgerichtet werden, wie viel mehr muss ein Mensch vergehen, der nie mit Gott leben wollte und noch nie die Vergebung in Jesus erfahren hat? Himmel und Hölle ist die Konsequenz, ob wir uns der werbenden Liebe Gottes in Jesus geöffnet haben und uns in eine Beziehung mit ihm eingelassen haben oder ob wir ihn nicht wollten. Wenn wir ohne ihn leben wollten, dann wird er sich uns nicht aufzwingen. Himmel kann nur Himmel sein, wenn alle freiwillig dort sind.

Wer heute mit Gott lebt, der wird nach dem Tod bei ihm sein und von ihm getröstet werden. Wer ohne Gott lebt, der wird an einen Ort kommen, wo man ohne Gott los wird.

Text: Hanspeter Obrist

Fortsetzung: Der Himmel

Vergleiche Artikel:
Leben nach dem Tod
Jesus Spricht als Erster von Himmel und Hölle
Der Himmel
Konzepte der Erlösung bei Juden, Muslimen und Christen

4 Gedanken zu „Jesus spricht als Erster von Himmel oder Hölle“

  1. Himmel und Hölle, Lazarus und der Reiche-
    ändern daran tut sich in diesem Glauben ewig nichts .Einer ist immer im Abseits.Das christliche Universum bleibt ewig gespalten,zweigeteilt.
    Weder Lazarus noch der Reiche zeigen angesichts des Leidens auch nur eine Spur Mitgefühl.
    Was werden alle Bekehrten,Erlösten im Himmel tun, wenn sie an die verdammten Ungläubigen denken? Wenn Jesus Andersgläubige verdammt, heisst das ja nicht, dass ich das gutheissen und ihm nachmachen muss.

    Manchmal habe ich den Eindruck,die Theologie der ewigen Spaltung sagt viel aus über deren Verkünder.

    1. Hallo Roland
      Mit dem Aufstand gegen Gottes Ordnung entsteht logischerweise ein Abseits. Die Ursache liegt jedoch nicht bei Gott sondern bei den Individuen. Auch muss der, welcher sich an Gott gewandt hat, sich auch nicht schlecht fühlen, für die die das nicht wollen oder wollten. Du gehst ja auch nicht in die Ferien und fühlst dich schlecht für alle die keine Ferien machen wollten.
      Herzliche Grüße Hanspeter

      1. Grüss dich Hanspeter,
        ich zweifle am absoluten Glück des Lazarus, wenn er ewig den gequälten Menschen vor sich sieht, oder wenn er miterlebt, wie die verdammten Ungläubigen wie Ungeziefer in einem gigantischen KZ in Feuer und Schwefel liquidiert werden.

        Nicht um Ferienfreuden gehts mir, sondern um Menschenwürde und Liebe, die weiter gilt, ungeachtet aller Theologien und Ideologien.

        Herzlich
        Roland

        1. Warum soll ich nicht glücklich sein, weil andere nicht glücklich sein wollten? Sie sind für ihr Leben verantwortlich und ich für meines.

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