Höllenstrafen für verständliche Bibelübersetzung

In Griechenlands ultra-orthodoxen Kreisen herrscht große Aufregung über eine evangelistische Sommeraktion evangelischer Christen. Dabei geht es um eine Verteilung des Neuen Testaments an alle Haushalte.

Die Ketzerei in den zur Verteilung vorgesehenen Neuen Testamenten besteht darin, dass sie in die heutige, allgemein verständliche griechische Volkssprache übersetzt sind. Die Orthodoxie betrachtet hingegen die altgriechische Urfassung der neutestamentlichen Schriften als allein gültig. Zwar gibt es alte Übersetzungen ins Kirchenslawische oder Georgische und seit dem 20. Jahrhundert auch in neue Sprachen. Doch müssen diese von orthodoxen Philologen und Theologen erarbeitet und von den kirchlichen Autoritäten genehmigt sein.

Bei den Orthodoxen Griechenlands und überhaupt in der ganzen orthodoxen Welt finden sich wohl Ikonen, Gebetbücher und Heiligenlegenden bei jeder Familie. Das Neue Testament oder gar eine komplette Bibel haben aber Seltenheitswert.

Bis vor wenigen Jahren wären solche Aktivitäten einfach von der Polizei unterbunden worden. Während 500 Jahren Türkenherrschaft am Balkan durfte nur der vorherrschende Islam für sich werben. Christen, Juden und andere waren auf gottesdienstliche Handlungen in ihren – wenigen – Gotteshäusern beschränkt.

Das moderne Griechenland behielt dieses System bei, setzte aber die orthodoxe Kirche an die Stelle des zuvor dominierenden Islams. Evangelische und katholische Christen mussten sich in unauffällige Bethäuser zurückziehen und durften nicht öffentlich auftreten. Das wurde als «Proselytismus» bestraft. Erst die säkulare Linksregierung von Alexis Tsipras begann ab 2015, die Privilegien der Orthodoxie und die Diskriminierung aller Andersgläubigen abzubauen.

Einzelne Bischöfe begannen daher, die Bibelverteilungen zu verketzern und jenen Familien, die «Evangeliums-Pakete» behielten, mit Höllenstrafen zu drohen. Die Bischofssynode der Kirche  wies alle Haushaltsvorstände an, diese «ketzerischen» Ausgaben des Neuen Testaments ihrem Pfarrer abzuliefern und gegen ein «orthodoxes Evangelium» einzutauschen.  mehr Informationen

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