Gottes Geduld

Jesus erzählt in Lukas 13,6-9 eine Geschichte über einen Feigenbaum, der keine Früchte trägt. Drei Jahre lang kam der Besitzer vorbei, um zu sehen, ob der Baum Früchte hervorbringt. Doch vergebens. Schließlich rief der Besitzer den Gärtner und wies ihn an, den Baum zu fällen. Warum sollte er weiter den Boden aussaugen? Doch der Gärtner bat ihn: „Lass ihn noch ein Jahr stehen. Ich will den Boden umgraben und düngen. Wenn er dann Früchte trägt, ist es gut. Wenn nicht, kann er gefällt werden.“

Der Feigenbaum ist ein Bild für das jüdische Volk oder auch für einen einzelnen Menschen. Der Feigenbaum hatte die besten Voraussetzungen, um Früchte zu tragen, doch das Resultat war eine Enttäuschung. Der Baum brachte nicht das hervor, wozu er geschaffen wurde. Spannend ist: Früchte müssen heranreifen. Sie sind nicht einfach – schwupps – da. Doch erste Ansätze müssen irgendwann sichtbar werden, sonst ist der Baum nutzlos. In Gottes Reich sind wir ständig Lernende (die eigentliche Bedeutung von „Jünger“). Wir sind ständig in einem Prozess der Veränderung. Der Wille zur Veränderung (Früchte) gehört zu einem Leben mit Gott dazu.

Die drei Jahre, die der Besitzer dem Feigenbaum gibt, um Frucht zu bringen, nehmen einen Gedanken auf, den auch Elihu in Hiob 33,29-30 erwähnt: „Siehe, das alles tut Gott zweimal, dreimal mit dem Mann, um seine Seele von der Grube zurückzuholen, damit er vom Licht des Lebens erleuchtet werde.“ Hiobs Antwort kommt dann in Kapitel 42,5: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen.“

Die drei Jahre sind auch eine Anspielung auf das öffentliche Wirken von Jesus. Das „eine weitere Jahr“, um das der Gärtner bittet, weist dann auf die Zeit des Heiligen Geistes nach Pfingsten hin. Für alle, die Jesus während der drei Jahre seines Wirkens nicht angenommen haben, gab es eine zweite Chance.

Auch wir erhalten immer wieder eine zweite Chance und eine Sonderbehandlung von Gott selbst. Doch die Bemühungen Gottes können auch zu einem Ende kommen. Und auch wir sollten unsere Kräfte nicht in Personen investieren, die sich nicht verändern wollen.

Paulus nennt als Früchte des Geistes in Galater 5,22-23: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“

Interessant ist, wie viel der Weingärtner einsetzt, um Früchte am Baum hervorzubringen: Umgraben, düngen und Zeit geben. Das Umgraben bewirkt, dass das Wasser von den Wurzeln aufgenommen werden kann. Das Düngen ist die Nahrung. Ein junger Feigenbaum investiert seine ganze Kraft ins Holz. Doch er muss tiefe Wurzeln schlagen, um Nahrung und Wasser aus der Erde ziehen zu können. Je älter er wird, desto mehr konzentriert es sich dann auf das Produzieren von Früchten.

Jesus hat mit uns Geduld. Doch er braucht unsere Kooperation und wir brauchen seine Pflege. Er möchte, dass der Heilige Geist (das Wasser) in uns die Worte der Bibel (den Dünger) aufschlüsseln kann.

Wenn alles absolut nichts nützt und ein Mensch sich stur jeder Änderung seines Lebens widersetzt und trotz aller Bemühungen des Heiligen Geistes in keiner Weise Frucht (Veränderung) hervorbringen will, dann wird es kritisch.

Jesus hat das Ende des Gleichnisses wohl bewusst offen gelassen. Wir erfahren nicht, ob das Umgraben und Düngen des Gärtners den erhofften Erfolg gebracht hat. Bringt der Baum Frucht und darf weiterleben oder wird er gefällt, weil er nutzlos bleibt? Wir sollen mit unserem eigenen Leben die Geschichte zu Ende schreiben.

Die Umkehr zu Gott ist das grundlegende Thema in Lukas 13. Wer von Gottes Einsatz und Geduld fasziniert ist, der begibt sich gerne in die Pflege des Gärtners und entdeckt, dass ein Leben mit Gott ein Wachstumsprozess ist und keine Schnelllösung.

Das ist ein Impuls aus unseren Entdeckungen in einer ergebnisoffenen Bibelstudiengruppe.

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