Gott sucht Anbeter

Gott sucht Anbeter und befähigt seine Zeugen, standhaft zu bleiben, weil sie um die Auferstehung und Königsherrschaft Jesu wissen.

Johannes bekommt in Offenbarung 11 den Auftrag, zu zählen, wer im Tempel Gottes anbetet. Den Hof außerhalb des Tempels, soll er nicht messen. Könnte das ein Bild für die Menschen sein, die von der Gegenwart Gottes leben und denen, die Mitläufer sind und die nicht die Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Gott in sich tragen? Da sie die Stadt zertreten, werden sie durch die Zeugen aufgefordert, einzutreten. Sie profitieren zwar von der Frömmigkeit, doch sie sind noch nicht zur Anbetung Gottes (Offenbarung 11,1) durchgedrungen.

Durch die zwei Zeugen erfolgt ein letzter klarer Ruf zur Umkehr und zur Anbetung Gottes. Wer diese Zeugen genau sind, hat zu vielen Spekulationen geführt. Einige denken, es werden die beiden Menschen sein, die noch nicht gestorben sind: Henoch und Elia. Andere deuten es auf die jüdische und nichtjüdische Gemeinde. Wieder andere meinen, es seien Elia und Mose. Durch Elia ist Feuer vom Himmel gefallen und durch ihn verschloss sich der Himmel, so dass es nicht mehr regnete. Mose konnte Gewässer in Blut verwandeln.

Wer auch immer sie sein mögen, Johannes vergleicht die beiden Zeugen mit zwei Ölbäumen und zwei Leuchtern. In Sacharja 4 werden zwei Ölbäume, aber nur ein Leuchter erwähnt. In Offenbarung 1 sind die Gemeinden der Leuchter.

Die zwei Zeugen stehen als von Gott Gesalbte (Sacharja 4,14) in einem prophetischen Dienst und nennen die Dinge beim Namen, so wie Mose und Jesus. Sie treten im Bußgewand auf (Offenbarung 11,3). Das bedeutet, dass sie werbend zur Umkehr zu Gott aufrufen. Sie scheinen jedoch wenig Erfolg zu haben. Als ihr Auftrag erfüllt ist, werden sie umgebracht.

Leid und Tod sind manchmal das Siegel der Echtheit der Verkündigung. Weil die Zeugen um die Auferstehung der Toten wissen, lassen sie sich auch vom Tod nicht abschrecken und stehen unerschrocken für Gott ein.

Wie zuvor die Gerichte erinnern auch die beiden Zeugen an den Auszug aus Ägypten, bei dem Mose und Aaron als Zeugen Gottes vor den Pharao traten um das Volk zum Dienst für Gott freisetzten.

Spannend ist, dass auch Jesus seine Jünger zu zweit ausgesandt hat. Damit eine Sache Gültigkeit bekommt, ist in der Bibel das Zeugnis von mindestens zwei Menschen gefordert (5.Mose 19,15).

Die Zeit für die Nationen und die der zwei Zeugen ist identisch; sie beträgt dreieinhalb Jahre (Offenbarung 11,2-3). Die Zeit, in der es unter Elia keinen Regen gab, war „im dritten Jahr“ (1.Könige 18,1). Der Sklavendienst in Ägypten dauerte ca. 350 Jahre (1.Mose 15,13 / Apostelgeschichte 7,6; die Israeliten waren insgesamt vierhundert Jahre in Ägypten und der Sklavendienst begann, als ein neuer Pharao auftrat, siehe 2.Mose 1,8).  Nach 3 ½ (Jahr-) Tagen wird der Bund bei Daniel gebrochen (Daniel 9,27). 3 ½ scheint demnach eine göttliche Zeiteinheit zu sein.

Das Zur-Schau-Stellen der Leichname für dreieinhalb Tage in Jerusalem weist auf die Gottlosigkeit und den geistlichen Zustand der Stadt hin (Sodom, Offenbarung 11,8). Aufgrund von 5.Mose 21,22-23 werden Leichname in Israel, wenn immer möglich, noch am gleichen Tag oder zumindest sehr schnell ins Grab gelegt. Nach jüdischer Tradition verlässt eine Seele den Leib nach drei Tagen. Deshalb sind die zwei Zeugen nach diesen dreieinhalb Tagen unwiderruflich tot. Umso erstaunlicher ist ihre Auferstehung – genauso erstaunlich wie damals auch bei Lazarus und Jesus. Wie Jesus fahren die beiden Zeugen in einer Wolke (Sinnbild der Gegenwart Gottes) in den Himmel auf.

Die Leute, die sich eben noch über den Tod der beiden Zeugen freuten und einander Geschenke zusandten, werden bekennen, dass Gott die Ehre gebührt (Offenbarung 11,13). Im Gegensatz zur Auferstehung Jesu wird die Auferstehung der zwei Zeugen eindeutig und ein offensichtliches Handeln Gottes sein. Es steht hier aber auch nichts über Busse oder Umkehr. Hier liegt der Unterschied zum Auferstehungsgeschehen am Ostermorgen: Die Auferstehung Jesu lädt zum Glauben ein; die verpasste Chance zur Umkehr findet durch die zwei Zeugen einen Abschluss. Sie führt zur Erkenntnis, wer wirklich die Macht hat. Gott und Christus werden herrschen in alle Ewigkeit (Offenbarung 11,15). Spätere Berichte zeigen auf, dass die Rebellion gegen Gott nicht mehr überwunden wird. Der Wille zur Erneuerung des Sinnes ist unter den Menschen nicht mehr vorhanden.

Die zwei Zeugen sind den Leuten ein Dorn im Auge. Sie haben sowohl einen symbolischen Charakter, können aber auch als letzte Mahnung ganz real auftreten. Wer sich nicht Gott zuwendet, wird ernten, was er gesät hat.

Johannes sieht im Himmel den Tempel und die Lade des Bundes (Offenbarung 11,19). Die Stiftshütte und der Tempel wurden nach dem himmlischen Urbild erbaut (2. Mose 25,9.40). Ab Offenbarung 12 stellt Johannes den neuen Bund dar (Jeremia 31,31) und berichtet, wie der Sieg über das Böse errungen wird.

Text: Hanspeter Obrist

Apokalypse – Das biblische Buch der Offenbarung
Das Buch der Offenbarung (1)
Briefe aus dem Himmel (2)
Jesus sorgt sich um jede Gemeinde (3)
Ein Blick auf den Thron Gottes (4)
Wer ist würdig? (5)
Das Lamm enthüllt die Geheimnisse (6)
Rettung kommt von Gott (7)
Die Antwort auf die Gebete der Heiligen (8)
Das Böse hat Grenzen (9 und 10)
Gott sucht Anbeter (11)
Die Frau und der Drache (12)
Der Drache mobilisiert die ganze Welt (13)
Die Ernte (14)
Der Mensch verharrt in seiner Auflehnung gegen Gott (15-16)
Babylon und ihr Fall (17-18)
Das große Halleluja (19)
Die letzte Einladung (20)
Das himmlische Jerusalem (21)
Das Schluss-Statement von Jesus (22)

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