Gestern waren es die Juden, heute sind es die Moslems und morgen könnten es Christen sein

„Wenn es einen Angriff auf eine Moschee oder eine Synagoge gibt, wenn ein Moslem oder ein Jude angegriffen wird, dann ist es unsere Pflicht aufzustehen und unserem Protest dagegen Gehör zu verschaffen.“ Mit diesem Worten begrüßt Moshe Kantor, der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses die Teilnehmer des „Zweiten Treffens Jüdischer und Muslimischer Organisationen“ in Paris .

Die 80 religiösen jüdischen und muslimischen Führungspersönlichkeiten aus 18 verschiedenen europäischen Ländern wollen auf ihrem Treffen am Dienstag und Mittwoch (4. und 5.09.2012) Themen von „gegenseitigem Interesse“ diskutieren. Dabei sollte es vor allem um den nicht nur in Deutschland schwelenden Streit um die rituelle Beschneidung von Knaben und das Verbot des Schächtens, das ist das rituelle Schlachten von Tieren, gehen.

Durch den Überfall auf den Rabbiner Daniel Alter und seine sechsjährige Tochter in Berlin in der vergangenen Woche bekommt das Treffen eine weitere Dimension. So werden die Themen Diskriminierung, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit einen breiteren Raum einnehmen. Moshe Kantor: „Gestern waren es die Juden, heute sind es die Moslems und morgen könnten es Christen sein.“

Eine besondere Brisanz bergen die Umstände des Berliner Attentats. Noch sind die Täter nicht gefasst, aber die Polizei scheint nach Personen zu fahnden, die als „arabisch“ beschrieben werden. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass die Angreifer muslimische Deutsche mit sogenanntem Migrationshintergrund sind, würde dies das Problem des deutschen Antisemitismus um eine weitere Facette bereichern.

Nach bisherigen Informationen soll der Angriff auf den Rabbiner in Berlin erfolgt sein, weil die Täter Herrn Alter an seiner Kopfbedeckung, der Kippa, als Juden erkannt hatten. Viele Juden verstecken schon jetzt ihre Kippa unter einer Mütze oder setzen sie in der Öffentlichkeit gar nicht erst auf, weil sie Sie fürchten, daran als Juden erkannt zu werden. Sich verstecken zu müssen sei aber inakzeptabel, so der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, und dürfe nicht hingenommen werden: „Ich lasse nicht zu, dass wir nur im Hinterzimmer unser Judentum ausleben dürfen.“

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