Frieden durch Geschwisterlichkeit

Bei einem Friedenstreffen am Dienstagabend 20.10.20 in Rom haben Papst Franziskus und andere Religionsvertreter Gläubige aller Religionen zu noch mehr Einsatz für Frieden aufgerufen.

Das Treffen in Rom stand unter dem Motto: „Niemand rettet sich allein – Frieden und Geschwisterlichkeit“. Frieden sei nur durch Kooperation, Dialog und Geschwisterlichkeit möglich, lautete eine durchgehende Mahnung auch aller anderen Sprecher aus christlichen Konfessionen, Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus.

Die Welt habe heute „einen brennenden Durst nach Frieden„, so der Papst.

In einem abschließend unterzeichneten Friedensappell heißt es: „Es ist erneut Zeit für die kühne Vision, dass Friede möglich ist, dass eine Welt ohne Krieg keine Illusion ist.“

Das jährliche Treffen wird seit 1986 von der Gemeinschaft Sant’Egidio organisiert. Zu Beginn des Treffens hatte jede Glaubensgemeinschaft für sich ein Friedensgebet in der eigenen Tradition gehalten. 

Großimam Ahmad Al-Tayyeb von Kairo verurteilte in einer verlesenen Rede den islamistischen Terroranschlag von Paris. Seine Rede verlas in Namen des Großimams der Generalsekretär des „Hohen Komitees der menschlichen Brüderlichkeit“ Mohamed Abdelsalam Abdellatif. Als Großimam der Al-Azhar erkläre er „vor dem allmächtigen Gott, dass ich mich sowie die Lehren des Islam und des Propheten von dieser abscheulichen kriminellen Tat distanziere und von allen, die solche abweichenden, falschen Gedanken annehmen“. Gleichzeitig verurteilte er es, wenn „unter dem Slogan der Meinungsfreiheit“ Religionen beleidigt und ihre Symbole missbraucht würden. Es sei eine Zeit für eine neue Globalisierung, die auf Geschwisterlichkeit beruhe.

Papst Franziskus, der erstmals in der Öffentlichkeit mit Maske zu sehen war, rief die Menschen bei dem Friedensgebet zu mehr Einigkeit und Geschwisterlichkeit auf. „Mangel an Liebe“ sei der tiefere „Grund unserer persönlichen, sozialen, internationalen und ökologischen Probleme“, so das Kirchenoberhaupt.

„Die Geschwisterlichkeit, die aus der Gewissheit erwächst, dass wir alle der einen Menschheit angehören, muss das Leben der Völker, die Gemeinschaften, Regierenden und internationalen Vereinigungen durchdringen. Auf diese Weise wird sie das Bewusstsein fördern, dass wir uns nur gemeinsam retten, wenn wir nämlich einander begegnen, miteinander verhandeln, aufhören uns gegenseitig zu bekämpfen, uns versöhnen, die Sprache der Politik und der Propaganda mäßigen und konkrete Wege zum Frieden entwickeln“, sagte er unter Anspielung auf sein Schreiben „Fratelli tutti“.

Seit über 50 Jahren ist die Gemeinschaft Sant’Egidio für die Armen aktiv, doch auch in der Welt der Diplomatie ist die Laienbewegung zu Hause. Zum Jubiläum März 2018 loben Politiker das vielseitige Engagement. Franziskus sagte damals: Die katholische Kirche müsse als „Zeichen der Einheit des Menschengeschlechts“ Völker und Kulturen verbinden. Nötig seien dafür Dialog und Begegnung.

Aus dieser Idee ist Sant’Egidio entstanden. Einige römische Schüler taten sich zusammen, bewegt von der Aufbruchsstimmung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Sie wollten das Evangelium in der modernen Welt leben. Aus der Schülerbewegung von einst ist ein bedeutender kirchlicher und politischer Player geworden.

An dem Friedenstreffen in Rom nahmen neben dem Oberrabbiner und Papst Franziskus auch das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomaios I., sowie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sowie je ein Sikh, ein Hindu und ein Buddhist teil. Anglikaner-Primas Erzbischof Justin Welby von Canterbury konnte wegen der Pandemiebeschränkungen wie Al-Tayyeb nicht nach Italien reisen.

 

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