Freudenfest endet im Fiasko

Der jüngere Sohn hat sich selbständig gemacht. Er will unabhängig sein von Gott. So entfernt er sich von seinem himmlischen Vater. Wer Gott ignoriert, bewegt sich beständig weiter weg von ihm und der Augenkontakt bricht ab und man entfremdet sich immer mehr. So macht sich der jüngere Sohn auf in ein fernes Land – dorthin, wo ihn das Leben mit all seinen schillernden Farben lockt. Er denkt: „Dort werde ich das Leben in seiner ganzen Fülle genießen.“ Munter und fröhlich zieht er seines Weges.

Wie viele Menschen träumen von solchen Tagen: selbst bestimmen, was gut für einem ist, Feste feiern und über die Stränge schlagen. Tatsächlich, feiern ist etwas Schönes. Es stellt sich nur die Frage: Welche Art von Festen wir feiern? Wie diese Geschichte zeigt, lebt es sich auch ganz gut ohne Gott, spätestens, bis alle Ressourcen aufgebraucht sind. Wir können gut ohne Gott leben, bis wir unser Leben aufgebraucht haben! Und was bleibt uns dann noch? NICHTS, absolut NICHTS.

Lesen wir, wie Jesus das Geschehen schildert: Nach einigen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land. Dort vergeudete er sein Vermögen, indem er verschwenderisch lebte. Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bauern jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Schweine fraßen; und niemand gab ihm (Lk. 15,13-16).

Ein Leben im Hunger
Er fing an Mangel zu leiden (Lk. 15,14).
In der Trennung von seinem Vater muss sich nun der Sohn das Leben erkaufen. Doch das Leben arbeitet gegen ihn. Irgendwann stellt jeder fest: Gekauftes Leben zerrinnt zwischen den Fingern. Da will man Liebe und landet in einem sexuellen Abenteuer und wird fallen gelassen. Das war’s – gebraucht und weggeworfen. Andere investieren viel in ihre Gesundheit und plötzlich ereilt sie ein Unfall oder eine Krankheit. Viele suchen nach etwas und machen bei dieser Sucherei ihr Leben kaputt. Das Leben wird „zur Sau“ gemacht. So ergeht es auch dem Sohn im wortwörtlichen Sinn: Er landet bei den Schweinen.

Wer gottlos lebt, bezahlt einen hohen Preis für wenig Leben: Anstatt mit gestilltem Lebenshunger steht er mit einem hungernden Bauch da. Irgendwann stellt jeder fest: Die ganze Welt mit ihren Vergnügungen kann dieses Loch in uns nicht stillen. Es ist erschütternd zu lesen, dass der jüngere Sohn am liebsten seinen Bauch mit dem Schweinefraß vollschlagen möchte. Soweit kann es kommen, dass ein Mensch bereit ist, alles in sich hineinzufressen, auch wenn ihn dieses Zeug ekelhaft ist.

Das ist ein Kennzeichen des kaputten Menschen: Er frisst alles in sich hinein, auch wenn er weiß, dass es ihn kaputt macht und seinen Hunger nicht wirklich stillt. Man konsumiert Filme, bei denen einem die Haare zu Berge stehen und das Blut in den Adern gerinnt. Man lässt seine Seele abstumpfen und mutet ihr alles zu. Zum Schluss ist man gefühllos und kalt und wundert sich über die menschliche Kälte. Andere Menschen konsumieren Drogen aller Art, um ein kleines Stück Lebensglücks-Gefühl zu erhaschen. Doch ihre Sehnsucht wird dadurch nicht gestillt, sondern sie nehmen dabei noch Schaden. Wieder andere steigern sich in sportliche Extreme hinein und setzen dabei ihre Gesundheit aufs Spiel. Sie wollen das GANZE Leben. Sie fordern: Ich will ALLES. Doch am Ende werden sie wie der Sohn nur angegrunzt.

Spätestens am Grab muss es dem letzten Menschen klar werden: Wer in seinem Leben auf Irdisches setzt, verliert spätestens beim Tod alles. Das, was uns die Welt anbietet, kann den Hunger, der in unserer Seele herrscht, nicht dauerhaft stillen. Nur wer sich vom überirdischen Lebensbrot ernährt, hat in seine zukünftige Existenz investiert. Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh. 11,25). Er sagt auch: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh. 6,48).

Jesus bringt uns das Leben in Fülle. Wer ihn kennt, darf wissen: „Der Gerechte kann essen, bis er satt ist“ (Sprüche 13,25). Wer Jesus hat, der hat das Brot des Lebens. Fröhlich können diese Menschen sagen: „Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied“ (Psalm 28,7). Wer Jesus hat, der hat das Leben – das ewige Leben.

Ein Leben in Erniedrigung
Und er ging hin und wandte sich an einen Bauern des Landes. Dieser schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine zu hüten (Lk. 15,15).
Der Sohn wollte Freiheit. Doch nun ist er in sklavische Abhängigkeit geraten. Für seine Drecksarbeit bekommt er nichts, nicht einmal einen Hungerlohn. Im Gegenteil: Der Hunger ist sein Lohn. In diesem Bauern zeigt sich der Mensch, der sich nicht um Gott und Menschenwürde kümmert. Menschen, die kein Verantwortungsgefühl vor Gott haben, beuten andere aus. So wird der Sohn von einem Bauern dieses „gelobten“ Landes ohne eine Stärkung zu den Schweinen geschickt.

Wer die Liebe des Vaters verschmäht, der muss die Kälte der Menschen erfahren. Wer sich nicht an Gott wenden will, der muss sich an Menschen hängen und ein Knecht der Menschen werden. Er wird erfahren, was in Jeremia 2,19 steht: „Du musst innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinen Gott, zu verlassen“. Es ist kaum zu glauben, dass Menschen andere Menschen so ausbeuten können. Aber es ist die Realität. Auch heute nutzen Menschen andere kaltblütig aus. Anstatt einen gebührenden Lohn zu bekommen, arbeiten in verschiedenen Ländern Menschen zu einem lebensverachtenden Lohn. So ist der Mensch. Ohne eine Veränderung des Herzens werden Menschen von Menschen aufgefressen.

Jesus erzählt diese Geschichte in einem Land, in dem das Schwein das niedrigste Tier ist und als unrein gilt. Wenn der Sohn jetzt die Schweine hüten muss, dann versteht jeder den Hinweis: Jetzt ist er am tiefsten Punkt angekommen. Er muss der unreinen Welt dienen. So geht es mit der Sünde. Erst spielen wir mit ihr. Dann beherrscht und erniedrigt sie uns. Erst wollen wir – dann müssen wir. Der Teufel verspricht zuerst Freiheit, und dann nimmt er uns gefangen.

So ganz anders ist ein Leben mit Gott. Es ist ein Leben der Gnade und nicht der Ungnade. Im Loblied der Hanna heißt es: „Gott erhebt den Geringen aus dem Staub empor, aus dem Schmutz erhöht er den Armen, um ihn unter die Edlen zu setzen; und den Thron der Ehre lässt er sie erben“ (1.Sam 2,8).

Gott will den Erniedrigten erhöhen, ihm wieder Ehre geben und ihm Gnade und Leben schenken. Gott gibt uns Hoffnung und eine neue Freiheit.

Ein Leben in der Einsamkeit
… und niemand gab ihm (Lk 15,16).
Hier steht noch ein erschütterndes Wörtchen, das Wörtchen „niemand“. Niemand gab ihm von dem Schweinefraß. „Wo sind jetzt Deine Freunde? Merkst Du jetzt, dass sie gar keine Freunde waren? Sie hatten nie ein Interesse an Dir, sondern nur an Deinem Besitz. Nun bist Du todeinsam. Ganz allein.“ Ein Leben im Egoismus und ohne Gott macht einsam. Das kann man auch dann erfahren, wenn man noch sein Geld hat. Geld bringt uns keine wirklichen Freunde. Wirkliche Freunde lieben uns, ob wir Geld haben oder nicht. Sie machen da keinen Unterschied. Wirkliche Freunde lieben uns als Menschen – weil wir sind.

In der Geschichte verliert der Sohn am Schluss alles, auch die Beziehungen zu seinen Mitmenschen. Niemand hilft ihm in seiner inneren oder äußeren Not. Erst in der Not merken wir, welche Menschen wahre Freunde sind. Hier fordert uns Gott auf: „Liebt einander und kümmert euch umeinander, weil ich mich zuerst um euch gekümmert habe. Weil ich mein ganzes Leben für euch gegeben habe, darum gebt euer Leben für eure Nächsten hin.“

Ich denke, ohne die Kraft und die Hilfe von Gott können wir nicht über unseren irdischen Schatten springen. Doch Gott hilft uns und macht uns zu neuen Menschen – Menschen, die selbstlos lieben können. Auch dann, wenn wir von anderen gar nichts zurückerwarten können. Jesus sagt uns: „Liebt einander, so wie ich auch Euch geliebt habe“ (Joh. 13,34). Weil wir diese Liebe bei Jesus erleben, bleiben wir nicht allein und werden fähig, einander zu lieben.

Wer nicht in der Beziehung mit seinem himmlischen Vater lebt, der verliert alles. Spätestens am Ende des Lebens. Seinen Hunger kann man in dieser Welt nicht stillen. Gott möchte keinen von uns so verenden sehen. Gott möchte uns neue Hoffnung geben: Ein ewiges Leben mit ihm, wo das Beste erst noch kommt und die Gewissheit, dass wir nicht alles verlieren, sondern alles gewinnen werden. So können wir uns am Ende unseres Lebens getrost in Gottes Hände fallen lassen und uns auf die Gemeinschaft mit ihm freuen.

Text: Hanspeter Obrist

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