Flüchtlinge kurbeln die Wirtschaft an

Es ist eine Völkerwanderung im Gange. Niemand begibt sich in ein unbekanntes Land, wenn er sich davon nicht eine Verbesserung seiner Lebensumstände erhofft. Weil das nackte Überleben die Menschen antreibt, ist auch die Gefahr auf dem Weg umzukommen unbedeutend. Die meisten Auswanderer aus Europa flüchteten, um in einem besseren Land eine neue Existenz aufzubauen. So wie es heute Menschen tun. Das beste Land in Reichweite ist Europa.

Eine Invasion einer Armee kann man mit Gewalt stoppen. Eine Völkerwanderung ist schwer steuerbar. Drei Dinge begünstigen sie: 1. Die Hoffnungslosigkeit in den von Kriegen gezeichneten Ursprungsländer in denen bewaffnete Gruppierung das Sagen haben und es kaum mehr einen staatlichen Schutz gibt. 2. Noch nie hatten die Menschen die Möglichkeit sich (über das Internet) über andere Länder zu informieren. 3. Noch nie war Reisen so einfach und günstig.

Die Flüchtlinge mieten Wohnraum, benötigen Lehrer, brauchen Ärzte, kaufen Essen, organisieren Flüge und Reisen. Alles Dinge, die unsere Wirtschaft beleben. Wenn die Flüchtlinge hier versorgt werden, wird wahrscheinlich weniger Geld in die Heimatländer fliessen, als bei der Direkthilfe oder ist es doch umgekehrt? Niemand weiss das so genau. Die grosse Frage ist, ob wir diese Menschen zu Sozialhilfebezüger erziehen oder ihnen Hilfe gegen Arbeit anbieten. Wir haben es auf einmal mit neuen gesellschaftlichen Fragen zu tun. Anstatt Arbeiten zu rationalisieren müssten wir sie sozialisieren.

Eine halbe Million Jobs gebe es in Deutschland für Flüchtlinge, sagte  Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. Gemäss Arbeitsagenturen verliert Deutschland in den nächsten 10 Jahren über 6,5 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter. Flüchtlinge aus Syrien können da in die Bresche springen. Deren Bildungsniveau gilt als besser als dasjenige von anderen Flüchtlingsgruppen. Die Herausforderungen sind gross: Gesetzliche Vorgaben, Sprachbarrieren, die Anerkennung von Diplomen und Ausbildungen sowie die Unsicherheit, ob die Betroffenen überhaupt im Land bleiben können, sind nur einige.

Aber importieren wir nicht einen religiösen und kulturellen Krieg? Das hängt davon ab, welche Fronten wir zeigen. Die Meisten flüchten, weil sie sich den neuen religiösen Gruppen nicht unterordnen wollen. Die Frage ist auch, wie wir sie einführen in unsere Kultur. Inwiefern es uns gelingt sie in unsere Kultur einzuweihen. Wenn dies nicht innerhalb der ersten zwei Jahre gelingt, werden sie eine weitere Subkultur bilden. Abgesehen davon hat sich unsere Gesellschaft schon lange in x-fache Subkulturen aufgeteilt. Die neue gesellschaftliche Frage ist nun, können wir noch gemeinsame Werte benennen und Neuankömmlinge dafür gewinnen.

Flüchtlinge und Völkerwanderung gab es schon immer. Die Herausforderung wird sein, wie es uns gelingt konstruktive Wege zu finden oder wir ihnen helfen, dass es sich lohnt in ihrer Heimat zu bleiben.

Text: Hanspeter Obrist

Vergleich auch Artikel: Flucht eher Chance als Risiko

Update 4.9.2015:

In den nächsten Jahren fehlen Deutschland Arbeitkräfte. Der deutsche Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer spricht von rund einer halben Million freier Stellen. «Wir brauchen in den nächsten 20 Jahren viel mehr Arbeitskräfte, als dieses Land hervorbringen wird», sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zur «Süddeutschen Zeitung».

Wenn man Flüchtlinge möglichst schnell integriere, könnten diese die Lücke füllen. Der Staat müsse deshalb in Sprachkurse investieren. Er fordert ausserdem ein Bleiberecht für junge Ausländer, die eine Ausbildung machen. Die Politik müsse das Asylrecht anpassen und dafür sorgen, «dass Asylbewerber nicht viele Monate vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden», sagte er weiter. mehr Informationen

 

 

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