Film Maria Magdalena – eine Neuinterpretation

Wenn man die wahre* Geschichte erzählen will, ist es nicht hilfreich, wenn man sich der Phantasie bedient.

Im Film Maria Magdalena gibt es sehr schöne Aussagen, zum Beispiel, dass das Reich Gottes in uns selbst beginnt. Jesus geht es um eine Veränderung des Menschen und nicht um eine politische Revolution. In einer sexistischen Welt ist ein Film, der Beziehungen zeigt, die in anderen Kategorien denken, geradezu revolutionär. Ohne Hintergedanken wird Menschlichkeit gelebt. Es wird deutlich, dass es mehr gibt als ein Leben in amourösen Beziehungen. Der Film macht auch bewusst, dass Hass Leben zerstört und der Ausweg dafür allein die Vergebung ist. Dabei gibt der Film allerdings keine richtige Antwort, wie das geschehen soll. Wer die Bilder richtig zuordnen kann, dem wird auch vor Augen geführt, dass der Tod von Jesus als Passahlamm verstanden werden muss.

Wer die biblischen Geschichten kennt, muss sich im Film zuerst einmal orientieren. Petrus ist auf einmal ein Schwarzer. Es gibt auch noch andere schwarze Jünger. Maria Magdalena ist auf einmal die einzige Frau im engeren Kreis von Jesus, obwohl die Bibel von mehreren Frauen im ganzen Gefolge spricht (Lukas 8,2-3), jedoch nie davon, dass Maria Magdalena zum Kreis der Zwölf gehörte. Obwohl Jesus um die 40 Jahre alt ist, erscheint er fast ein wenig abgeklärt und hilflos.

Überraschenderweise tauft Jesus in diesem Film, obwohl das in der Bibel anders erwähnt ist (Johannes 4,2). Es geschehen Wunder, doch mit anderen Personen oder in anderen Umständen, als sie in der Bibel beschrieben sind. Eine Austreibung von Dämonen und die Bestrafung einer Ehebrecherin geschehen auf Arten, die der Bibel unbekannt sind. Der See Genezareth ist ein wildes Meer und nicht das Süsswasserreservoir der Jordansenke.

Man kann jedem nach dem Film nur empfehlen, die Berichte in der Bibel selbst zu lesen. Einerseits können wir dort entdecken, dass es im Reich Gottes tatsächlich um eine persönliche Sinnesänderung zu Gott hin und um Menschlichkeit geht, andererseits kann man dann all das zurechtrücken, wo die Filmemacher sich künstlerische Freiheiten erlaubt haben und von den biblischen Aussagen abgewichen sind. So steht in der Bibel, dass Maria Magdalena – entgegen der Behauptung des Films – von sieben Dämonen befreit wurde (Lukas 8,2). Ihr Name zeigt, dass sie aus dem Dorf Magdalena (Wachturm) am Westufer des Sees Genezareth stammt. Sie stand mit anderen Frauen unter dem Kreuz (Markus 15,40). Am Ostermorgen gehörte sie zu den Frauen, die zum Grab gingen (Markus 16,1). Dort begegnete ihr Jesus, und sie berichtete den Aposteln als erste von der Auferstehung (Johannes 20).

Der amerikanische jüdisch-stämmige Schauspieler Joaquin Phoenix sagte in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dass ihn besonders das Konzept der Vergebung interessiere. „Dieser Film hat meine Vorstellung davon verändert. Ich dachte immer, sie sei für den am wichtigsten, dem vergeben wird. Aber jetzt denke ich, es ist genau umgekehrt. Derjenige, der vergibt, wird erleichtert. Denn es ist so schwierig, zu verzeihen, zu vergeben. Es verändert einen. Vergebung hat eine enorme Kraft. Dieser Gedanke bewegt mich.“ (Siehe Pro Magazin)

Der Film ist über die Ostertage in verschiedenen Kinos zu sehen.

*Aus der Pressemitteilung zum Film: „MARIA MAGDALENA ist das wahrhaftige und moderne Portrait …“

Wir sollten aber vergeben, nicht verdrängen oder verniedlichen.
Jesus sagt nicht: „Warte, bis die Menschen kommen und vergib ihnen dann.“ Nein, Gott geht mit uns so um, wie wir mit den Menschen umgehen, die an uns schuldig geworden sind. Das ist eine gewaltige Herausforderung an uns. Wir sollen anderen vergeben, auch wenn sie ihre Schuld noch nicht einsehen, weil auch wir möchten, dass Gott uns alle Schuld vergibt. Wer dieses Prinzip lernt, der erfährt echte Befreiung.

Wir vergeben nicht um des anderen willen, sondern um unseretwillen. Indem wir vergeben, übergeben wir die Rache und Wiedergutmachung an Gott (Römer 12,19 / Offenbarung 7,17). Gott vergisst nicht einfach, was geschehen ist, sondern tilgt in Jesus die Schuld (Kolosser 2,14). Dieser Gedanke liegt allen Opfern und dem Kreuzestod von Jesus zugrunde (Römer 3,25), der überflüssig wäre, wenn Gott die Schuld einfach vergessen würde. Vergeben befreit mich, denn wenn ich vergebe, bin ich durch meine Rachegedanken und meine Bitterkeit nicht mehr an das Geschehene und an denjenigen gebunden, der an mir schuldig geworden ist. Versöhnung ist dann ein zweiter Schritt, wenn beide Seiten vergeben haben. Da Gott  schon für die Vergebung unserer Schuld gesorgt hat, können wir uns jederzeit mit Gott versöhnen.

Nicht vergeben zu wollen ist wie Sand im Getriebe. Je länger der Sand an den mechanischen Teilen scheuert, desto mehr macht er kaputt. Wo nicht mehr aufgerechnet wird, beginnt ein neues Denken, ein neues Leben. Der Mensch gesundet an Leib und Seele. Es entsteht ein ganz anderer Zugang zu den Mitmenschen. Wir erleben eine Beziehung, wie wir sie uns auch von Gott wünschen.

Es gibt Menschen, die behaupten, Vergeben heiße Vergessen. Vielleicht hast Du das auch schon ausprobiert. Du hast jemandem vergeben, der an dir schuldig geworden ist, aber du erinnerst dich dennoch an diese Begebenheiten. Vergeben muss nicht vergessen heißen! Vergeben bedeutet nicht, alles aus dem Gedächtnis zu löschen, sondern nur, dass ich die Vergeltung für das erlittene Unrecht an Gott abgebe. Auch wenn ich nicht vergessen kann, was man mir angetan hat, so braucht es mich nicht mehr zu kränken und zu verletzen, weil ich von Herzen vergeben habe.

Eine zweite fragwürdige Behauptung ist der Satz „Ich kann nicht vergeben.“ Mit Gottes Hilfe können wir immer vergeben. Paulus fordert die Epheser dazu auf: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie Gott in Christus euch vergeben hat“ (Epheser 4,32). Die Frage ist vielmehr: Will ich vergeben? Will ich es immer wieder neu versuchen?

Dinge in Ordnung zu bringen, wirbelt Staub auf. Doch wenn wir nur friedlich und höflich sind, wird es bald friedhöflich. Ein herzlicher Umgang miteinander kann nur durch gelebte Versöhnung zustande kommen. Wenn wir einander nicht vergeben, werden wir förmlich und steif.

Wenn wir jemanden offensichtlich verletzt haben, dann ist es richtig, zur betreffenden Person hinzugehen und offen um Verzeihung zu bitten. Am besten sind da die Worte: „Es tut mir leid, was ich damals zu Dir gesagt habe. Vergibst du mir?“ So kann der andere bestätigen „Ja ich vergebe dir.“ Es ist wichtig, dass wir Vergebung auch wirklich aussprechen und nicht einfach sagen: „Schon in Ordnung. Macht nichts.“ Sonst könnte in uns der Gedanke aufsteigen: „Das nächste Mal muss ich gar nicht um Verzeihung bitten, denn es macht ihm ja gar nichts aus.“

Manchmal gibt es auch Dinge, die nur vor Gott bereinigt werden müssen. Ich meine damit Situationen, in denen wir uns schuldig machen, aber keine Mitmenschen betroffen sind. Dann gibt es auch niemanden, den wir um Verzeihung bitten können. Dennoch kann es sehr hilfreich sein, mit einer unbeteiligten Person darüber zu beten. Denn dann kann uns der andere in Momenten des Zweifels an die Vergebung Gottes erinnern.

Dort wo ich selbst Opfer geworden bin, ist es gut, mit Gottes Hilfe vor ihm die Vergebung auszusprechen: „Ja Gott, mit deiner Hilfe möchte ich X vergeben. Danke, dass auch du mir vergibst, wo ich Schuld auf mich geladen habe. Ich möchte nichts von Menschen erwarten, was letztlich nur du mir geben kannst. Amen.“ Es ist wichtig, dass ich mich als Opfer vor Gott ausspreche und von ihm den Trost und die Kraft erhalte, um alles zu verarbeiten. Wenn uns die Sache nicht mehr von neuem aus der Fassung bringen kann, könnte es vielleicht auch hilfreich sein, mit dem Menschen zu reden, der uns verletzt hat. Wichtig ist aber, dass wir zuerst den Weg zum Kreuz beschreiten und uns nicht rächen, indem wir schlecht über diesen Menschen reden.  weiterlesen

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