Einsamkeit – Todesursache Nummer eins

Manfred Spitzer ist einer der bekanntesten deutschen Psychiater polarisiert mit seinen Thesen. Das unterschätzte Gesellschaftsphänomen Einsamkeit ist für ihn die Todesursache Nummer eins.

Einsamkeit ist das subjektive und unangenehme Gefühl, alleine zu sein. Dies verursacht Stress. Und dieser dauerhafte Stress führt zu einem angeschlagenen Immunsystem, Bluthochdruck, Diabetes, Schlaganfällen usw. Lapidar meinte der Psychiater: «Woran man dann als Einsamer stirbt, ist eher zufällig.»

Einsamkeit als Ursache Nummer eins bei Todesfällen lässt sich seiner Meinung nach durch viele Studien belegen. Nicht nur Singles und Alleinstehende sind davon betroffen, sondern auch Verheiratete! Die britische Regierung richtete deshalb sogar ein Ministerium zur Bekämpfung von Einsamkeit ein, weil angeblich über neun Millionen Briten signifikant darunter leiden.

Als soziale Wesen sind wir auf Gemeinschaft angelegt. Und früher war man laut Spitzer «nach einem Rauswurf aus der Gruppe so gut wie tot».

Als größte betroffene Gruppe der leidenden Einsamen identifizierte Spitzer überraschenderweise junge Mädchen. Gerade weil sie sozialer ausgerichtet wären als Männer, litten sie stärker unter Phänomenen wie Mobbing oder «Zickenkrieg».

In seiner Beschreibung von Einsamkeit wies Spitzer wiederholt darauf hin, dass man auch in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gruppe einsam sein kann. Denn die Qualität der Beziehungen entscheidet. Die meisten Menschen haben nur wenige Freunde, bei denen sie nachts um drei klingeln und unterkommen könnten. Doch diese wenigen Freunde reichen völlig aus, um ein deutlich stressfreieres, glücklicheres und längeres Leben zu führen.

Neben weiteren geschlechterspezifischen Unterschieden wies Spitzer vor allem darauf hin, dass fehlende Beziehungen Männer umbringen. Unverheiratete Männer sterben im statistischen Mittel sechs Jahre früher als verheiratete.

Bei Frauen scheint der Zusammenhang nicht so eindeutig zu sein, da sie zwar auch eine Partnerschaft wollen, aber gleichzeitig stärker daran leiden (können).

Unter dem Strich bleibt jedoch stehen, dass gute, echte Beziehungen heilsam sind und geradezu lebensverlängernd wirken.

Ideen sind nötig, um der wachsenden gesellschaftlichen Vereinsamung zu begegnen. Spitzer riss kurz an, was aus seiner Sicht mögliche Ansätze sein können: Mehrgenerationenhäuser statt Kindergärten und Seniorenheimen; Städte, die für Menschen und nicht für Autos geplant werden …

Impulse auf der ZDF-Talkshow «Markus Lanz» vom 28. Februar 2018. mehr Informationen  

Spannend ist, dass Menschen die eine lebendige Beziehung zu Gott pflegen, oft davon berichten, dass sie sich getragen und nicht alleine fühlen, auch wenn sie viel allein sind. vgl. mega geliebt

Einsamkeit ist eine Gefängniszelle, die sich nur von innen öffnen lässt

Eine Umfrage zeigte, dass jeder dritte Schweizer Angst vor Einsamkeit hat. Und auch eine Ehe oder Beziehung bietet keinen Schutz: 16 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer fühlen sich trotz Partnerschaft einsam.

Das Wort „einsam“ verbreitete sich im späten Mittelalter in Deutschland und bedeutete zunächst „mit sich selbst identisch sein“, „bei sich sein“. Heute gilt Einsamkeit als gesellschaftliches Problem.

Fachleute bezeichnen Einsamkeit als ein Gefängnis, dessen Türe nur von innen geöffnet werden können. Das heißt, unter Einsamkeit leidende Menschen müssen selbst aktiv werden und nicht darauf warten, dass sie jemand von außen von ihrer Einsamkeit befreit.

Tipps zum Ausbrechen:

  • In den eigenen vier Wänden besteht kaum eine Möglichkeit andere Menschen kennenzulernen.
  • Beginnen Sie, über Alltägliches zu reden. Interessieren Sie sich für den anderen und erzählen Sie auch etwas von sich.
  • Geben Sie sich Zeit.
  • Was ist aus Ihren alten Freundschaften und Bekanntschaften geworden? Gibt es vielleicht jemanden, mit dem es schön wäre, sich wieder einmal zu treffen?
  • Verabreden Sie sich mit anderen Menschen. Besuchen Sie Veranstaltungen oder Gottesdienste. Konstruktiv sind Gesprächskreise (z.B. Literatur-Club, Bibelgesprächskreis).
  • Gerade einsame Menschen sitzen oft allein zu Hause, womöglich noch in der stillen Hoffnung, jemand würde kommen, um sie aus ihrer Einsamkeit zu retten. Sie können sich natürlich auch dann einsam fühlen, wenn Sie unter Menschen sind. Aber wenn Sie nicht unter Menschen gehen, werden Sie in jedem Fall einsam bleiben.
  • Suchen Sie sich einen Sinn für Ihr Leben, eine Aufgabe wie etwa eine ehrenamtliche Betätigung (z.B. Klassenassistenzen, Besuchsdienste, Rollstuhlschieben, Fahrdienste, Gesellschafter, Stadtführungen).
  • Nehmen Sie an einer geführten Reisegruppe teil.

Einsamkeit ist nicht das Schicksal der Moderne. In der Bibel lesen wir auch von einsamen Menschen. Einer war chronisch krank, 38Jahre lang liegt er in den Hallen am Teich Bethesda.  mehr Informationen

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Ein Gedanke zu „Einsamkeit – Todesursache Nummer eins“

  1. Psychiater warntEinsamkeit kann eine tödliche Krankheit seinAus Sicht des Ulmer Psychiaters Manfred Spitzer ist Einsamkeit ein Megatrend, der nicht unterschätzt werden darf. In seinem neuen Buch will der Hirnforscher belegen: Einsamkeit ist eine Krankheit – noch dazu ansteckend und sogar tödlich.

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