Die Vergöttlichung der Natur

Volker Reinhardt schreibt in der NZZ: Der Mensch hat die Natur zu seinem Gott gemacht. Doch die Natur ist nicht für den Menschen gemacht.

Hinter dem veränderten Bild steht, nüchtern betrachtet, eine neue Theologie, die sich als Ökologie ausgibt: Der Mensch ist nicht mehr einem Gott, wie immer man sich ihn auch vorstellen mag, sondern der Urmutter Natur Rechenschaft schuldig. Mehr noch: Die Natur ist selbst Gottheit geworden.

Die heutige Vergöttlichung läuft auf eine Romantisierung hinaus. Und dieser neue Kult wird so hemmungslos betrieben, dass man sich darüber wundert, dass die etablierten Kirchen gegen diese Ersatzgott-Anbetung nicht Widerspruch einlegen.

Jean-Jacques Rousseau meinte damals zum katastrophalen Erdbeben in Lissabon vom 1. November 1755  frei übersetzt: Die Überzivilisation war schuld und damit der Mensch. Mit diesem Votum bestimmt Rousseau die Sicht der Dinge bis heute.  mehr Informationen 

Béatrice Acklin Zimmermann meint in der NZZ: Ungeachtet dessen, ob man die Forderungen der Klimabewegung teilt oder nicht, muss man sich in der Tat fragen, weshalb die Kirchen der zunehmend religiösen Überhöhung der Klimadebatte nicht nur nicht kritischer begegnen, sondern selber zu einer solchen beitragen.

So sorgte der Berliner Bischof Heiner Koch jüngst für Aufsehen, als er das Engagement der Schüler und Greta Thunbergs in die Nähe biblischer Überlieferungen von Jesus Christus rückte. Die Freitagsdemos erinnerten ihn «ein wenig an die biblische Szene vom Einzug in Jerusalem», sagte er in einem Interview. Er wolle daran erinnern, «dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen».

Verwechseln die Kirchen heute und im Zug der Klimabewegung den biblischen Auftrag, die Schöpfung fürsorglich zu gestalten, vermehrt mit einer Sakralisierung, ja Vergötterung der Natur.

Mit dem Bibelwissenschafter Reiner Anselm ist daran zu erinnern, dass der Respekt vor der Natur kein biblisches Gedankengut verkörpert, sondern ein spezifisch modernes Lebensgefühl und dass der Welt der Bibel jede Naturromantik fremd war. Entsprechend ist überall dort der Einspruch der Kirchen gefordert, wo die Differenz zwischen Schöpfer und geschaffener Welt ignoriert, einer Sakralisierung der Natur das Wort gesprochen und Natur zur Ersatzgottheit erhoben wird. Wer Greta Thunberg mit einem alttestamentlichen Propheten vergleicht und den zweifellos wichtigen Klima- und Umweltschutz zur Ersatzreligion verklärt, muss sich aber auch daran erinnern lassen, dass die alttestamentlichen Propheten sich stets kraftvoll gegen jegliche Vereinnahmung Gottes aussprachen.

Wer die Natur religiös verklärt, verkennt aber auch, dass die Bibel von einer gefallenen Schöpfung spricht.

Die Kirche sollte daran erinnern, dass ein mündiger Christ der gegenwärtigen, religiös aufgeladenen Klimadebatte mit Nüchternheit begegnen und nicht kopflos der Apokalyptik, die sich an Untergangsszenarien orientiert, nachlaufen sollte. mehr Informationen

2 Gedanken zu „Die Vergöttlichung der Natur“

  1. Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, aber gibt es überhaupt irgendeinen Propheten Gottes, der die Ankündigungen eines Gerichts Gottes nicht A) mit der Ignoranz gegenüber Gott, die Zuwendung zu „menschen gemachten“ Götzen und alle Formen der moralischen Verrohung … begründete und B) zu UMKEHR (Demut vor Gott) und fragender Zuwendung zu eben diesem Gott … aufforderte?!
    Wer ist „Greta“ in diesem Licht, als eine weitere verirrte Seele über die Jesus weint, als er beim Anblick Jerusalems von der Erkenntnis berührt wurde, dass das Volk wie eine Herde ohne Hirten ist…

    1. Sehr guter Gedanke, Herr Oelmann.
      Um dem Artikel, im speziellen dem letzten Absatz, noch etwas hinzuzufügen:
      „1. Mose 8 21 Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.
      22 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
      Um es klar zu sagen. Der Klimawandel ist KEIN Apokalyptik, sondern ein völlig natürlicher Prozess, der unter Gottes Kontrolle ist.
      Und wer Gott glaubt und vertraut, der darf das Versprechen, dass Gott uns gab ernst nehmen.
      Auch hier empfehle ich wieder sehr gerne die wissenschaftlichen Fakten in die biblische Perspektive zu setzen:
      https://www.youtube.com/watch?v=HEhPkKY8L3I

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