Die Nonnen haben mir eine andere Ansicht vermittelt

Alkohol, Shopping, Männer: Das Leben der fünf leichtbekleideten Party-Mädels drehte sich bisher nur um diese Themen.

Unter dem Vorwand, sie würden auf eine zweiwöchige „spirituelle Reise“ gehen, schickte der britische TV-Sender Channel 5 fünf „Party Girls“ zu Ordensfrauen in das 7.000-Einwohner-Kaff Swaffham in der Grafschaft Norfolk. Einen Culture Clash hat der Sender für seine Mini-Doku-Soap dabei bewusst einkalkuliert: Auf der einen Seite stehen die 19- bis 23-jährigen „Party Girls“, von denen zwei als Nachtclub-Tänzerinnen und die anderen als Club Hostess, Unterwäschemodel und Sekretärin arbeiten. Auf der anderen Seite ein Konvent mit acht Schwestern der seit 150 Jahren bestehenden Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe.

Was das Projekt besonders macht, ist, dass die Ordensfrauen ihre Aufgabe und ihre Gäste ernst nehmen und es schaffen, die jungen Frauen durch Aufmerksamkeit und positives Vorleben zum Nachdenken über ihr bisheriges Leben und zu einer Neuausrichtung zu bringen.

Ausgestrahlt werden die vier Folgen jetzt. Da aber bereits im Frühjahr gedreht wurde, berichten britische Medien derzeit über die Veränderungen, die die fünf „Party Girls“ während und nach der Zeit im Kloster durchgemacht haben.

Die Frauen geben zu, dass sie sich wegen des hohen Alkoholkonsums an die Hälfte ihrer bis zu sechs Partynächte pro Woche nicht erinnern können, und dass sie aufgehört haben, ihre One-Night-Stands zu zählen.

Im Konvent zeigen sich schnell die unterschiedlichen Lebensweisen. Während die 23-jährige Paige Wallace 15 Paar Schuhe dabei hat, trägt die 85-jährige Schwester Thomas More ihr Paar Schuhe seit 30 Jahren – länger als jede ihrer Gäste auf der Welt ist.

Als die Mädels dennoch einmal harten Alkohol in den Konvent schmuggeln und erwischt werden, können sie die Reaktion der Ordensfrauen nicht glauben: Statt verärgert zu sein, sagen diese, dass sie enttäuscht sind und den Frauen das Gefühl geben wollen, von ihnen und Gott geliebt zu sein. „Die Idee der Vergebung schien neu in ihren Leben zu sein„, sagte Oberin Schwester Francis der Daily Mail.

Im Zusammenleben schenken die Ordensfrauen den „Party Girls“ Aufmerksamkeit, bieten ihnen aber auch klar Paroli: „Es ist nicht schlimm, auf einen Drink auszugehen, aber sich am nächsten Tag nicht erinnern zu können, was man in der Nacht getan hat, zeugt von einem Mangel an Würde und Selbstachtung„, sagt die jüngste Ordenschwester Michaela (23).

Die Zeit ohne Handy und die Social-Media-Kanäle fängt bald an zu wirken: Die Sekretärin Paige Wallace stellt sich bald einen Wecker, um alleine vor allen anderen in die Kapelle zu gehen und alleine nachzudenken. Nach dem TV-Projekt kündigt sie ihren Job, heuert als Verkäuferin auf einem Kreuzfahrtschiff an und reist um die Welt, anstatt nur übers Reisen zu reden.

Inzwischen lebt auch die konsumfreudige Tyla Edwards schlichter und kauft Klamotten auch in Second-Hand-Charity-Shops.

Model Gabriella Ryan zeigt ihre Fotos nur noch bei Agenturen und hat sich auf der Schauspielschule eingeschrieben. „Ich habe mein Leben lang gedacht, ich müsste Männern gefallen, aber die Nonnen haben mir eine andere Ansicht vermittelt: Sie wollen, dass wir glücklich sind und uns selbst respektieren„, berichtet sie.

Die 19-jährige Tänzerin Rebecca Cheng, die zu Beginn des Klosteraufenthalts von ihren One-Night-Stands und Alkohol-Ausfällen erzählt, berichtet Monate später, dass sie nun „100 Prozent glücklicher“ sei. Sie habe wieder eine bessere Beziehung zu ihren Freunden, die sie schon wegen ihrer ständigen Trunkenheit meiden wollten, und zu der Familie sowie einen festen Freund seit März, den sie gerne immer besser kennenlerne, statt die Beziehungen ständig zu wechseln.

Auch die gleichaltrige Sarah Lawrence trank früher auf Partys mehr als nur über den Durst. Nach der Doku sei sie drei Monate in keinen Nachtclub mehr gegangen und gehe inzwischen nur noch einmal im Monat groß aus. Statt als Hostess arbeitet sie nun als Chefsekretärin.

Auch die Ordensfrauen haben bei dem Projekt gelernt: „Die Mädchen haben mir gezeigt, wie intelligente, selbstsichere Menschen im Leben den falschen Weg einschlagen können„, sagt Schwester Francis und fügt hinzu: „Sie sind wunderbare, schöne Menschen, an die wir in unseren Gebeten denken.

Der Orden habe mitgemacht, weil die Frauen es leid waren, dass Ordensschwestern in der Populärkultur stets wie in „Sister Act“ und „Nonnen auf der Flucht“ dargestellt werden. Die TV-Doku zeichne nun ein ehrliches Porträt des religiösen Lebens und sei gut für die Kirche, so Schwester Francis. Mit den Mädels sind die Ordensfrauen weiterhin in Kontakt – sie chatten in einer Whats-App-Gruppe namens „WWSS – What Would Sister Say?“.   mehr Informationen

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