Der Albtraum jedes Rechtsextremen wurde für einen ungarischen EU-Abgeordneten wahr

Wir wissen nicht, wie er es erfahren hat. Doch der Schock sass ganz tief. Er brauche jetzt erst einmal etwas Zeit, um die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten, verriet der ungarische Politiker Csanad Szegedi der Zeitung «Barikad». Verständlich. Kann es etwas Schlimmeres geben für einen rechtsextremen Politiker, als die Enthüllung, dass seine Vorfahren Juden waren? Juden! Für Szegedis Partei Jobbik ist das nicht nur jenes Volk, das für die Zerstückelung Ungarns im Schandvertrag von Trianon verantwortlich war, sondern auch an eine jüdische Weltverschwörung glaubt. Jetzt soll ein Jobbik-Politiker Teil dieser Verschwörergemeinschaft sein?

Was alles noch schlimmer macht: Szegedi ist nicht irgendein Zwerg aus der dritten Reihe. Der 29-Jährige mit dem Knebelbart sitzt seit 2010 für die Rechtsextremen im EU-Parlament und wurde kürzlich zum Parteiführer des Komitats Borsod gewählt. Das abrupte Ende seiner glänzenden Karriereaussichten? In Szegedis Stammbaum aber findet sich eine Grossmutter, die das Konzentrationslager Auschwitz überlebte. Die Frau lebt noch. Ihr Enkel hat wohl nie mit ihr gesprochen.

Der arme Szegedi bemüht sich redlich. Es zähle doch nicht das Wissen, wer reinrassiger Ungar sei, rechtfertigt er sich in «Barikad»: Wichtig sei, «wie man sich als Ungar benimmt». Seinen Traum von der Auferstehung des durch jüdische Intrige zerstörten Grossungarns bekräftigte Szegedi nicht nur in Reden, sondern auch mit Devotionalien, die es in seinem Turul-Shop auf dem Budapester Zsigmond-Moricz-Platz zu kaufen gab. Die grösste Gefahr (neben der jüdischen Weltverschwörung) sah er in der hemmungslosen Vermehrung der Roma. Deshalb forderte er für sie Geburtenkontrolle und eigene Straflager.

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