Boualem Sansal hält den Islamismus für eine faschistische, nicht für eine religiöse Bewegung

Im Herbst erschien das Buch „Allahs Narren – Wie der Islamismus die Welt erobert“ des algerischen Autors Boualem Sansal. Darin kritisiert Sansal den Umgang des Westens mit dem Islamismus.

Boualem Sansal, der eine schleichende Islamisierung seines Heimatlandes Algerien erlebt, beobachtet, dass es sich der Westen mit einer Sprachregelung bequem gemacht hat: hier der Islam als Religion wie jede andere auch, dort der Islamismus als extremistischer Auswuchs.

Dabei gehe die Unterteilung in einen guten und einen bösen Islam am Kern des Problems vorbei. „Der Islam definiert sich als Religion der Totalität. Er ist Religion und Welt. Das heißt auch, er ist die zentrale Macht im Leben der Gläubigen. Der Kalif entscheidet alles: Wie man betet, heiratet, sich kleidet, alles. Die Frage ist, ob man das Phänomen des Islamismus isoliert betrachten kann oder ob man nicht auch den Islam diskutieren müsste. Soll die Religion wirklich auf das ganze Leben übergreifen? Ist dieser Islam mit der Moderne in Einklang zu bringen? Es wäre an den Muslimen, über ihre Religion nachzudenken.

Vor zwei Jahren, in seiner Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, hatte Boualem Sansal gesagt: „Der Islam ist ein Furcht einflößendes Gesetz geworden, das nichts als Verbote ausspricht, den Zweifel verbannt und dessen Eiferer mehr und mehr gewalttätig sind.

Weiter sagt er: „Die Islamisten sind entschlossen. Ihre Überzeugung versorgt sie mit großer Energie. Sie sind bereit, sich selbst umzubringen. Sie sind zu allem bereit. Das ist eine faschistische Bewegung. Sie machen das auch nicht aus religiösen Beweggründen. Vielleicht gab es am Anfang eine religiöse Motivation, aber dann ist das gekippt, in den Faschismus, in den Wahnsinn. Und weil die Gesellschaft nicht weiß, wie sie damit umgehen soll, zieht sie sich zurück.“

„Ich hab sogar mit denen diskutiert, die im Untergrund gekämpft haben. Die waren für mehrere Jahre von der Bildfläche verschwunden, und als sie ins Zivilleben zurückkehrten, haben wir auch über Religion geredet. Sie denken in einem Schema, das man ganz klar als faschistisch bezeichnen muss. Sie wollen die ganze Macht, nicht nur ein bisschen. Und dass sie die kriegen, ist für sie nur eine Frage der Zeit. Und Zeit? Davon haben sie genug.“

Schweigen ist ein großes Verbrechen. Das größte von allen“, heißt es in Sansals letztem Roman „Rue Darwin“. Und der Vorsatz zu seinem Essay „Allahs Narren“ ist von Albert Camus: „Wer die Dinge beim falschen Namen nennt, trägt zum Unglück der Welt bei.“ Also sagt Sansal, was er denkt.

Warum schweigen zum Islamismus die Muslime, welche einen friedlichen Islam wollen?

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