Eines hat Russland sicher erreicht, dass man es fürchtet. Putins Angriff ist ein Signal an die ganze Welt: Garantien funktionieren nicht, selbst wenn die Stärksten der Welt sie unterzeichnet haben. Wolodymyr Selenskyj in „die Zeit„.
Informationen ab dem Tag 71 unter Ukraine-News
„Alle Kriegsführung basiert auf Täuschung.“ Sun Tzu in „Die Kunst des Krieges“ Gute Infos gibt es beim Handelsblatt
4.5.22 / Tag 70
Schweden liebäugelt seit dem Ukraine-Krieg mit einem Beitritt zum Verteidigungsbündnis Nato. Russland ist darüber gar nicht erfreut und hat eine Propaganda-Kampagne gestartet: Wie Fotos auf Twitter zeigen werden berühmte Schweden auf Plakaten als Nazis bezeichnet. Die Plakate, die an Bushaltestellen zu sehen sind, tragen die Überschrift: «Wir kämpfen gegen Nazismus, sie nicht.» «Wir» ist in den Farben der russischen Flagge geschrieben, «sie» in jener Schwedens. (Typisch russisches Denken: Weil einer so ist, sind alle so. Weil es einzelne Nazis in der Ukraine gibt, muss man die Ukraine zerstören. In Russland gibt es aber mehr Nazis. Damit hat man die Begründung, um jedes Land auszulöschen oder zu unterwerfen). Darunter sind Pippi-Langstrumpf-Schöpferin Astrid Lindgren, Ikea-Gründer Ingvar Kamprad und Drehbuchautor Ingmar Bergman abgebildet. Neben den Portraits befinden sich aus dem Kontext gerissene Zitate. «Ich würde lieber für den Rest meines Lebens ‹Heil Hitler› rufen, als Russen in Schweden zu haben», wird Lindgren zitiert. Dies hat sie tatsächlich in ihr Tagebuch aus dem Zweiten Weltkrieg geschrieben. Sie hat aber auch Hitler immer wieder kritisiert und war eine bekennende Gegnerin der Nazis. (Ihre Aussage war, dass die Russen schlimmer sind). Neben Kamprad steht: «Ich war ein Nazi und verehrte Hitler.» Der Ikea-Gründer sympathisierte wie auch Bergman während des Kriegs mit den Nazis. Beide bezeichneten dies nach Kriegsende aber als großen Fehler und entschuldigten sich dafür. Die Kampagne bereitet auch Sorgen: Der ehemalige Premierminister Carl Bildt fragt auf Twitter, ob Russland sich für eine «Denazifizierungs-Operation» gegen Schweden vorbereite.
Der Buchstabe «Z» gilt als Siegessymbol der Russen im Ukraine-Krieg. Nun haben sie gar Bäume in dieser Form gepflanzt – wie die Nazis mit ihren Hakenkreuzen. Nahe Moskau pflanzte die Regierung nämlich auf einer riesigen Fläche hunderte Bäume in Form eines «Z». Erst kürzlich war auch in der an Weißrussland grenzenden Region Brjansk ein solches Zeichen entstanden. Für dieses wurden 650 Bäume auf einer Fläche von 10’000 Quadratmetern gepflanzt, schreibt das regierungskritische Nachrichtenportal «Sota». Die Propaganda-Methode hat sich Russland wohl von den Nazis abgeschaut. Das ist ironisch, behauptet doch Russland weiterhin, die Invasion der Ukraine diene der «Entnazifizierung».
Soldaten markieren mit dem Buchstabe «Z» ihre Panzer und Fahrzeuge, Unterstützer benutzen ihn überall: Bei prorussischen Demonstrationen auf der ganzen Welt, als Graffiti auf den Türen von Putin-Gegnern und sogar auf Kinderspielzeug.
Russland freut sich über die Auswanderung der „Vaterlandsverräter“, der „fünften Kolonne“, sagt Oleg Radsinski. Mehr als 200 Journalisten sind aus Russland geflohen. Weiter meint er: „Ich glaube, dass wir heute Zeugen des letzten Zuckens des russischen Imperialismus werden“. Mit Putins Krieg in der Ukraine „hat Russland aufgehört, ein Imperium zu sein“, sagt der 63-jährige Schriftsteller und Sohn des berühmten russischen Historikers Edward Radsinski. „Was kann das Regime jetzt anbieten? Nur ein Modell eines Kriegsreiches, wie das von Dschingis Khan.“ Der Aufbau einer imperialen Mentalität begann ernsthaft im 17. Jahrhundert mit Peter dem Großen und dauerte etwa 300 Jahre. Was ein Imperium unbedingt braucht, ist eine Mission. So war das Konzept des Kommunismus für viele in der UdSSR bis in die 1970er-Jahre hinein attraktiv. Aber welche Idee hat Russland heute? mehr Informationen
Berichten zufolge ist der Gesundheitszustand von Wladimir Putin nicht sonderlich gut: Gerüchte über eine Krebs-OP, Parkinson und Demenz machen die Runde. Doch seine Gesundheit soll nicht der einzige Grund sein, weshalb sich der russische Machthaber fürchtet. Er soll auch Angst haben vor seinem Nachfolger. Deshalb klammere sich Putin an die Macht, erklärt ein ehemaliger US-General gegenüber Fox Business. Er werde alles tun, um an der Macht zu bleiben, sagt Jack Keane. «Er weiß ganz genau, dass ein Nachfolger sein Ende bedeuten kann.» Der Nachfolger könne Putin strafrechtlich verfolgen, seine Besitztümer beschlagnahmen oder ihn gar töten lassen. Vertreter aus Militär und Geheimdienst beschuldigen laut der «DailyMail» den Präsidenten. Er wird für das Scheitern bei Kiew und den Rückzug aus dem Hauptstadt-Gebiet verantwortlich gemacht.
«Wir tun bedingungslos weiter alles, um alle unsere Leute aus Mariupol, aus Azovstal herauszuholen», sagte Selenskyj. «Wir brauchen sie alle» – die Zivilpersonen wie die Soldaten. Die ukrainische Seite bereitete sich auf eine weitere Rettungsaktion schon am Mittwoch vor. Die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz sollten dabei helfen.
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