Flucht vor der Scharia in Mali

Als im März kurz nach dem Putsch in der malischen Hauptstadt Bamako und dem darauffolgenden Vorrücken der Tuareg im Norden des Landes die ersten Flüchtlinge in Niger eintrafen, war niemand so recht darauf vorbereitet. Lager gab es nicht. Und die Menschen in Niger kämpften zu diesem Zeitpunkt selbst schon seit Monaten mit einer schweren Dürre und einer drohenden Hungerkatastrophe.

Wegen der unübersichtlichen Lage wissen die meisten gar nicht, vor wem sie da eigentlich davongelaufen sind. Sie wissen nur, dass die Rebellen sie mit Gewalt daran hindern wollten, das Land zu verlassen. Aber wer waren die Täter, die auf offener Straße Menschen ermordeten und Frauen belästigten? «Hellhäutig» seien sie gewesen, so lautet einstimmig der Tenor.

«Ich habe keine Ahnung, wer die Leute sind, aber ich habe gesehen, wie sie Mädchen und Frauen vergewaltigt und den Bewohnern ihr Eigentum gestohlen haben», sagt Aliou. Der 19-jährige Moustapha Oulsidi, der in Gao kurz vor dem Abitur stand, sieht seine ganze Zukunft gefährdet. Alle Schulen seien geschlossen worden, seine Freunde in den Süden oder in die Nachbarländer geflohen. Auch hätten die Rebellen alle Bars und Nachtclubs dem Boden gleichgemacht.

«In Gao gilt jetzt die Scharia: Die Frauen dürfen nicht einmal mehr anziehen, was sie wollen und sollen alle ein schwarzes Tuch auf dem Kopf tragen», erzählt Aliou, welche in einen pinkfarbenen Sari gehüllt ist.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag erleben würde, an dem ich meinen Heimatort verlassen muss», sagt Mohamed Hamadou traurig. «Ich wünsche mir, dass in Mali wieder Frieden einkehrt und alles so wird, wie es einmal war.»

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