Wenn Dekadenz verklärt wird

Heute gilt: Die Berufung auf die Mehrheit reicht als Argument für die eigene Meinung.

Die offensichtlichen Fehlentwicklungen der Demokratie werden übersehen. Sie werden geradezu als Krönung oder Auszeichnung verklärt. Seit der Antike bis hin zur Französischen Revolution hat die Demokratie in ihrer theoretischen wie praktischen Version nämlich vor allem einen Vorwurf einstecken müssen: Die Tyrannei der Mehrheit.

Heute wird der Begriff „Minderheit“ auf eine rein ethnische, sexuelle oder religiöse Komponente reduziert. Der Begriff Minderheit meint aber zuerst eine politische  Minderheit – eine Gruppe die ungleiche Ansichten vom Rest der Mehrheit hat. Das wird so gut wie gar nicht mehr kommuniziert. Es würde sonst das Problem entstehen, dass diese Minderheit dieselben Rechte und Toleranz einfordern dürfte, wie alle anderen Minderheiten auch.

Heute disqualifiziert man mit dem Etikett „Hass“ den unliebsamen politischen Kontrahenten als jemanden, der gar nicht dazu befähigt ist, am politischen Diskurs teilzunehmen.

Der Terror wird zur Tugend einer unbeugsamen „Gerechtigkeit“.

Der Venezianer Vittorio Barzoni (1767-1843) meinte: Aus Gleichheit vor dem Recht pervertiert die Vorstellung sozialer Gleichheit. Zuletzt wendete sich gar der Idiot gegen das Genie, weil dieser das Verbrechen begangen hat, anders zu sein als er selbst.

Alexis Charles-Henri-Maurice Clérel de Tocqueville (1805-1859) kommt zum Schluss: Wer nicht die allgemeine Meinung teilt, verliert nicht sein Leben, aber ihn ereilt der gesellschaftlichen Tod.

Freiheit und Gleichheit stehen in einem Spannungsverhältnis. In dem Moment, wenn der Gleichheitsgedanke den Freiheitsgedanken besiegt, kippt es zugunsten der tyrannischen Demokratie. Tocqueville: „Die Art der Unterdrückung, die den demokratischen Völkern droht, wird mit nichts, was ihr in der Welt voranging, zu vergleichen sein.“

Das Überleben der Demokratie speist sich aus ihren Institutionen und jenen Sitten und Tugenden, die ihre Bürger verinnerlicht haben. Solange Werte wie Familie, Individuum, Religion und Freiheit die Kultur ausmachen, sei die Demokratie vor ihrer Pervertierung gesichert. Selbst die beste Verfassung kann den Verfall der Tugenden nicht beenden; sie verzögert den Niedergang, verhindert aber nicht den Untergang.

Die heutigen europäischen Demokratien zehren vom materiellen, institutionellen und moralischen Erbe ihrer Vorgänger. Wenn dieses aufgebraucht ist, steht auch das Gesellschaftswesen vor seinem Ende. Wenn die Selbstgerechtigkeit von selbsternannten Weltenrettern, die privates wie öffentliches Eigentum im Namen der „guten Sache“ beschädigen, dominiert, wird der Glaube einer Gruppe über Verstand und Gesetze triumphieren.

Wenn das Recht zugunsten einer tagesaktuellen Ideologie gebrochen wird, dann sind dies eben keine Anzeichen von Menschlichkeit, sondern die Wegbereitung von Exzess, Rebellion und Gewalt.

Roger Hallam, dem Gründer der „Extinction Rebellion“ statuiert: „Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.“ Dabei wird seine Moral zum Massstab aller Menschen, die man zu seinem Wohl unterdrücken darf.

Umso erstaunlicher mutet daher die Haltung der Kirchen an. Ihre Aufgabe wäre es, auch in der Krisenzeit der Demokratie sich nicht mit der Mehrheitsmeinung eins zu werden, weil diese gerade dominiert und einen „Imagegewinn“ bedeutet. Vielmehr hätte sie die Aufgabe, ihre Gläubigen zu erinnern, dass Wahrheit und Recht keine Sache des Mehrheitsprinzips sind.  mehr Informationen

Glauben hat eine Schlüsselfunktion in der Gesellschaft

Der französische Gesellschaftskritiker Michel Houellebecq hat eine dezidierte Meinung was die Integration von Muslimen in Europa betrifft: «Wenn der Katholizismus Staatsreligion wäre, würde die Integration der Muslime sehr viel besser funktionieren.» Mit einem zweiten Platz als respektierte Minderheit in einem erklärt katholischen Staat würden sich Muslime leichter zurechtfinden. Denn Muslime kämen nicht mit der säkularen … Glauben hat eine Schlüsselfunktion in der Gesellschaft weiterlesen

Religiöse Gewalt

Atheisten tendieren eher dazu, brutale Verbrechen auszuüben, als religiöse Menschen. Dazu kommt eine neue Studie, welche die Einstellung von 3’000 Menschen in 13 verschiedenen Ländern überprüfte. Die Resultate erinnern an jene Untersuchung, die zeigte, dass nur sieben Prozent der 1763 untersuchten Kriege der Menschheitsgeschichte einen religiösen Hintergrund hatten. Eine neue Studie

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