Zwischen Skepsis und Anerkennung liegt eine Begegnung mit Jesus

Das Entscheidende ist nicht, wie wir die Sache sehen, sondern dass Jesus uns sieht und dass wir uns auf ihn einlassen.

Jesus sieht Nathanael, bevor er zu ihm kommt und ihn kennenlernt (Johannes 1,43-51). Durch die Begegnung mit Jesus bekommt Nathanael auf einmal eine neue geistliche Sicht.

Wer sich auf Jesus einlässt und sehen will, wer und wie Jesus ist, erhält eine neue Erkenntnis: „Du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel.“ Das ist die messianische Erwartung der damaligen Zeit. Ein Messias soll mit der Autorität Gottes ein politisches Friedensreich aufrichten. Jesus lehrt jedoch: Nicht Politik verändert den Menschen, vielmehr verändert sich durch die Herzensänderung die Welt.

Philippus ist gleich bereit, Jesus zu folgen und lädt Nathanael ein: „Komm und sieh!“ Auch wenn Philippus geistlich nicht alles richtig erkennt (Jesus ist nicht der Sohn von Josef, sondern Gottes Sohn; auch später kann Philippus nicht alles einordnen, vgl. Johannes 14,7-11), kann er anderen den Weg weisen. Für uns ist das eine Ermutigung. Ganz gleich, ob wir alles richtig einordnen können oder nicht: Wir können andere zu Jesus einladen, damit sie sich ihr eigenes Urteil bilden und nicht bei ihren Vorurteilen stehen bleiben (wie bei Nathanael: Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?“).

Nathanael hat vom kleinen Ort Nazareth nichts Großes erwartet. Wir sehen: Jesus kommt anders als erwartet. Gott handelt oft auf unerwartete Art und Weise. Wir wollen oft Großes sehen und verpassen dabei die unscheinbaren Wunder Gottes am Wegrand. Dass Jesus um das Geheimnis von Nathanaels Gedanken unter dem Feigenbaum wusste, hat Nathanael überzeugt. Aufgrund seiner Antwort geht man davon aus, dass er sich dort gefragt haben könnte, wann der Messias kommt. Jesus kennt unser Herz und unsere Gedanken. Bei der Frau am Brunnen in Samaria (Johannes 4,18) kannte Jesus ihre ganzen Lebensumstände, ohne jemanden aus der Stadt fragen zu müssen. Jesus kennt auch jeden von uns und wartet nur, bis wir selbst erkennen, wie es um uns steht und wir uns ihm anvertrauen. Jedem von uns gilt die Einladung: „Komm und sieh!“

Der Name „Nathanael“ bedeutet „von Gott gegeben“ und weist darauf hin, dass dieser Mann in einem frommen Haus aufgewachsen ist. Er scheint mit aufrichtigem Herzen nach Gott zu fragen.

Der Name „Philippus“ ist griechisch und bedeutet „Pferdefreund“. Ein Elternteil von Philippus war daher sicher griechischer Herkunft und die Familie war mit großer Wahrscheinlichkeit weniger religiös.

Jesus richtet hier den Fokus auf seine erfahrbare Nähe. Gott wird durch ihn erfahrbar. Er ist nicht eine unerreichbare Person wie ein Rabbi, der Sohn Gottes oder der König. Er bezeichnet sich selbst als Menschensohn. Er ist ein Mensch auf Augenhöhe. Die Bezeichnung „Menschensohn“ stammt aus einer Vision von Daniel (Daniel 7,13). In Johannes 1,35- 51 werden folgende Beschreibungen für Jesus genannt: Lamm Gottes (Johannes 1,35; Jesaja 53,7), Rabbi (Johannes 1,38; = Lehrer), Messias/Christus (Johannes 1,41; = Gesalbter; Psalm 2,2), Jesus von Nazareth (Johannes 1,45; Sprössling; Jesaja 11,1), Sohn Gottes und König Israels (Johannes 1,49; Jesaja 9,5-6), Menschenensohn (Johannes 1,51; Daniel 7,13).

Im Gesetz von Mose (Johannes 1,45) steht: „Einen Propheten wie dich (Mose) will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm gebiete“ (5.Mose 18,18). Jesus hat Wunder wie Mose getan und das Gesetz im ursprünglichen Sinn ausgelegt.

Mit dem Bild des offenen Himmels knüpft Jesus an Jakobs Traum von der Himmelsleiter an. Jesus ist der Zugang zum Himmel. Durch Jesus offenbart sich Gott. Die Jünger haben nur selten Engel gesehen. Doch wer Jesus gesehen hat, der hat den Vater gesehen (Johannes 14,9). Das war die Antwort von Jesus auf die Frage des Philippus.

Später sagt Jesus zu Thomas: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Johannes 20,29). Was in unserem Leben zählt, sind nicht sichtbare Wunder und Zeichen, sondern eine geistliche Sicht darauf, wer Jesus ist. Wenn man nicht mehr sehen muss, um Jesus zu vertrauen.

Das ist ein Impuls aus den Entdeckungen in ergebnisoffenen Bibelstudiengruppen im Linthgebiet.

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