Zustände in Syrien wie unter dem IS

Christen von Idlib: «Wir sitzen hier in der Falle». Der Einmarsch der Türken in Syrien im vergangenen Jahr hat den Christen in Idlib indirekt Unheil gebracht.

Das aus einem Ableger der globalen Terrororganisation Al-Kaida hervorgegangene «Syrische Befreiungskomitee» (HTS) hat alle anderen Milizen ausgeschaltet und ist nun alleiniger Herr in dem Territorium.

Nichts «Sichtbares» vom Christentum wird unter dem HTS toleriert. Jedes christliche Gebet in der Öffentlichkeit wurde untersagt. Es darf keine einzige Glocke mehr zum Gottesdienst rufen. Im strömenden Winterregen mussten alle Kreuze von den Kirchen entfernt werden. Diese dürfen nicht mehr als solche erkennbar sein.

Bei den Häusern der Christen muss neben die Haustür ein gemaltes Kreuz sein. Damit wird den Steuereintreibern die Arbeit erleichtern, wenn sie von den «Ungläubigen» eine willkürlich bemessene Kopfsteuer einfordern. Wer nicht zahlen kann, dem werden nicht nur der Hausrat, sondern oft auch heiratsfähige Töchter zum Verkauf an die meistbietenden Milizionäre oder an al-Golanis eigenen Harem verschleppt.

Abu Mohammed al-Golani, ihr Anführer, schaltet und waltet unbeschränkt in Idlib. Er hat Vorschriften für Christen befohlen, die sich kaum von der vierjährigen Schreckensherrschaft des IS zwischen Euphrat und Tigris unterscheiden.

Leid und Gefahren haben aber auch den Zusammenhalt und das Glaubensbekenntnis der Christen von Idlib bestärkt.

Die Presbyterianer im Städtchen Mehardeh (nordwestlich von Hama, zwischen Idlib und Homs) beweisen angesichts dieser neuen Welle der Unterdrückung «Mut und Klugheit», wie sich Bürgermeister Simon Josef Churi ausdrückt. Sie feiern ihre Gottesdienste nur noch am helllichten Tag zur Mittagszeit und haben einen Wachdienst eingerichtet: An den Kirchentüren stehen christliche Jugendliche und stellen sicher, dass nur Gemeindemitglieder Zutritt erhalten. Sobald der Gottesdienst begonnen hat, werden die Kirchentüren verschlossen. mehr Informationen

Ein nicht genannt werdender hoher Geistlicher schrieb mir über eine Drittperson: „Die Nachricht zu Türkei/Syrien sind Fake, gingen schon am Tag nach dem Einmarsch rum, seitdem gestern sie durch die Welt und erscheinen wöchentlich neu als angeblich neu.  Das haben uns die Christen, die dort noch sind, bestätigt und es wurde auch nie ein einziger Beweis für die Sache erbracht. Dein xyz“

Antwort auf die Nachricht des Geistlichen:  „Den „hohen Geistlichen“ kenne ich auch. Er vertuscht oder beschönigt schon länger systematisch die Not der nordsyrischen Christen … Hingegen kann ich die Quelle meiner letzten Informationen ruhig offenlegen. Es handelt sich um zwei Geistliche, die in der Region Idlib ausharren,  … Ihre letzten Informationen habe ich Anfang Januar bekommen.“

Meine Beobachtung:

Seit Dienstagmorgen 8. Januar 2019  ist der HTS … in weitere zehn Städte und Dörfer im Südwesten von Idlib und in Provinzen im Nordwesten von Hama gezogen.  mehr Informationen

Eigentlich müsste es einfach sein, dass der „hohe Geistliche“ sich outen könnte. Tut er aber nicht. Im droht keine Gefahr, wenn er vom friedlichen Miteinander berichtet. Umgekehrt ist das schon schwieriger.

Ich habe es selbst erlebt, dass gewisse Leute mir im Nahen Osten berichteten ihnen gehe es gut, auch wenn ich wusste, dass sie bedroht werden und deshalb nichts sagen wollten. Deshalb ist für mich die Quelle aus der Region Idlib im Moment glaubwürdiger.

Bericht 13. Dezember, 2018 von Syria Direct

Die gemeldeten Beschlagnahmungen christlicher Besitztümer in der Provinz Idlib fallen in eine langjährige Reihe diskriminierender Übergriffe – einschließlich Angriffen auf Kirchen und Entführungen -, die von Rebellen begangen wurden.

Unter der Herrschaft islamistischer Rebellen wurde das christliche Leben weitgehend in den Schatten gedrängt: Es ist in den Straßen verboten religiöse Kleidung zu tragen, Kreuze mussten im öffentlichen Raum entfernt oder zerstört werden und Kirchenglocken wurden zum Schweigen gebracht.

Diese Einschränkungen wurden auch von Ausbrüchen gezielter Gewalt begleitet – Ermordungen, Entführungen und Angriffen auf religiöse Institutionen, ähnlich wie in anderen Minderheitengemeinschaften.

„Es wird alles getan, um die [christliche] Bevölkerung in ihrem eigenen Land unwillkommen zu fühlen und sie zu zwingen, das Land zu verlassen„, sagt Hélène Rey, ein Forscher, der sich auf christliche Gemeinschaften im Nahen Osten konzentriert.

Jüngste Berichte – auch in regierungsnahen russischen Medien sowie in oppositionellen Filialen – behaupten, dass das HTS Erklärungen abgegeben hatte, dass „christliche Besitztümer Kriegsbeute sind und sie beschlagnahmt werden„.

Sameer al-Abed, ein anderer Bewohner der Stadt Idlib, erzählt eine ähnliche Geschichte. Vor etwa zwei Monaten beschlagnahmte die Hardline-Fraktion eine Handvoll Geschäfte auf dem städtischen Markt sowie ein Zuhause, das einem Christen aus der Region gehörte, der vertrieben worden war. „Sie sagen, dass das Eigentum zu schützen ist“.

Die Christen, die zurückgeblieben sind, sind inzwischen verstummt. „Sie sagen uns nichts„, sagt er. „Kein Wort.“ mehr Informationen

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