Wenn Gott Gesunde heilt

Melanie (Name geändert) berichtet aus ihrem Leben: Wie ich Jesus begegnet bin, fängt mit meinem Kind an. Wenn man zum ersten Mal ein Baby bekommt, achtet man besonders auf die Entwicklung seines Kleinen. Als mein Sohn heranwuchs, habe ich ihn viel mit anderen Kleinkindern verglichen, denn ich wollte, dass er besser ist als sie. Doch mit zunehmendem Alter lag er immer weiter zurück. In einer Menschenmenge bekam mein Sohn Angst. Oft wachte er mitten in der Nacht auf und zerrte mich an den Haaren. Ich war verzweifelt. Hatte ich mich doch so angestrengt, eine gute Mutter zu sein.

Als er zwei Jahre alt war, sah ich die anderen Kinder fröhlich miteinander spielen. Doch mein Sohn weinte die ganze Zeit. Dann hat er mein Gesicht zerkratzt. Voll Wut und Verzweiflung schleppte ich ihn zum Auto. Ich hätte am liebsten einfach aufs Gaspedal getreten und unserem Leben ein Ende gesetzt. Ein halbes Jahr später stellte sich heraus, dass unser Sohn an einem seltenen Gendefekt leidet. Unheilbar! Mit einem Schlag waren alle Träume und Wünsche zerstört.

In der Zeit darauf lebte ich immer zwischen Arbeit und Krankenhaus. Oft konnte ich nicht einschlafen und dachte: Was wird aus meinem Sohn, wenn ich mal nicht mehr da sein werde? Warum ich? Ich bin doch immer gut zu anderen gewesen. Früher, als Studentin, habe ich, wie viele Chinesen, zur buddhistischen Gottheit der Barmherzigkeit Guanyin Pusa gebetet. Doch jetzt konnte ich die Lehre über Karma und Reinkarnation, die Vergeltung für unsere Taten, nicht mehr akzeptieren. Was sollte ich denn im vorherigen Leben falsch gemacht haben? Warum musste mein Kind darunter leiden?

Während andere getrost ihrer Arbeit nachgehen konnten, verbrachte ich viel Zeit in der Klinik und bei Therapeuten. Unter dieser schrecklichen Last, der Mischung aus Autismus und Hyperaktivität meines Sohns, bin ich schier zerbrochen. Ich habe angefangen, mein Kind dafür zu hassen, dass es überall rumtollte und rumschrie und mich daran hinderte, eigene Ziele zu verfolgen. Ich hatte mein Leben nicht mehr in der Hand. Alles, was ich geleistet hatte, schien umsonst gewesen zu sein. Mich quälte schreckliche Zukunftsangst.

Im Sommer 2013 kamen meine Schwiegereltern zu Besuch. Damals hatte ich gerade eine Frau aus der christlichen Gemeinde kennengelernt und ging bereits in einen chinesischen Bibelkreis. Kurz vor der Abreise musste meine Schwiegermutter wegen Wasser in der Lunge ins Krankenhaus. Einige aus unserem Bibelkreis haben sich um sie gekümmert, sie besucht und für sie gebetet. „Hm,“ dachte ich, „die müssen doch auch alle arbeiten und sich um ihre eigenen Familien kümmern. Warum nehmen die sich trotzdem so viel Zeit für eine Fremde, die sie gerade erst kennengelernt haben?“ Die Schwiegermutter hatte Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Damit kamen wir vom Regen in die Traufe.

Zum Glück hatte ich den Bibelkreis. Was die Christen aus ihrem Leben mit Jesus erzählten und die Worte aus der Bibel waren Balsam für meine seelischen Wunden. Dadurch bekam ich neue Kraft. Als ich einmal mit dem Verhalten meines Sohns nicht mehr zurechtkam, bat ich Jesus im Gebet um Hilfe. Da passierte etwas Wunderbares. Gerade hatte der Junge noch wie wild auf dem Tisch und Stuhl herumgeschlagen, dabei lief ihm die Nase. Doch plötzlich wurde er ganz ruhig, putzte sich die Nase und fing mit den Hausaufgaben an. Ich staunte über die Gebetserhörung. Zum ersten Mal hatte ich ein echtes Wunder erlebt.

Ich wollte Jesus bitten, mein Kind zu heilen. Allerdings, was wäre dann anders als Guanyin Pusa anzubeten? Wenn Jesus uns liebt und das Beste für uns will, ist die Heilung dann wirklich in seinem Plan? Würde ich noch an Jesus glauben, wenn der Junge weiter an seiner unheilbaren Krankheit leiden würde? Trotz Zweifel und Bedenken hielt ich an Jesus fest, denn ich wusste, dass ich seine Wärme und seinen Trost brauchte. In der Bibel in Jeremia 31,3 steht: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Ich wusste, dass Gott uns liebt und das Beste für uns will. Früher dachte ich, dieses „Beste“ wäre die Gesundheit meines Kindes. Oft hatte ich mir gewünscht, kein solches Kind zu haben, dann wäre mein Leben perfekt.

Heute weiß ich, wenn ich nicht nach einem perfekten Leben strebe, bin ich freier. Früher musste ich mich für meinen Lebenstraum abmühen und immer besser sein als andere. Ich hab mich oft mit anderen verglichen. Mein Sohn hat mein Streben nach Erfolg völlig ruiniert. Doch ich danke Gott, dass er mir gerade dieses Kind gegeben hat. So habe ich verstanden, dass das Vergleichen mit anderen und überzogene Erwartungen sinnlos sind.

Stolz und Gier loszulassen und nach Gottes Willen zu leben, bedeutet wahres Glück. Ich bin der Mensch, den Gott hier geheilt hat. Jetzt kann ich zuversichtlich in die Zukunft blicken, weil ich weiß, dass Jesus mich nie verlässt und einen guten Plan für mein Leben hat.

Aus DMG-informiert | 3 | 2017 Seite 6

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