Warum niemand in Syrien eingreifen will

Während die syrische Regierung zunehmend verzweifelte und brutale Anstrengungen unternimmt an der Macht zu bleiben, werden Appelle für eine militärische Intervention immer lauter.

Es gibt drei Gründe: Eine sunnitisch-muslimische Sorge um ihre Glaubensbrüder, eine universelle humanitäre Sorge um Folter und Morde zu beenden so wie eine geopolitische Sorge über die Machtverhältnisse im Nahen Osten.

Wenn sunnitische Regierungen sich entscheiden zugunsten der Mit-Sunniten gegen die Alawiten zu intervenieren, dann betrifft das die westlichen Staaten weniger. Bis jetzt hatte in Syrien Glaubensfreiheit geherrscht. Ob eine sunnitisch dominierte Herrschaft bessere Zustände bringen, ist eine offene Frage.

Wer ein humanitäres Anliegen vertritt, steht vor der Frage der Durchführbarkeit. Kann mit Gewalt Gewalt verhindert werden? Ist überhaupt jemand bereit sich einer höheren Macht unterzuordnen oder werden die Anschläge längerfristig nur ein neues Ziel haben, nämlich die Besatzer zu vertreiben? Schlägt man sich auf die Seite der Opposition, stellt sich auch die Frage, ob eine Nachfolge-Regierung wirklich besser wäre. Bis jetzt zeichnet sich keine regierungsfähige und multikulturelle Struktur ab.

Dann bleibt noch die strategische Frage. Wer übernimmt die Kontrolle über das chemische und biologische Arsenal Syriens. Wenn es in die Hände der PKK kommt, würde das auch für die Türkei schwierig werden. Eine andere Gefahr droht, wenn Terrororganisationen Zugang zu den Massenvernichtungswaffen Syriens erhalten. Was passiert, wenn die heutige Opposition Zugang zu den Massenvernichtungswaffen bekommt? Niemand weiss es.

Bis jetzt bestehen fast keine Aussichten, dass eine multiethnische und multi-konfessionelle Regierung aufkommt. Auch das Regime Assad zu stürzen bedeutet wahrscheinlich nicht das plötzliche Ende des Bürgerkriegs in Syrien. Wahrscheinlicher ist, dass Assads Sturz dazu führen wird, dass die verschiedenen Gruppen sich gegenseitig bekämpfen, nachdem der gemeinsame Feind beseitigt ist. Zu tief sind die Gräben und Interessen der Gruppierungen.

Ein schwelender Konflikt bietet auch einige geopolitische Vorteile:
• Er verringert die Chance, dass Damaskus Israel angreift mit dem es sich immer noch im Krieg befindet oder den Libanon wieder besetzt.
• Zugleich wird die Chance erhöht, dass die Iraner sich vom syrischen Aufstand inspirieren lassen und gleichermaßen gegen ihre totalitären Herrscher rebellieren.
• Der religiöse Konflikt zwischen den Sunniten und Schiiten verhindert, dass man sich gemeinsam gegen aussen richtet. So meinte der jordanische Salafistenführer Abu Mohammad Tahawi vor kurzem: „Die Koalition der Alawiten und Schiiten ist derzeit die für die Sunniten größte Bedrohung, mehr noch als die Israelis.“

Die offene Frage ist, warum Russland und China sich hinter Assad stellen. Vielleicht haben sie mehr Kenntnisse welche Waffen sich in Syrien befinden.

Hanspeter Obrist

Vergleiche auch Artikel: Riesige Mengen Giftgas in Syrien

http://obristlink.wordpress.com/2012/06/28/riesige-mengen-giftgas-in-syrien/

 

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