Ultraorthodoxe Demonstranten legen Jerusalem lahm

Es war eine der größten Protestaktionen der israelischen Geschichte: Hunderttausende ultraorthodoxe Israelis demonstrierten gegen eine Wehrpflicht für strengreligiöse Männer.

Der Massenprotest richtete sich gegen einen Gesetzentwurf, der eine gerechtere Verteilung der Wehrpflicht in Israel regeln soll. Das israelische Parlament soll das umstrittene Gesetz noch in diesem Monat billigen.

Strengreligiöse Juden verweigern in der Regel den Armeedienst mit der Begründung, er erschwere ihnen die Ausübung ihres Glaubens

Vor zwei Jahren hatte Israels höchstes Gericht entschieden, dass die Freistellung tiefreligiöser Juden vom Militärdienst verfassungswidrig ist. Die Regelung stammte aus der Zeit der Staatsgründung 1948. Damals gab es jedoch nur 400 solcher Fälle pro Jahr. Heute liegt die Zahl der ultraorthodoxen Männer, die vom Wehrdienst befreit sind, nach Angaben der Zeitung „Jediot Achronot“ schätzungsweise schon bei 60.000 bis 70.000.

Der Gesetzesentwurf sieht jetzt vor, dass die Wehrpflicht schrittweise auch auf ultraorthodoxe Männer ausgeweitet wird. Besonderen Zorn in strengreligiösen Kreisen löste die Drohung mit Haft für Wehrverweigerer aus. Viele Ultraorthodoxe erkennen an, dass die bisherige Regelung ungerecht ist, und sprechen sich dafür aus, dass in Israel eine Berufsarmee nach europäischem Vorbild geschaffen wird. Da die meisten Sozialhilfeempfänger sind, betrifft die Finanzierung auch nicht ihren Geldbeutel.

Die bevölkerungssstarke Gruppe der Belser Chassidim hat angekündigt, im Falle einer praktischen Verwirklichung des Gesetzes eine Massenauswanderung aus Israel ins Auge zu fassen. Bereits haben Gesinnungsgenossen in den USA, unter anderem die Satmarer Chassidim, ihnen Hilfe bei der Integration in der «goldenen Medine» offeriert.

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