Der Tod im Namen Gottes

Mahatma Gandhi soll gesagt haben: «Es gibt mehrere Ziele, für welche ich bereit wäre, zu sterben – aber keine, für welche ich bereit wäre, zu töten.»

Es ist ein Unterschied, ob man die Strafe für ein todeswürdiges Vergehen erhält oder andere Menschen für seine Ziele opfert oder aber sein Leben hingibt, damit andere dadurch weiterleben können.

Heute wird der Begriff Märtyrer oft umgedreht. War es früher der Inbegriff eines Menschen, der für seine Überzeugung als Opfer ungerechtfertigt umgebracht wurde, sind es heute Täter, die möglichst viele Menschen durch Selbstmord in den Tod reissen, um eine Idee gewaltsam durchzusetzen und Menschen zu unterwerfen.

Jesus sagte: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Johannes 15,13). Dabei dachte er nicht an ein Attentat, sondern an eine Rettungsaktion.

Im Judentum gibt es die Überzeugung, dass der Tod eines Gerechten seine Generation rettet (vergleiche Jesaja 53). Damit bekam auch das sinnlose Leiden und Morden nach der Zerstörung des zweiten Tempels und dem Ausbleiben der Versöhungsopfer (vgl. Rabbi Wein, Yeven Metzulah, Kapitel 15) eine Bedeutung. Dass der Tod eines Gerechten Auswirkungen auf die Lebenden hat, finden wir in der biblischen Bestimmung wieder, in der steht, dass die unbeabsichtigt Schuldigen in den jüdischen Zufluchtsstätten beim Tod des Hohepriesters wieder in ihre Dörfer zurückkehren durften (4. Mose 35,25).

Mose bot Gott sein Leben im Sinne von Jesus (Joh. 15,13) an, damit das Volk Israel nicht vernichtet werden sollte (2.Mose 32,32). Nach der jüdischen Tradition geschah auch die unverständliche Geschichte der Opferung von Isaak unter diesem Aspekt, dass sich der 37-jährige Isaak freiwillig zur Verfügung stellte (1.Mose 22 / 4. Makk. 13,12). Daraus wird das Opfer eines Lammes ein Sinnbild für die Hingabe eines Menschen für andere.

Jesus sieht auch seinen Tod unter diesem Aspekt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wieder zu nehmen. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder zu nehmen.“ (Johannes 10,17-18).

So ist die Kreuzigung von Jesus nicht ein Schicksalsschlag, sondern ein Angebot der Liebe. Die Haltung eines Menschen zum Kreuz bringt zum Ausdruck, ob er Gottes Urteil über seinem Leben anerkennt und sein Angebot der Vergebung in Anspruch nimmt. Der Tod konnte Jesus nicht halten. Er ist am dritten Tag wieder auferstanden. Indem Jesus als sündloser Mensch starb und auferstand, wurde die endgültige Macht des Todes zerbrochen. Ohne Auferstehung wäre der Tod von Jesus heute bedeutungslos. Doch durch die Auferstehung kann neues Leben in und mit Jesus empfangen werden. Als Zeichen dafür schenkt Jesus den Heiligen Geist als Ratgeber, Tröster und Beistand. Seine Nachfolger dienen Gott nicht, um dafür ewiges Leben zu erhalten, vielmehr wird es ihnen in Jesus geschenkt. Nun leben sie in Ewigkeit mit ihm – aus Dankbarkeit und Freude.

Text: Hanspeter Obrist

Vergleiche auch Artikel: mega geliebt

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