Sie wurden getötet, weil sie nicht Muslime werden wollten

Über den Angriff der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) auf einen vor allem mit koptischen Christen besetzten Bus am 26. Mai bei Al-Minja in Mittelägypten werden immer mehr Einzelheiten bekannt. Bei dem Anschlag wurden 29 Kopten ermordet.

Wie ein Seelsorger der Überlebenden, der Priester Vater Rashed, nach Medienberichten erklärte, haben die zehn maskierten Angreifer nicht einfach das Feuer auf den Bus eröffnet, der die Pilgergruppe zu einem Kloster in der Nähe bringen sollte. Vielmehr hätten sie das Fahrzeug gestoppt und alle Insassen herausgeführt. Die acht bis zehn Angreifer forderten die Insassen der Busse auf, ihnen Geld, Schmuck und Mobiltelefone auszuhändigen. Im Anschluss wurden sie gefragt, ob sie Christen seien. Wer bejaht habe, sei von ihnen aufgefordert worden, den christlichen Glauben zu widerrufen und sich stattdessen zum Islam zu bekennen. Doch alle Christen – darunter auch Kinder – hätten sich geweigert. Sie seien daraufhin mit einem Schuss in den Kopf oder Hals getötet worden.

Dennoch suchen die Christen keine Rache für die Angriffe auf ihre Glaubensgeschwister: „Möge der Herr der Liebe allen Schmerz, alle Wut und alle Angst seiner Kinder in Ägypten in ein Zeugnis der Liebe für ihre Verfolger wandeln. Wir haben keine andere Wahl und keine andere Absicht, als das Gebot unseres Herrn Jesus zu befolgen: Liebt eure Feinde!“ mehr Informationen

Zuletzt waren bei Anschlägen auf zwei Kirchen am Palmsonntag vom IS 44 Menschen getötet und 126 verletzt worden.

In Ägypten bilden die bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden, Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe. Die meisten der 92 Millionen Einwohner Ägyptens sind Muslime. mehr Informationen

Zeitgleich behauptete Großscheich Ahmed Mohammad al-Tayyeb (Kairo), dass Muslime keine Schuld an den aktuellen Terroranschlägen tragen. Er gilt als eine der höchsten Autoritäten des sunnitischen Islams und hat am 26. Mai auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin einen Vortrag gehalten. Laut al-Tayyeb ist Terror „des Teufels und kann kein Werk von Gottes Gläubigen sein“.  mehr Informationen

Die Nachricht vom Überfall erreichte den Islamgelehrten Großscheich Ahmed Mohammad al-Tayyeb, als er gemeinsam mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf einem Podium am Kirchentag saß und über das Thema „Toleranz und friedliches Zusammenleben“ diskutierte. mehr Informationen

Unter jungen Menschen im Nahen Osten hat sich ein makabrer Spruch etabliert. Er drückt eine traurige Gewissheit aus: „Ramadanzeit heißt Anschlagszeit.“  Zu Ramadan mehren sich in vielen arabischen Ländern die Anschläge.

Im Nahen Osten geht derzeit ein Musikvideo viral, das gegen Extremisten und Attentätern ein Zeichen setzt. Im Video singen Schauspieler gegen einen Islamisten an, der sich in die Luft sprengen will. Dazwischen tauchen aber auch Menschen auf, die echte Anschläge überlebt haben – zum Beispiel die jordanische Braut, die ein Attentat auf ihre Hochzeit überlebt hat.

Das Musikvideo wurde vor Beginn des Fastenmonats am vergangenen Freitag veröffentlicht.

Hinter dem Clip steckt ein Mobilfunkanbieter aus Kuwait, das Lied wird vom emiratischen Popstar Hussein al-Jasmi gesungen. Er erinnert den Attentäter im Video unter anderem daran, dass Mord und Selbstmord vor Gott verboten sind: „Du kommt im Namen des Todes, aber Er (gemeint ist Gott) ist der Schöpfer des Lebens.“

Spannend ist, dass Extremisten keine Musik hören und sie deshalb mit einem Musikvideo nicht erreicht werden. Musik hören ist im Islam eine Sünde.

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