Russen wollen nicht in Syrien sterben – Ukraine wäre okay gewesen

Eine Spezialmission in der Ost-Ukraine würde sie erwarten: Das dachten russische Soldaten aus Sibirien, als ein Zug sie zum Schwarzen Meer brachte. Dort wartet ein Marineschiff. Doch das Ziel heißt Syrien. Zwanzig Soldaten gehen nicht an Bord: „Wir wollen dort nicht sterben.“

Der russische Soldat Alexej meutert. Unter Todesangst wendet er sich an russische Medien, um sein Schicksal abzuwenden. Hilflos berichtet er der russischen Zeitung „Gaseta.ru“ von einem Geheimauftrag, den er als Vertragssoldat erfüllen soll. Das Militär möchte ihn ins syrische Latakia entsenden, damit er an der Seite von Truppen des Diktators Assad kämpft. Doch Alexej graut es vor der Feuerhölle. Gemeinsam mit 19 Kameraden verweigert er derzeit den Dienst.Die Erklärung der russischen Deserteure ist so einfach wie logisch: Russland befände sich derzeit offiziell im Frieden, begründen die Männer ihren Entschluss. Kriegseinsätze seien daher illegal, auch für Vertragssoldaten. Insofern gäbe es keinen Grund, dass sie als Russen für Syrien in den Krieg marschieren.

Scharfer Gegenwind kommt von ihrem Vorgesetzten. Den Soldaten wird mitgeteilt, die Befehlsverweigerung hätte ernsthafte Konsequenzen für sie und ihre Familien.

Gegenüber der Zeitung „Gaseta.ru“erzählen sie, dass sie von ihrem Zielland zunächst gar nichts wussten. Als sie Mitte August 2015 in Sibirien für die Spezialmission ausgewählt wurden. Zehn Tage später sitzen die Männer in einem Zug, der sie in ein Trainings-Camp zum Schwarzen Meer bringen soll. Die Männer glauben, dass sie im Osten der Ukraine eingesetzt würden. Das wäre in Ordnung für sie gewesen. Also reisen sie 5000 Kilometer durch Russland.

Doch bereits während der langen Zugfahrt wundern sich die Soldaten, dass ihnen kein Termin für die Rückfahrt mitgeteilt wurde. Als sie die Hafenstadt Noworossijsk erreichen und auf ein Marineschiff steigen sollen, schöpfen sie Verdacht. „Uns wurde nur gesagt, dass unser Zielland sehr heiß sei und wir auf Hygiene achten sollten. (…) Wir wurden darauf hingewiesen, dass es auch Schlangen, Vipern, gäbe“, sagt Alexej. Am 16. September wird die Truppe schließlich über ihre Mission aufgeklärt: Bereits am nächsten Morgen sollen sie mit dem Schiff ablegen. Das Ziel: Syrien. Niemand stellt weitere Fragen, doch 20 Verweigerer bleiben. Seitdem kämpfen sie darum, weiter in Russland bleiben zu dürfen. Ihre Familien werden seit dem Vorfall bedroht und drangsaliert.

Das russische Militär hat laut dem Zeitungsbericht alle Vorwürfe abgestritten. Der Fall gehen nun an den russischen Inlandsgeheimdienst FSB über. Er solle eine Anklage wegen Landesverrats prüfen, wie „Gaseta.ru“ berichtet.  mehr Informationen

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