Für die Christen Syriens wird das Leben zur Hölle

sagt der Journalist Martin Durm, der über den arabischen Frühling berichtet. Er macht sich Sorgen über den drohenden Exodus der Christen aus dem Irak und aus Syrien.

Der arabische Frühling entwickelt sich in eine Richtung, mit der er nicht gerechnet hatte. Es bewahrheitet sich, dass in Revolutionen jene Kräfte die Überhand gewinnen, die am besten organisiert sind.

Hauptfeind der sunnitischen Islamisten sind zwar die Schiiten, darunter die Alawiten Syriens. Die Bürgerkriege in Syrien und im Irak sind Schauplatz vom grossen inner-islamischen Konflikt zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Die Christen stehen dazwischen. Sie sind leichte Opfer, weil sie weder im Irak noch in Syrien über Milizen verfügen – und nicht in Stammesverbänden organisiert sind. Christen kann man sozusagen gefahrlos angreifen. Auch bevorzugen Christen eher eine säkulare als eine islamische Diktatur, weil sie so ihren Glauben frei ausüben können. Sie fürchten sich vor einem Szenario à la Irak, wo innert zehn Jahren im muslimischen Konflikt tausend Christen getötet, über eine Million in die Flucht getrieben und siebzig Kirchen niedergebrannt wurden.

Für die Christen ist das Leben im Irak die Hölle, für jene in Syrien zeichnet sich diese ab. Es ist empörend, dass sogar Amnesty, das sonst bei jeder verfolgten Minderheit Alarm schlägt, nicht von Christenverfolgung sprechen will.

Syrien und Irak werden nach Ende der Bürgerkriege weiterhin muslimisch sein. Die christliche Minderheit hingegen, die hier lange vor der Islamisierung schon ansässig war, wird dann praktisch nicht mehr existieren.

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Was ist in der Türkei los?

Zu den Auslösern für die derzeitigen heftigen regierungsfeindlichen Proteste in der Türkei gehören mehrere milliardenschwere Grossprojekte, die Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vorantreibt.

Westlich des europäischen Teils der 15-Millionen-Metropole will Erdogan eine neue Verbindung zwischen dem Marmara-Meer und dem Schwarzen Meer graben lassen. Der Ministerpräsident selbst hat das Vorhaben öffentlich als «verrücktes Projekt» bezeichnet, das die Schifffahrt auf dem Bosporus entlasten solle.

Nördlich von Istanbul will Erdogans Regierung in den kommenden Jahren den mit einer Kapazität von 150 Millionen Passagieren grössten Flughafen der Welt aus dem Boden stampfen lassen.

Falls Istanbul in diesem Herbst den Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Jahr 2020 erhält, will Erdogan gleich neben dem neuen Flughafen eine neue Stadt mit Stadion und Olympischem Dorf bauen lassen. Bis zu einer Million Bewohner soll das neue Zentrum haben.

Vergangene Woche legte Erdogan den Grundstein für die «Yavuz Sultan Selim»-Brücke, die dritte Autobahnbrücke über die Bosporus-Meerenge. Die Brücke ist Teil eines neuen, 414 Kilometer langen Autobahnrings um Istanbul, der den Verkehr entlasten soll.

Auf dem Ausflugshügel Camlica auf der asiatischen Seite von Istanbul lässt die Regierung derzeit die mit 15’000 Quadratmetern Grundfläche grösste Moschee der Türkei bauen. Auf Erdogans ausdrücklichen Wunsch hin soll das riesige Gotteshaus von überall in Istanbul aus zu sehen sein. Die Opposition spricht von einem Symbol der Islamisierung, vor allem seit ein Minister aus Erdogans Regierung erklärte, die Moschee versinnbildliche die Regierung der islamisch-konservativen AKP.

Auf dem Gelände des Gezi-Parks soll ein Kasernengebäude aus dem 18. Jahrhundert wieder errichtet werden, das 1940 abgetragen worden war. In dem neuen Gebäude sollen Cafés, Museen und vielleicht auch ein Einkaufszentrum untergebracht werden. Die Demonstranten argumentieren nun, damit werde Istanbul eine der letzten Grünflächen in der Innenstadt verlieren.

Im November hatte Erdogan schon mit dem Bau von Strassentunneln begonnen, mit denen der Verkehr auf dem zentralen Platz von Istanbul unter die Erde verlagert werden soll.

Erdogan will das Istanbuler Stadtviertel Tarlabasi in der Nähe des Taksim-Platzes modernisieren. Derzeit wohnen dort viele Sinti und Roma sowie Kurden und Flüchtlinge in teilweise sehr heruntergekommenen Häusern. Kritiker wenden aber ein, dass die Wohnungen im neuen Tarlabasi für die derzeitigen Bewohner viel zu teuer würden und die ethnische Vielfalt des Viertels zerstört werde.

Was ist mit Erdogan los?
Bei Aufständen in arabischen Nachbarstaaten ist der türkische Ministerpräsident um Aufrufe zum Dialog nicht verlegen. Im eigenen Land lässt er die Polizei bei Demonstrationen immer wieder den Knüppel aus dem Sack holen. Dabei äussert er stets die Gewissheit, eine grosse Mehrheit des Volkes hinter sich zu haben und die Demokratie gegen Krawallmacher und Terroristen zu verteidigen.

Es selbst sieht sich als Vertreter des Volkes. 1999 musste er wegen religiöser «Aufhetzung des Volkes» für vier Monate ins Gefängnis, weil er in einer flammenden Rede bei einer Veranstaltung der später verbotenen Wohlfahrtspartei (RP) ein Gedicht zitierte: «Die Minarette sind unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme, die Moscheen unsere Kasernen und die Gläubigen unsere Armee».

In Folge wurde die konservative islamische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) gegründet. Die AKP brachte der einst krisengeplagten Türkei eine nicht gekannte Phase der politischen Stabilität und des wirtschaftlichen Aufschwungs.

Geprägt wurde Erdogan vom Besuch der religiösen Imam-Hatib-Schule, an der Prediger und Vorbeter ausgebildet werden. Seine Gegner beschuldigen Erdogan, eine versteckte islamistische Tagesordnung zu verfolgen. Dass Erdogan immer autoritärer auftritt, hat ihn schon vor Jahren die Unterstützung liberaler Kräfte gekostet. Ihm wird vorgeworfen, er führe sich selbstherrlich wie ein Sultan auf. Jetzt strebt der Regierungschef nach dem Amt eines mit zusätzlicher Macht ausgestatteten Präsidenten.

Vergleiche Update 4: Die Protestbewegung trifft sich in den Parks und diskutiert über die Zukunft

Vergleiche Update 3: Neue Formen von Protest in der Türkei

Vergleiche Update 2: Sobald alle andersdenkenden Personen entfernt sind, kann wieder die Türkei Erdogans aufgebaut werden

Vergleiche Update 1: 29 Twitter-Nutzer festgenommen, weil sie verräterische Informationen verbreitet haben sollen

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Eschatologische Fragen beschäftigen gläubige Menschen, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise

Im islamischen Zusammenhang sind diese Fragen vor allem mit der Rolle des Mahdī verbunden. Damit werden automatisch die Schiiten assoziiert, obwohl die Mahdī-Figur auch in der sunnitischen Theologie existiert. Najla al-Amin stellte die Vorstellungen der Mahdī-Figur aus der schiitischen und sunnitischen Sichtweise dar und vergleicht sie miteinander.

Der arabische Name Mahdī bedeutet „der Rechtgeleitete“. Die Zwölferschiiten oder Imamiten führen ihren Mahdī auf den elften Imam Ḥasan al-ʿAskarī zurück, wodurch er in direkter Genealogie zum Propheten Muḥammad steht. Aber auch die sunnitische Theologie kennt einen Erlöser mit dem Namen Mahdī, der zu gegebener Zeit die Gerechtigkeit auf der Welt herstellen soll.

Die schiitische Lehre akzeptiert nur eine Führung der Muslime durch die Herrschaft eines  Nachkommens des Propheten Muḥammads und betrachtet jede andere Führung als illegitim. Die Erde kann nicht ohne religiöse Führung bestehen.

Nach ihren Vorstellung befindet sich der zwölfte Imam in der großen Verborgenheit. Keiner weiß, wo er sich aufhält und wann er erscheinen wird. Diese Tatsache  stellt die Schiiten bis heute vor Schwierigkeiten.

Im Zuge der islamisch-iranischen Revolution entwickelte Khomeini die Theorie der „Herrschaft des Rechtsgelehrten“, welche den höchsten anerkannten schiitischen Rechtsgelehrten legitimiert, die Gemeinde während der Abwesenheit des zwölften Imams zu führen.

Das Verständnis der Mahdī-Figur in der sunnitischen Tradition ist erheblich einfacher, da er erst zu gegebener Zeit geboren wird und die Problematik der Verborgenheit somit ausbleibt. Er wird unter dem Namen Aḥmad bekannt sein, aber auch den Beinamen Abū ʿAbdullāh tragen.

Die Zeichen für die Rückkehr des zwölften Imams ist eine Zeit von unvorstellbarem Leid und unmoralischen Taten, die durch Intrigen geprägt sein wird. An der Seite des Mahdī wird eine Person namens al-Yamani kämpfen, die die Menschen zur Rechtleitung aufrufen wird. Die sunnitische Tradition ergänzt die Erscheinung des Mahdī durch die Wiederkehr einer für alle Buchreligionen zentralen Persönlichkeit, nämlich Jesus. Darüber hinaus sollen einige Personen dem Mahdī seine Aufgabe erschweren, wie beispielsweise al-Dajjāl oder al-Sufyānī. Al-Sufyānī ist ein Gegenspieler des Mahdī, der aus Syrien kommen wird und dann mit gelben Fahnen aus dem Westen ziehen wird. Dies im Gegenspiel zu den schwarzen Bannern aus dem Osten, die ursprünglich als Zeichen der Ahl al-Bayt eingeführt wurden. Der zweite Gegenspieler al-Dajjāl, der sowohl von sunnitischer als auch von schiitischer Sicht überliefert wird, steht für den „Betrüger“. Seine Hauptaufgabe ist es, die Menschen irre zu führen. Er soll vor dem Ende der Zeit erscheinen und die Welt mit Tyrannei erfüllen.

Bezüglich der äußerlichen Erscheinung des Mahdī herrscht zwischen den sunnitischen und schiitischen Quellen weitgehend Konsens. Er soll Muttermale auf dem Rücken besitzen und eine Lücke in den Vorderzähnen aufweisen. Des Weiteren ist seine Nase durch eine Erhöhung gekennzeichnet. Zusätzlich wird seiner Person eine herausragende Stärke zugewiesen, die durch einen robusten Körperbau sichtbar wird.

Sunniten und Schiiten glauben an eine Erlöser-Figur, die am Ende der Zeit erscheinen und mit verschiedenen Personen auftritt, die teils mit und teils gegen ihn kämpfen werden. Der wesentlichste Unterschied liegt wohl in der Geburt des Mahdī. Der Vorstellung der Schiiten, dass er bereits geboren und nun verborgen ist, können sich die Sunniten nicht anschließen.

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Vergleiche auch Artikel: Gott hält sich nicht an unseren Endzeitplan

http://jerusalemimpulse.wordpress.com/2012/06/11/gott-halt-sich-nicht-an-unseren-endzeitplan/

In der israelischen Hightechindustrie dürfen auch ultraorthodoxe Frauen arbeiten

Rund 800.000 Menschen, etwa zehn Prozent der israelischen Bevölkerung, bezeichnen sich als haredi, als ultraorthodox. Sie leben nach den Regeln der Thora: tägliches Beten, striktes Einhalten des Sabbats, Fernsehen ist verboten. Die Männer sollen sich der Lehre der Thora widmen, wenn überhaupt, arbeiten sie als Rabbiner, Synagogendiener oder Lehrer. Die Aufgabe der Frau ist vor allem, ihre Familie zu ernähren.

Mehr als 6.000 Menschen arbeiten bei Matrix, viele von ihnen sind junge Israelis, die sich nicht um Speisevorschriften scheren und gern das Wochenende durcharbeiten – oder durchfeiern. Doch die Mitarbeiterinnen der othodoxen Abteilung sind anders: Die 600 Frauen, die rund 50 Kilometer von Jerusalem entfernt in einem Hochhaus in der konservativen Siedlung Modi’in Illit arbeiten, sind streng religiös.

Auf den ersten Blick könnte man ihre Büros für eine jüdische Mädchenschule halten. Junge Frauen in Kopftüchern sitzen dort, die Blusen hochgeschlossen. Auf manchen Tischen liegen Gebetsbücher. Männer sieht man nicht. Die züchtig gekleideten Frauen schreiben Programme, bauen Websites und testen Software.

Weil die israelische Hightechindustrie boomt, versuchen neuerdings viele ultraorthodoxe Frauen dort ihr Glück. Die Vorgaben des Rabbiners sind strikt: Männer zu berühren ist für die Frauen tabu. Mit männlichen Kunden dürfen sie nur über die Arbeit sprechen, jeder private Satz wäre ein schwerer Verstoß. Das Internet dürfen die Haredim nur begrenzt nutzen, also nur jene Seiten besuchen, die sie für ihren Job benötigen.

Projekte, die früher in Indien oder China landeten, bearbeiten heute die Haredim. Der Aufwand der Firma ist groß, aber er lohnt sich, vor allem finanziell. Der Staat bezuschusst jeden Arbeitsplatz, der mit einem Ultraorthodoxen besetzt wird. Gleichzeitig arbeiten die Haredim zu deutlich niedrigeren Löhnen als säkulare Israelis; im Durchschnitt bekommen sie etwa ein Viertel weniger als die nicht religiösen Mitarbeiter. Deshalb entdecken immer mehr Unternehmen das Potenzial der ultraorthodoxen Community, einige werben gezielt um die Haredim.

Das mittelständische Unternehmen DAAT sitzt in einem der Glastürme Tel Avivs, im Erdgeschoss trinken Trainees mit dicken Brillen Cappuccino. Die Mitarbeiterinnen von DAAT hingegen, die im siebten Stock des Gebäudes arbeiten, dürfen das Café nicht einmal betreten. Sie sind fast ausnahmslos tiefreligiös. Auch sie tragen Kopftuch oder Perücke, um die Haare vor fremden Blicken zu verdecken, wie es für religiöse Juden üblich ist. Auch hier liegen Gebetsbücher direkt neben Tastatur und Maus.

Nili Davidovitz hat DAAT vor drei Jahren gegründet. Die 47-Jährige ist studierte Informatikerin – und streng religiös. In ihrer Firma ist nicht nur die Küche koscher. Kritische Aufträge bespricht Davidovitz mit einem Rabbiner: Darf die Firma beispielsweise eine Internetseite für einen Kinderfilm gestalten, obwohl Haredim nicht fernsehen dürfen? „Wenn er Nein sagt, werden wir das Projekt ablehnen“, sagt Davidovitz.

Seit seiner Gründung hat DAAT keine einzige Angestellte verloren, anders als viele andere IT-Unternehmen. „Die Frauen sind einfach froh, dass sie hier einen Ort gefunden haben, an dem sie als Religiöse arbeiten können“, sagt Davidovitz. Die Mittvierzigerin ist für ihre Angestellten nicht nur Chefin, sondern auch Bezugsperson. Und sie versucht zu schlichten, wenn die Familien der Frauen doch einmal Vorbehalte gegen die Hightechindustrie hegen. „Einmal wollte ein Ehemann nicht, dass seine Frau mit männlichen Kunden spricht“, erinnert sich Davidovitz. „Ich habe ihm versichert, dass kein Wort zwischen ihnen fällt, das nicht mit dem Job zu tun hat. Da hat er eingewilligt.“

Bereits jedes dritte Grundschulkind in Israel kommt aus einer religiösen Familie. Will die „Start-up-Nation“, wie Ökonomen Israel einmal genannt haben, ihre Wirtschaftskraft nicht verlieren, wird sie die Haredim integrieren müssen.

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Ehrenmorde in Palästina – Alle sehen weg

Im Westjordanland werden Ehrenmorde als Teil der Kultur geduldet. Viele Palästinenser wollen das nicht mehr akzeptieren. Wer das Problem in der Öffentlichkeit thematisiert, begibt sich aber selbst in Gefahr.

Laut einer Studie der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch aus dem Jahr 2006 haben nur ein Prozent der palästinensischen Frauen Autos und nur 14 Prozent einen Arbeitsplatz – im Gegensatz zu 68 Prozent der Männer. Polygamie ist legal, Frauen können keine Scheidung fordern, bei einer Trennung geht das Sorgerecht automatisch an den Vater. Ein physischer Angriff auf eine Frau werde erst dann strafrechtlich verfolgt, wenn das Opfer länger als 20 Tage im Krankenhaus lag. War das Opfer weniger als 10 Tage auf Station, werde der Fall oft als irrelevant abgelehnt.

Nichts veranschaulicht die Unterlegenheit der Frau jedoch mehr als die Morde, die begangen werden, um die „Familienehre“ zu bewahren. Paragraph 340 des Strafgesetzbuches hält fest: „Wer seine Frau oder eine heiratsfähige Frau beim Ehebruch oder Betrug ertappt und sie ermordet, hat Anrecht auf mildernde Umstände.“ Paragraph 98 bestimmt, dass „denjenigen, die ihre Straftat in einem Zustand tiefer Empörung begehen, weil das Opfer sie beleidigt hat“, ebenfalls ein milderes Strafmaß zusteht. Selten sitzen Mörder, die sich darauf berufen, dass sie die Familienehre bewahren wollten, mehr als sechs Monate in Haft. Deswegen wird der Vorwand des Ehrenmords in unserer Gesellschaft oft missbraucht, um sich unbequemer Personen zu entledigen.

Offiziell kam es im ersten Halbjahr 2012 im Westjordanland zu 12 Ehrenmorden, doch es gibt eine „hohe Dunkelziffer“. Niemand wolle die Täter verfolgen. „Manchmal bringen sogar Mütter ihre eigenen Töchter um, weil sie die Familienehre bewahren wollen.“ „Polizisten sind Teil des Problems. Oft tragen sie die Morde einfach als Selbstmord ein, um nicht weiter ermitteln zu müssen.“ Die Untätigkeit der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) helfe so den „Ehrenmördern, weiter zu morden“, sagt die Journalistin Imtiyas Mughrabi.

Jussuf ad-Dais al Scheich sagt Ehrenmorde hätten „nichts mit islamischen Gesetzen zu tun. Sie sind ein alter Aberglaube, den unsere Religion verbietet. Deswegen predige ich auf meiner Kanzel dagegen“. Mit weißem Turban und in schwarzem Talar legt er dar, wie seiner Meinung nach mit untreuen Ehepartnern verfahren werden sollte: „Eine Frau, die ihren Mann betrügt, sollte ins Gefängnis. Der Islam schreibt vor, dass sie zu Tode gesteinigt werden sollte, wenn sie verheiratet ist, und wenn nicht, sollte sie 100 Peitschenhiebe erhalten, was vorzuziehen ist. Betrügt ein Mann eine Frau, muss er sie eigentlich heiraten.“ Aber das wäre ja eine Belohnung, sagt al Scheich mit einem Lächeln und setzt hinzu: „Er sollte auch ins Gefängnis.“ Jedenfalls gebühre beiden ein Prozess. Der Richter ist ein großer Befürworter der Todesstrafe: „Sie wurde uns von Gott befohlen. Er kennt uns besser als wir selbst und weiß, was gut für uns ist. Die Todesstrafe wird viele Probleme lösen.“ Wie das Problem der Ehrenmorde: „Es ist Unrecht, wenn Mörder wegen der Familienehre so leicht bestraft werden. Laut dem Koran muss der Mörder hingerichtet werden. Mit dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn herrschte in Palästina Stabilität und Sicherheit.“

Auch Rabiha Diab Hamdan ist überzeugt von der Todesstrafe. Hamdan, die schon viele Jahre in israelischen Gefängnissen verbracht hat, ist inzwischen Ministerin für Frauenfragen in der PA. „Wir haben schon viel erreicht. Wir sind weiter als viele arabische Staaten“, glaubt sie. Ein Viertel des Kabinetts in Ramallah ist weiblich. „Außerdem amtieren 43 Richterinnen, darunter die stellvertretende Generalstaatsanwältin und vier im Scharia-Gericht“, sagt Hamdan stolz. Laut Schätzungen der UN machen Frauen 30 Prozent der Beamten aus, im Jahr 2010 ernannte Präsident Mahmud Abbas die erste Gouverneurin. Und seit 2012 hat Bethlehem eine Bürgermeisterin.

Vor zwei Jahren legte Abbas’ Kabinett ein 44 Seiten langes Strategiepapier vor, die „Nationale Strategie zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen“. Am 15. Mai 2011 veröffentlichte er ein Dekret, das die Artikel, die Strafen für Ehrenmörder mildern, aus dem Gesetzbuch entfernen soll. Es ist vorerst nur ein symbolischer Schritt: Um vom Dekret zum Gesetz zu werden, müsste das Parlament es verabschieden. Das Parlament tagte zum letzten Mal 2007. Neuwahlen sind nicht in Sicht. Dennoch zeigt das Dekret, dass sich die Haltung vieler Palästinenser ändert.

Doch viele Frauen teilen den Optimismus nicht. „Das ist kein arabischer Frühling, sondern ein islamischer Herbst, und die Muslimbrüder fahren die Ernte ein“, sagt Ministerin Hamdan. Auch die Journalistin Mughrabi zweifelt, ob Abbas an seiner frauenfreundlichen Politik festhalten kann: „Ich glaube kaum, dass es ihm gelingen wird, härtere Gesetze gegen Ehrenmord durchzusetzen“, sagt sie. „Die palästinensische Gesellschaft ist gegen einen solchen Wandel. Unsere Stämme sind zu stark, vor allem auf dem Land und in den Flüchtlingslagern. Sie wollen diese Probleme selbst lösen, ohne staatliche Einmischung.“

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Waffenlieferungen in Syrien an «Nicht-Extremisten», aber gibt es die?

Waffenlieferungen werden den EU-Mitgliedsstaaten überlassen. Dies wurde als «grosser Sieg» gefeiert. Nüchtern betrachtet, dürfte das Ende des EU-Waffenembargos zunächst nur wenig Veränderungen bringen.

Frankreich, die USA und Grossbritannien hatten in den letzten 12 Monaten das Waffenembargo der EU umgangen, indem man mit Kroatien ein Nichtmitgliedsland der Union als Waffenlieferanten der Rebellen einspannte. Mehr als 140-mal flogen riesige Frachtflugzeuge von Zagreb in die Türkei und Jordanien. Die Waffen, darunter auch moderne Panzerabwehrwaffen, sollten an sogenannt moderate Kräfte geliefert werden. Der amerikanische Militärexperte Eliot Higgins konnte auf seinem Weblog «Brown Moses» jedoch nachweisen, dass auch die mit al-Kaida verbündete Nusra-Front und andere Extremisten in den Genuss der kroatischen Waffenhilfe kamen.

Das will die EU ab sofort verhindern. Als Empfänger wurden erneut «moderate Kräfte» genannt, welche es bei näherer Betrachtung auf den Schlachtfeldern Syriens eigentlich gar nicht gibt. Laut «New York Times» hat der Westen Salim Idriss, den Kommandanten der Freien Syrischen Armee (FSA), als Bündnispartner in Syrien ausgewählt. Sein Sprecher Abdel-Hamid Zakaria drohte vor einigen Tagen mit ethnischen Säuberungen in Syrien, falls die Assad-Armee die Rebellenhochburg Al Kusair einnehmen sollte. Schiiten und Alawiten, verkündete der FSA-Funktionär im Fernsehsender al-Arabija wörtlich, würden dann «von der Landkarte getilgt».

So wie die «FSA» argumentieren und handeln alle Kriegsparteien in Syrien. Die Gegner werden ausnahmslos als «Abschaum» und «Ratten» verunglimpft und auch so traktiert. Gefangene werden nicht gemacht. Kleine und grosse Massaker sind an der Tagesordnung. Einziger Unterschied zwischen moderaten und extremistischen Kräften ist, dass Letztere ihren Feinden auch die Köpfe abtrennen. Ein vermeintlich gemässigter Rebellenkommandant schnitt unlängst einem getöteten syrischen Offizier Herz und Lunge heraus und biss vor laufenden Kameras in die Körperteile hinein.

Je länger der Aufstand gegen das Assad-Regime dauert, desto tiefer werden die Gräben. Nutzniesser der Uneinigkeit ist das Assad-Regime, das seine anhaltenden militärischen Erfolge vor allem den Machtkämpfen seiner Gegner zu verdanken hat.

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Neues Selbstverständnis der Muslime

Die Bedeutung und das Gewicht der Salafiya sind lange Zeit unterschätzt worden, von vielen anderen Beobachtern und auch von Arnold Hottinger, wie er in einem Bericht auf Journal21 schreibt. Sie nahmen an, es handle sich um eine von besonders engstirnigen Muslimen getragene Bewegung im heutigen Islam. Sie pflegten Salafisten als eine Randerscheinung abzutun, die sich von der grossen Hauptströmung des Islams unterschied und die wohl wieder verschwinden würde. Ihre wachsende Ausbreitung pflegte man durch das Geld zu erklären, das ihr aus Saudi Arabien zufliesst.

Doch wer auf die heutigen Entwicklungen schaut, muss sich fragen: Trifft das wirklich zu? Ist es tatsächlich nur eine Nebenströmung? Wie kommt es denn, dass die salafistischen Gruppen in so gut wie allen islamischen Ländern von Nigeria bis nach Indonesien wachsen? Und wie ist es zu erklären, dass ein Islamverständnis, das auf salafistischen Grundlagen beruht, auch im Selbstverständnis sehr vieler Muslime um sich greift, die sich selbst einfach als Muslime sehen, nicht notwendigerweise spezifisch als Salafisten?

Es gibt viele andere innerislamische Entwicklungen, die erkennen lassen, dass der Gesetzesislam „die Scharia“ heute von einer grossen Zahl – bereits einer Mehrzahl? – von Muslimen beiderlei Geschlechts als die Essenz der Religion angesehen wird.

Die Wiederbelebung des Islams in der arabischen und in der weiteren islamischen Welt, die vor fünfzig Jahren begann und heute unverkennbar geworden ist, steht im Zeichen der salafistischen Ausrichtung. Die Scharia und ihre „Erfüllung“ wird als das Ziel angesehen, das jede islamische Gesellschaft anstreben müsse. Wenn dies gelänge – dem Einzelnen, aber auch seiner Gesellschaft – , wäre nach heute verbreiterer Auffassung die beste aller Lebensformen erreicht, die in dieser Welt erreicht werden kann.

Die Salafisten selbst sagen oft, sie hätten gar nichts gegen moderne Technik und Wissenschaft einzuwenden, im Gegenteil, sie wollten diese beherrschen und einführen. Im Fall der Computer haben sie sich in der Tat das Internet für ihre Zwecke zu eigen gemacht.

Der Eindruck drängt sich auf, dass mit der Wandlung des Islamverständnisses, diese vermutlich der künftigen Mehrheit der Muslime repräsentiert. Diese Bewegung richtet sich auf die Gesetzeserfüllung, die oftmals mit Erfolgshoffnungen in dieser Welt verbunden ist.

Für die Gegenwart sollten wir uns jedenfalls auf die Möglichkeit, wenn nicht Wahrscheinlichkeit einstellen, dass der Nahe Osten und wohl auch die gesamte islamische Welt in der Zukunft „salafistischer“ werden.

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Droht ein ausgeweiteter Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten?

Im Nahen Osten droht ein Krieg der Religionen. Zwei Jahre nach dem Beginn des Volksaufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al Assad wirkt der Bürgerkrieg in Syrien zunehmend auch als Katalysator einer blutigen regionalen Konfrontation zwischen Sunniten und Schiiten. Die Konflikte zwischen den beiden großen islamischen Glaubenslagern schwelen seit langem.

In Katar goss der prominente Prediger Yussef Qaradawi neues Öl ins Feuer und rief die Sunniten aller Welt zum Dschihad gegen das Regime in Damaskus und seine Hisbollah-Helfer auf.

Im Irak dreht sich die Spirale der Gewalt wieder heftig.  Allein im Mai wurden nach UN-Angaben durch Attentatsserien zwischen Schiiten und Sunniten 1045 Menschen getötet und 2400 verletzt.

Nun geriet erstmals auch die Hisbollah-Hochburg Baalbek in der libanesischen Bekaa-Ebene unter Raketenbeschuss. Auch in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli, die überwiegend von Sunniten bewohnt wird, beschießen sich Anhänger und Gegner Assads seit zehn Tagen mit schweren Waffen. Hier haben mittlerweile 30 Menschen ihr Leben verloren.

In Katars Hauptstadt Doha warf der Prediger Yussef al Qaradawi, der als geistlicher Patron der Muslimbruderschaft gilt, dem Iran vor, er plane weitere Massaker an Sunniten.

Die Hisbollah und den Iran bezeichnete der 86-jährige Hardliner als „Feinde des Islam“ und nannte sie „schlimmere Falschgläubige als Christen und Juden“.

Sunniten bezeichnen ihre schiitischen Gegner als „Dreck“ und als „Hunde“. Prediger betiteln die Hisbollah, was übersetzt „Partei Gottes“ heißt, als „Partei des Teufels“.

Umgekehrt verspotten schiitische Kämpfer die Sunniten als „Ratten“ oder als „Beduinen“, was sie als primitiv und zivilisatorisch rückständig denunzieren soll.

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80 Peitschenschläge für ein Glas Bier?

Ein Staatsanwalt in Oberägypten wollte einen Biertrinker mit Peitschenhieben bestrafen. Sofort wurde er suspendiert. Bier sollte man als Muslim möglichst nicht trinken – aber Peitschenhiebe dafür sind dann doch zu viel, findet man in Ägypten.

Die Meldung aus der Provinz Minya war schnell eine der meist gelesenen im Internet. Ein Staatswalt der oberägyptischen Stadt Matay war kürzlich suspendiert worden, nachdem bekannt geworden war, dass er einen jungen Biertrinker mit 80 Peitschenhieben bestrafen wollte. Er warnte auch gleich noch die Gefängnisbeamten, sie würden Gottes Gesetz verletzen, sollten sie sich weigern, die Prügelstrafe auszuführen. Sie habe es dennoch getan. Hussein Anan entschied aufgrund von zwei Versen im Koran, in denen steht, Alkohol und Glücksspiel seien Gemeinheiten des Teufels und sollten von Gläubigen gemieden werden. Von Prügelstrafen steht allerdings nichts im Heiligen Buch der Muslime.

Der junge Mann hatte zu Protokoll gegeben, er sei auf einer Hochzeit gewesen und dort aufgefordert worden, ein Glas Bier zu trinken. Das ist eine Sitte, die vor allem auf dem Land sehr verbreitet ist, auch unter Muslimen.

Das Trinken von Alkohol ist in Ägypten nicht verboten. Bestraft wird nur Trunkenheit in der Öffentlichkeit. Aber vor allem sieht das ägyptische Gesetz keine Körperstrafen vor, und Strafen werden in jedem Fall von einem Richter verhängt und nicht von einem Staatsanwalt. Der hat nun ein Disziplinarverfahren gegen ihn laufen und wurde an ein anderes Gericht versetzt.

Erzkonservative Islamistengruppen haben den Staatsanwalt für den Versuch, eine Prügelstrafe zu verhängen, gelobt, weil er sich gegen all jene aufgelehnt hätte, die sich weigern würden, die Sharia, das islamische Recht, konsequent anzuwenden. In der neuen ägyptischen Verfassung steht in Artikel 2, dass die Sharia die wichtigste Quelle der Gesetzgebung sei.

Vor einigen Wochen liess das Ministerium für Zivilluftfahrt wissen, es plane den Verkauf von Alkohol an den Flughäfen und den Duty-Free-Shops einzustellen, die sind eine wichtige Quelle für die Ägypter, um sich mit ausländischen Spirituosen einzudecken. In den Flugzeugen der Egypt Air wird wie in allen staatlichen Institutionen seit mehreren Jahrzehnten kein Alkohol mehr serviert.

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Premiere in Schweden: Erstmals Ruf eines Muezzin über Stockholm

Am Freitag 26. April 2013 ertönte zum ersten Mal der Ruf eines Muezzin durch die Minarett-Lautsprecher. Die schwedischen Behörden hatten nach jahrelangem Kampf ihre Zustimmung für den öffentlichen Gebetsruf gegeben. Nun konnte der erste Muezzinruf der Moschee Fittja erklingen. Zahlreiche Muslime kamen in die Moschee, um dem großen Ereignis beizuwohnen.

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Verbale Gewalt übt schon jemand aus, der sagt, weil du Christ bist, bist du weniger wert als ich, denn ich bin Muslim

Der israelische Araber Ahmad Mansour wuchs in einem arabischen Dorf auf und wurde in seiner Jugend vom örtlichen Imam zu einem Islamisten gemacht. Was dies für ihn bedeutet? „Hass“, sagt er. „Hass gegenüber Muslimen, die den Islam nicht wertschätzen, gegen Frauen, die kein Kopftuch tragen, gegen Europäer, Amerikaner, Andersdenkende.“ Beim Psychologie-Studium in Tel Aviv lernte Mansour eine andere Seite des Lebens kennen: Er entwickelte Freundschaften zu Juden, die ihm im Studium halfen, ihn zu Hause besuchten, mit ihm Kaffee tranken. „Der Hass spielte auf einmal keine Rolle. Dafür die Frauen dann aber eine umso größere.“

Nachdem er beinahe bei einem Anschlag getötet wurde, sei er nach Berlin gezogen. Dort arbeitet Mansour heute als Streetworker mit muslimischen Jugendlichen. Für viele von ihnen ist der Rapper Bushido ein Vorbild, der jüngst wegen seiner Verbindungen zum organisierten Verbrechen in die Schlagzeilen geriet. „Schade, dass er so erfolgreich ist mit seinen gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Songs“, findet Mansour.

Klare Worte findet der bekennende Moslem, der sich als Mitglied der Deutschen Islamkonferenz intensiv mit der Thematik befasst, zu den Salafisten: „Sie werden gern verharmlost“, meint er, weil sie bisher nur selten gewalttätig geworden seien. Aber: „Verbale und symbolische Gewalt übt in meinen Augen schon jemand aus, der sagt, weil du Christ bist, bist du weniger wert als ich, denn ich bin Muslim.“ In Deutschland gäbe es zum einen „Panikmacher“, auf der anderen Seite aber auch „Leute, die meinen, Muslime ‚schützen‘ zu müssen, und deshalb jegliche Kritik verbieten.“ Beide Wege würden Muslime „entmündigen“.

Ich bin stolz, dass ich in einem demokratischen Land aufgewachsen bin, obwohl es wahrscheinlich viele wütend macht, dass ich Israel als Demokratie bezeichne“, sagt Mansour. Er sei froh und stolz, dass er in Israel habe studieren dürfen und viele Chancen bekommen habe. „Und für mich als Araber ist es unglaublich wichtig“, betont er, „dass das Existenzrecht Israels unantastbar bleibt“. Die Jahre vor dem Rabin-Attentat seien die schönsten gewesen: „Da hatte man das Gefühl, dass alles blüht. Auf einmal war kein Hass mehr da. Und die Checkpoints spielten überhaupt keine Rolle. Doch dann hat die Hamas alles kaputt gemacht.“

Auf die Frage, warum es keinen islamischen Staat gibt, der die Rechte von Minderheiten respektiert, erklärt er: „Weil überall dort ein Islam gelebt wird, der den Menschen fast alles im Leben vorschreibt, sie ins Korsett der religiösen Rituale und Dogmen zwingt. So wird Islam mit Demokratie unvereinbar.“

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Ein Leben in Sicherheit für Juden

In den letzten Jahren hat sich Punta del Este in Uruguay während des südamerikanischen Sommers von Januar bis März zur bevorzugten Destination für jüdische Touristen entwickelt. Hunderte Menschen nehmen an den Schabbatgottesdiensten im Temple Beit Meir in der Stadt teil, Punta del Este hat ein jüdisches Filmfestival, eine großzügige Villa mit kostengünstiger Unterkunft für israelische Rucksacktouristen sowie Schabbataufzüge in Luxushochhäusern. Das erste koschere Pizzarestaurant in Uruguay hat in Januar in Punta del Este seine Türen geöffnet, und unter den großen Reklamebannern, die täglich mit Flugzeugen über den Strand geflogen werden, entdeckt man auch eines des lokalen Chabad-Rabbiners, das die Zeiten für das Entzünden der Schabbatlichter bekannt gibt.

Das an der südlichen Küste von Uruguay gelegene Punta del Este, rund zwei Stunden von der Hauptstadt Montevideo entfernt, zieht seit Langem Besucher wegen seines angenehmen Wetters und den weissen Sandstränden an. Für lateinamerikanische Juden aber, von denen viele in ständiger Sorge um ihre persönliche Sicherheit leben, sind die Ruhe und Sicherheit der Stadt die zentralen Anziehungspunkte. «Nicht in allen Städten der Region können jüdische Menschen so ruhig leben wir hier», sagte Monica Barrios Hernandez, Koordinatorin des Tourismusdepartements. «Hier gibt es viel Frieden und Sicherheit, und die orthodoxen Juden können sich sowohl am Strand als auch auf dem Weg in die Synagoge ihren Gewohnheiten entsprechend kleiden, ohne dass jemand sie belästigen würde.»

Die jüdische Präsenz in Punta del Este hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Den Anfang machte der argentinische Geschäftsmann Mauricio Litman, der hier 1950 den Cantegril Country Club errichtete. Der Ort offeriert auch Lebensqualität, Ruhe und Freiheit, welche die in Unsicherheit lebenden Leute aus Argentinien oder Brasilien hier ohne Angst um ihre Kinder oder ihren Besitz genießen können. Punta del Este hat mit einer Lokalbevölkerung von gerade mal 9000 Menschen vier Synagogen. Die Schätzungen bezüglich des jüdischen Zuflusses im Sommer schwanken zwischen 25 000 und 50 000 Personen, und das in einem Land mit einer Einwohnerschaft von 3,3 Millionen, unter ihnen rund 17 000 Juden.

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Etwa jeder zweite Deutsche (51 Prozent) empfindet den Islam als Bedrohung

Auch den Atheismus und das Judentum halten viele Deutsche für gefährlich. Das hat eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung ergeben.

Die Hälfte der Deutschen seien der Auffassung, dass der Islam nicht nach Deutschland passt. Diese Ansicht vertreten auch 18 Prozent der Muslime in Deutschland.

Den Islam als Bedrohung empfinden auch 76 Prozent der Israelis, 60 Prozent der Spanier, 50 Prozent der Schweizer und 42 Prozent der US-Amerikaner, ergab die in 13 Ländern unter 14.000 Menschen durchgeführte Umfrage zum Stellenwert der Religionen.

Auch den Atheismus halten viele Deutsche für gefährlich, im Westen sind es 36 Prozent, im Osten 16 Prozent. Das Judentum empfinden nur 19 Prozent der 2.000 Befragten in Deutschland als Bedrohung.

60 Prozent der Befragten empfinden die wachsende religiöse Vielfalt als Bereicherung. Allerdings erkennen fast zwei Drittel (64 Prozent) in der Vielfalt auch eine Ursache für Konflikte.

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Welche Dschihadisten am Ende in Syrien siegen, ist ungewiss. Dass die Christen zu den Verlierern des Kriegs zählen, steht fest.

Der Präsident der Caritas Libanon, Simon Faddoul, sieht die Christen als „die größten Verlierer und Sündenböcke“ der Entwicklung im Nahen Osten. Besonders in Syrien gerieten Christen unter Druck. Das Vorgehen der Aufständischen dort trage inzwischen Züge eines islamischen „Heiligen Kriegs“, sagte der Caritas-Chef in einer von „Kirche in Not“ am Freitag verbreiteten Stellungnahme. Unter den Rebellen gebe es auch Christen, aber mittlerweile würden „alle Nicht-Muslime vom Freiheitskampf des Volkes ausgeschlossen“. Manche Regionen in Syrien stünden unter der Kontrolle islamistischer Gruppierungen, die von der christlichen Bevölkerung „eine Zwangssteuer für ,Ungläubige‘, eine Art ,Schutzgeld‘“ verlangten, so Faddoul. „Die Christen und alle anderen Nicht-Muslime sind in diesen Regionen heute Bürger zweiter Klasse.“

Zwar sei das Regime von Baschar al-Assad totalitär und müsse geändert werden. „Aber es ist bis jetzt völlig unklar, was danach kommt.“ Man wisse nicht einmal, „wer in Syrien gegen wen und für was kämpft“, sagte der Caritas-Leiter. Derzeit seien in Syrien über 100 verschiedene Gruppierungen in Kampfhandlungen verwickelt. Die Kämpfe könnten zu jeder Zeit auch zwischen den Rebellengruppen ausbrechen. Solange westliche Mächte nicht wahrhaben wollten, dass die Christen in dieser Situation verlören, werde es keine Fortschritte geben, sagte Faddoul.

Nach Angaben der katholischen Nachrichtenagentur „Asia News“ gibt es Kontakt mit den Entführern der beiden Aleppiner Metropoliten Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi. Die Agentur bestätigte, dass die Metropoliten am Montag auf dem Weg vom türkisch-syrischen Grenzkontrollpunkt am Bab al-Hawa nicht direkt Richtung Aleppo gefahren waren, sondern den Umweg über Mansoura genommen hatten, um über die Freilassung der beiden Priester Michel Kayyal (armenisch-katholisch) und Maher Mahfouz (antiochenisch-orthodox) zu verhandeln. Beide Priester waren am 9. Februar aus einem Linienbus entführt worden, der von Aleppo nach Damaskus fuhr. Seit Monaten gebe es in Syrien auch eine Diktatur der falschen Informationen, die Verwirrung stiftet und zu falschen Hoffnungen Anlass gibt. Syrien werde nicht nur „von den Bomben, sondern auch von dem durch die Lügen genährten Hass“ heimgesucht.

Die Entführung der Metropoliten ist ein „schwerwiegendes Verbrechen“ gegen geistliche Führungspersönlichkeiten, die immer nur „zum Frieden und zur Brüderlichkeit“ aufgerufen häben. Es sei tragisch, dass ein solches Verbrechen auf syrischem Boden möglich war, wo geistliche Führungspersönlichkeiten immer „mit größtem Respekt“ behandelt worden sind.

Nach Angaben des syrischen Menschenrechtsaktivisten Wail Malas geht die Entführung auf das Konto der Abteilung „Chair-ed-din az Zarkali“ der islamistischen „Al Nusra“-Front. Die Mitglieder dieser Abteilung sollen tschetschenischer Herkunft sein. Die Metropoliten hätten versucht, die „Chair-ed-din az Zarkali“-Leute zu veranlassen, die zwei Priester aus Aleppo freizugeben, die am 9. Februar aus dem Linienautobus Aleppo-Damaskus entführt worden waren. Nach vielen Kontakten sei den Metropoliten versichert worden, dass man die Priester freigeben werde. Als die Bischöfe zum vereinbarten Treffpunkt kamen, seien sie dann ihrerseits gekidnappt worden. Malas fürchtet, dass den Christen in Syrien ein ähnliches Schicksal bevorsteht wie im Irak. Im hauptsächlich von Christen bewohnten Wadi al-Nasara würden fast täglich Drohbriefe ankommen, in denen die Empfänger vor die Alternative „konvertieren, flüchten oder sterben“ gestellt werden.

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Laut einer Umfrage glaubt mehr als die Hälfte der Schweizer, dass die Terroranschläge vom 11. September nur inszeniert und eine Idee der US-Regierung waren

Eine Umfrage des Gratisblattes «20minuten» ergab, dass rund 57 Prozent der Schweizer glauben, die US-Regierung habe die Terroranschläge vom 11. September 2001 selber inszeniert oder im Voraus von ihnen gewusst – sie willentlich nicht verhindert. Zwar war die Umfrage nicht repräsentativ. Aber es wäre falsch, das Resultat als zufällig, bedeutungslos abzutun. Die Auffassung, amerikanische Politeliten seien zu jeder Teufelei fähig, findet sich nicht nur bei Konsumenten von Gratisheftchen, sondern wird auch von vielen Gebildeten und Akademikern geteilt.

Vor wenigen Jahrzehnten noch waren solche Verschwörungstheorien die Spezialität sowjetischer Propagandastäbe. Und heute kann einer im Ernst behaupten, die Regierung der mächtigsten Demokratie der Welt habe 3000 ihrer Bürger ermorden lassen, das gewaltigste Täuschungsmanöver der Geschichte, ohne dass irgendeiner der notgedrungen vielen Mitwisser je etwas ausgeplaudert hätte. Das Weltbild von Noam Chomskys ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.

Wie sieht es nun bei den «Marathon-Bomber» aus? Mit selbst gebauten Bomben wollten sie an einem Sportanlass möglichst viele Zivilisten töten und verstümmeln. Ungemütlich war nicht nur die Tat, sondern auch die Reaktion eines beträchtlichen Teils der Presse. Als über die Täterschaft noch nichts bekannt war, spekulierten viele Kommentatoren redselig über rechtsextreme, christliche Terroristen, offensichtlich ideologische Wunschkandidaten. «Hoffentlich ist der Bomber ein weißer Amerikaner», fasste die linke Onlinepublikation «Salon» den Wunsch zusammen. Kurz darauf wurden die Attentäter identifiziert: Muslime, gebürtige Tschetschenen. Viele Journalisten schienen peinlich berührt. «Einzeltäter», murmelten sie kleinlaut, «keinerlei Motiv ersichtlich».

Dzohar Tsarnaev bezeichnete nach Informationen von US-Medien seinen getöteten 26-jährigen Bruder als Drahtzieher des Anschlags in Boston. Ein US-Regierungsvertreter sagte dem Sender „CNN“, der 19-Jährige habe angegeben, dass Tamerlan „den Islam vor Angriffen schützen“ wollte.

Auf Facebook wird für eine Solidaritätsdemonstration für den mutmaßlichen Bostoner Attentäter Dzhokhar Tsarnaev in Wien geworben. Gleichgesinnte sollen sich vor der amerikanischen Botschaft in der österreichischen Hauptstadt treffen, um dort für den 19-Jährigen zu sprechen, der dies derzeit aufgrund seiner Verletzungen nicht selbst könne. „Muslime halten immer zusammen, egal was passiert – und das macht uns zu besonderen Menschen! Wir wissen alle, dass die beiden unschuldig sind! Liebe Geschwister, bitte kommt zu der Demonstration. Jeder von uns könnte an seiner Stelle sein“, so die Veranstalter in ihrer Einladung. Sie wissen besser als Dzohar Tsarnaev, dass er unschuldig war.

Es scheint gerade eine Verschwörung im Gange zu sein. Die Frage ist nur wo? Problematisch ist alles, weil heute das wahr ist, was die Mehrheit glaubt. Oder doch nicht?

Vergleiche auch Artikel: Terror in Bosten – Anschlag gegen friedliche Muslime   http://obristlink.wordpress.com/2013/04/22/terror-in-bosten-anschlage-gegen-friedliche-muslime/

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