Neue Allianzen im Nahen Osten

Irans Erstarken und Moskaus Intervention in Syrien haben neue Allianzen geschaffen.

Das forsche und erfolgreiche Auftreten Russlands auf dem syrischen Schlachtfeld hat nun das für Jerusalem nicht unangenehme Gleichgewicht des Schreckens gründlich durcheinandergebracht.

Da die Hizbullah, Israels stärkster Feind im Norden, Asad unterstützt, sind rund einen Drittel seiner Kämpfer absorbiert. Jeden Monat sterben in den Schlachten gegen die Freischärler Dutzende von Hizbullah-Kombattanten.

Mit einem Sieg der Anti-Asad-Allianz ist nicht zu rechnen, in absehbarer Zeit schon gar nicht: Das hat Ministerpräsident Netanyahu zu Repositionierungen gezwungen. Ein Sieg Asads wäre ein Erfolg für die Iraner. Es gehe nun darum, sowohl Asad als auch den Jihadisten Einhalt zu gebieten, lautet die «neue» Botschaft Netanyahus.

Der israelische Generalstabschef Gadi Eisenkot hat bereits den Süden Syriens als den neuen strategischen Brennpunkt identifiziert. Der IS, unter Druck im Norden, konzentriere seine Kräfte im Süden. Zu erwarten seien Angriffe auf Israel und Jordanien.

Der Westen will aber mit den Iranern ins Geschäft kommen.  Entsprechend illusionslos und pragmatistisch führt Netanyahu die Aussenpolitik. Ohne Enthusiasmus hat man in Israel festgestellt, dass man zum De-facto-Verbündeten Saudiarabiens, der Golfstaaten und etlicher nordafrikanischer Länder geworden ist. Die Abneigung gegen das ambitionierte Iran einigt.

Auch am oberen Mittelmeer hat man Freunde. Die Versöhnung mit der Türkei ist praktisch vollendet, wie Ankaras Aussenminister Cavusoglu eben feierlich verkündet hat. Noch bis vor kurzem gehörte die Türkei zu den unerbittlichsten Kritikern Israels, nach dem Zwischenfall mit der «Mavi Marmara» galten die Beziehungen als zerrüttet.

Viele sunnitische Staaten sehen heute in Israel einen Partner. So rügt Riad Teheran ohne Unterlass und will die Militärhilfe für den Libanon stoppen, weil sich der Hizbullah erfrecht hat, die Arabische Liga zu bitten, den Teheraner Volkssturm auf die saudiarabische Botschaft nicht zu verurteilen.

In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, hat Jerusalem eine Mission eröffnet. Es gebe geheime Treffen mit Golfmonarchien, sagte Yaalon an der Sicherheitskonferenz in München. Herzog, der Mann, der nicht Aussenminister sein will, findet, Israel solle mit Ägypten, Jordanien, den Golfstaaten und andern Ländern eine der Nato ähnelnde Struktur aufbauen, um die Expansion Irans zu bremsen, den IS zu stoppen und den israelisch-palästinensischen Konflikt einer Lösung näher zu bringen.

Israel kann sich also ganz gut mit den Arabern einigen  – nur möchten diese nicht, dass man es an die große Glocke hängt. Als jüngst der israelische Energieminister Yuval Steinitz sagte, Ägypten habe nicht zuletzt auf Ersuchen Israels die Tunnel der Hamas geflutet und überhaupt sei die Sicherheitspartnerschaft mit Kairo «besser denn je», löste das in der ägyptischen Hauptstadt wütende Proteste aus.  Man will die «arabische Solidarität» als rhetorische Volte behalten. Steinitz musste sich entschuldigen. Doch auch das konnte nicht übertünchen, dass es um die israelisch-ägyptischen Beziehungen vortrefflich bestellt ist. An Sisis harten Linie gegen die Hamas und gegen die im Sinai operierenden IS-Ableger hat Israel nicht das Geringste auszusetzen. Eben hat der israelische Botschafter in Kairo, Haim Koren , die bilateralen Beziehungen öffentlich gelobt.

Natürlich kann Abbas weder Asad noch die Iraner offen loben, schließlich sind sie Schiiten. Doch schenkt man der Vorsitzenden des russischen Föderationsrats, Walentina Matwijenko, Glauben, die jüngst in Ramallah vorsprach, dann hat Abbas die russischen Bombenangriffe gegen den Islamischen Staat klar unterstützt. Auch hier eint der gemeinsame Feind: Der IS hat im palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk bei Damaskus fürchterlich gewütet. Ein Sieg des IS in der Region hätte für alle Palästinenser – für die Fatah, die PLO und die Hamas – grässliche Folgen. In Ramallah hat man, wie Insider sagen, deshalb wenig gegen die Wiederherstellung der alten Machtbalance einzuwenden, die Putin anstrebt.  mehr Informationen

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