Ich hätte niemals gedacht, dass man in einem freien Land wie Deutschland Angst haben muss

Ich erinnerte mich daran, was ich über die Massaker an Christen in der Vergangenheit gelesen hatte. Vielleicht wird sich das wiederholen.

Diese Aussagen staummen aus dem Video: „Christliche Flüchtlinge in Deutschland bedroht“ von br.de das Erste Report München.

Link zum Video: http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/christliche-fluechtlinge-in-deutschland-bedroht-100.html

Hier das Manuskript vom Video:

Das Leid christlicher Flüchtlinge in Asylbewerberheimen
In Syrien und im Irak geraten Christen immer stärker ins Fadenkreuz islamistischer Terrormilizen, erleben Gewalt und Verfolgung. Viele fliehen deshalb nach Deutschland. Doch kaum angekommen, werden Christen erneut in Asylbewerberheimen von Islamisten bedroht. Exklusive, gemeinsame Recherchen von report München und der Wochenzeitung DIE ZEIT zu einer bislang völlig unbemerkten Gewalt gegen Hilfesuchende in Deutschland.
Von: Stefan Meining, Yassin Musharbash

Im Nahen Osten verfolgt, in Deutschland bedroht: Das Leid christlicher Flüchtlinge in Asylbewerberheimen
Irgendwo in Deutschland treffen wir Toni und Farid. Zwei Christen aus Syrien. Die beiden Asylbewerber wollen unerkannt blieben. Ihre Namen haben wir geändert. Die beiden Christen machen sich große Sorgen, denn seit Monaten werden sie von fanatischen muslimischen Mitbewohnern in ihrer Unterkunft gemobbt. Wir erhalten ein Interview.

Toni: „Es begann mit den Kindern. Ihnen wurde gesagt: ‚Ihr seid Christen, Ihr seid ungläubig. Ihr esst Schwein, mit euch spielen wir nicht!‘““

Farid: „Wir passen von morgens bis Abends auf die Kinder auf. Mehrmals ist es geschehen, dass sie die Kinder geschlagen haben, wenn sie alleine sind. Wir haben bisher versucht, die Sache mit Vernunft zu sehen. Wir haben Angst, irgendwann die Fassung zu verlieren und dann auf Ihre Provokationen zu reagieren. Und dann habe ich Angst, dass noch mehr Probleme entstehen.“

Tatsache ist: Auf der Flucht vor islamistischen Terrormilizen in Syrien und jetzt auch dem Irak – hier Aufnahmen einer Truppenparade von Islamisten – retten sich immer mehr verzweifelte orientalische Christen nach Deutschland, um dann mitunter als Asylbewerber von Islamisten gemobbt und bedroht zu werden. Das zeigen gemeinsame Recherchen von report MÜNCHEN und der Wochenzeitung DIE ZEIT.

Am bedrückendsten: der Fall der irakisch-christlichen Flüchtlingsfamilie K. Private Fotos aus dem letzten Jahr. Ein syrischer Islamist schlug ihr Kind im Asylheim. Er bedrohte die kleine Familie. Immer wieder. Monatelang. Mitten im ländlichen Bayern – ohne dass die Behörden die Not der Familie erkannten. Voller Angst kehrt die Familie in den Irak zurück – erfahren wir in einem Skype-Interview.  Familie K.: „Meine Frau war schwanger und sie hat es nicht mehr ertragen. Diese Probleme dort hat ein Syrer verursacht.“

Christian Salek, ein Münchner Jurist mit syrischen Wurzeln betreute die Familie ehrenamtlich.
Christian Salek: „Das hat mich sehr getroffen, auch als Mensch und letztendlich hat die Familie ganz deutlich gesagt: ‚Wir haben hier Ängste in Deutschland, wir konnten hier nicht in Frieden leben, wir konnten auch im Irak nicht in Frieden leben.'“
Bereits im Herbst letzten Jahres berichten wir in report MÜNCHEN über die völlig verängstigte Familie. Das Interview zeichnen wir damals mit einer Handykamera auf.
Familie K: „Er hat meine Frau angeschrien, hat unser Kind geschlagen. Wir sind im Zimmer wie Gefangene geblieben, damit es keinen Ärger gibt.“

Eine Anzeige erstattet die Familie allem Anschein nach nicht. Vermutlich aus Angst. Wenige Tage nach unserem Treffen verlassen der Vater, die schwangere Mutter und ihr Kind Deutschland. Freiwillig fliegen sie zurück nach Mossul im Irak. Vor wenigen Wochen erfahren wir: Die Familie ist wie tausende andere Christen aus Mossul geflohen, dort wo jetzt islamistische Terrormilizen herrschen, die allen sogenannten Ungläubigen den Tod androhen. Über das Internet können wir mit der Familie im kurdischen Nordirak sprechen. Sie machen sich große Sorgen. Erneut.

Familie K.: „Wir haben Angst im Irak zu bleiben, weil die Lage hier sehr schwer ist. Auch die Eltern meiner Frau in Mossul haben Angst. Sie haben Angst dass man Ihnen alles wegnimmt, die Wohnung und ihr Eigentum. Das gehört dann den Islamisten und nicht mehr den Christen.“

Doch um nach Deutschland zurückzukehren, brauchen sie ein Visum. Simon Jacob vom Zentralrat der Orientalischen Christen kennt diesen und andere Fälle.
Simon Jacob, Vorsitzender Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland: „Es war für mich persönlich sehr bestürzend, weil ich niemals gedacht hätte, niemals, dass man in einem freien Land wie Deutschland Angst haben muss; aufgrund dessen, dass man den Tätern eigentlich entkommen möchte. Eigentlich müsste man diese Familie schützen. Man hätte von Anfang an die Alarmglocken schlagen müssen – was nicht passiert ist.“

Wir wollen die Anonymität der Familie weiterhin schützen. Deshalb verzichten wir ganz bewusst darauf, die Leitung ihrer ehemaligen Asylunterkunft mit dem Fall zu konfrontieren.

Wasem Sabagh ist Christ aus Syrien. Er trat als einziger offen vor unsere Kamera, um über Anfeindungen gegen ihn als Christen in zwei deutschen Asylbewerberheimen, in der Türkei und in Frankreich zu berichten.
Wasem Sabagh, syrisch-christlicher Flüchtling: „Ich hatte den Eindruck gewonnen, die ganze Welt wäre dunkel. Ich erinnerte mich daran, was ich über die Massaker an Christen in der Vergangenheit gelesen hatte. Vielleicht wird sich das wiederholen.

Die irakisch-christliche Familie K., der syrische Christ Wasem Sabagh, Toni und Farid. Drei Beispiele für bedrängte orientalische Christen. Offizielle Zahlen über Mobbing und Drohungen gegen christliche Asylbewerber gibt es nicht. Doch die Fälle scheinen sich zu häufen. Der stellvertretende Bundestagspräsident Johannes Singhammer sieht Handlungsbedarf beim Umgang mit christlichen Asylbewerbern aus dem Nahen Osten.
Johannes Singhammer, CSU, Stellvertretender Bundestagspräsident: „Ich bin der Meinung, dass man die christlichen Flüchtlinge zusammen unterbringen soll. Das macht auch Sinn, denn sie haben oft die gleichen traumatischen Erfahrungen und es tut einfach gut, wenn man bei gleichen Erfahrungen sich auch austauschen kann. Aber vor allem auch, wenn man nicht neue schlimme Erfahrungen bei uns in Deutschland machen muss.“

Wasem Sabagh hat inzwischen eine Zuflucht gefunden. Eine Familie hat ihn bei sich aufgenommen. Und die Kirchengemeinde vor Ort betreut ihn. Viele andere christliche Flüchtlinge sehnen sich nach so viel Sicherheit.

Quelle: http://www.br.de/fernsehen/das-erste/sendungen/report-muenchen/videos-und-manuskripte/christliche-fluechtlinge-in-deutschland-bedroht-100.html

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