GOTT AUS CHRISTLICHER SICHT

Von Kurt Beutler

A) ES GIBT NUR EINEN GOTT
Wir Christen glauben an den Gott der Bibel. In der Bibel finden sich nicht nur die Thora Mose, die Psalmen Davids und das Evangelium von Jesus. Gott hat ja jedem Propheten ein Buch gegeben. Alle diese Bücher sind in der Bibel gesammelt. Nachfolger Jesu glauben also an den gleichen Gott, wie die  alten Propheten.

In der Thora, im Gesetz des Moses steht: 5. Mose 4:39 „So sollst du nun heute erkennen und es dir zu Herzen nehmen, dass der Herr der alleinige Gott ist oben im Himmel und unten auf Erden und keiner sonst.“

Über Jahrtausende gab es kein anderes Volk, das an einen einzigen, unsichtbaren, allmächtigen Gott glaubte, ausser dem Volk der Juden. Auch Jesus war ein Jude. Er bestätigt im Markusevangelium 12: 29-30 den Glauben an den einzigen Gott: „Das erste Gebot unter allen ist: `Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist Herr allein; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft.`“

B) JESUS – DAS RÄTSEL DER WELTGESCHICHTE
Es gab zwar auch im Altertum viele Völker auf der Welt, die Menschen göttlich verehren. Aber gerade im jüdischen Volk war jeder Hinweis auf die Göttlichkeit eines Menschen mit Todesstrafe belegt. Als Jesus ausgerechnet zu den Juden von seinem himmlischen Vater sprach, reagierten sie aggressiv und wollten ihn jeweils gleich steinigen (z.Bsp. Johannes  10:31). Auch seine Jünger meinten zuerst, dass er ein ganz normaler religiöser Lehrer sei, der sie berufen habe. Was hat diese jüdischen Jünger  von der Göttlichkeit Jesu überzeugt?

Es beginnt ganz bestimmt schon mit der einzigartigen Geburt Jesu. Er und Adam sind die einzigen, die keinen Vater haben. Bei Adam ist dies leichter verständlich: es gab ja noch gar keine Menschen, die hätten seine Eltern werden können. Aber z. Z. Jesu gab es Millionen von Männern. Wieso hat Gott ihn trotzdem ohne Vater in die Welt gebracht? Ganz klar deswegen, weil er eben schon vorher im Himmel existierte. Er wurde nicht in der Maria erschaffen, sondern nur aus dem Himmel in sie versetzt. Der Geist wurde in Fleisch gekleidet.

Jesus sagte Dinge, die nur Gott sagen kann und darf: Z. Bsp. „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Matthäus 9:2) und „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Johannes 11:25). Dies zu sagen, ist eine Sache, aber durch seine Taten bewies er, dass er tatsächlich die Vollmacht dazu hatte. Er erweckte tatsächlich die Toten. Er erschuf einem Blindgeborenen neue Augen (Johannes 9), wo doch nur Gott schöpfen kann.

Einer der Namen Gottes im Gesetz des Moses lautet „Jahwe“, d.h. „Ich bin“ (2. Mose 3:14). In Johannes 8:58 sagt Jesus: „Ehe denn Abraham war, BIN ICH.“

In berühmten Psalm 23 vergleicht der König David sich mit einem Schaf, dessen Hirte Gott selber ist. Jeder Jude wusste also, dass nur Gott der gute Hirte genannt werden durfte (vgl. auch Hesekiel 34). In Johannes 10 nennt aber Jesus sich selber „der gute Hirte.“

Er nennt sich „das Brot des Lebens“ (Johannes 6:35) und „das Licht der Welt“ (Johannes 9:5). Er sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Johannes 14:9) und „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10:30). Jesus behauptete sogar, dass er eines Tages zurückkommen werde, um die Menschen zu richten, wo doch nur Gott selber der Weltenrichter ist.

Kein Wunder, dass die jüdischen Führer ihn umbringen wollten und ihn der Gotteslästerung anklagten. Aber seine Jünger, die ihn drei Jahre lang beobachteten, erkannten schliesslich, dass das, was er behauptete und was er tat, übereinstimmte. Sie konnten eines Tages nicht mehr anders, als das, was sie für unmöglich hielten, anzuerkennen, dass offenbar in diesem Menschen Gott selber auf die Erde gekommen war.

Hier stellen sich natürlich einige Fragen:

1.) KANN Gott überhaupt Mensch werden?
Viele Menschen sagen „nein“. Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, muss man zugeben, dass Gott, der Allmächtige, alles kann. Wenn er etwas will, tut er es auch. Niemand kann es ihm verbieten, nur weil es nicht in unsere Vorstellungen von Ihm passt. Gott hat sich Mose in einem Dornbusch geoffenbart, wieso sollte er sich nicht auch als Mensch offenbaren können?

2.) Ist es nicht im Gesetz des Moses verboten, einen Menschen anzubeten?
Doch auf jeden Fall. Jünger Jesu beten niemals den Menschen Jesus an, sondern den einen Gott, der sich in diesem offenbart hat. Die Evangelien sagen uns nirgends, wie Jesus als Mensch ausgesehen hat. Wir wissen nicht, ob er blaue oder braune Augen hatte, ob er gerade oder krause Haare trug.

3.) Ist es nicht eine Schande, zu sagen, dass Gott ein Mensch geworden sei? Gott der Allmächtige soll so klein geworden sein? Das wäre seiner unwürdig, so denken viele Menschen.
Doch niemals war Liebe eine Schande. Wenn ich heute im Pyjama zu euch gekommen wäre, und auf allen Vieren hier herumkriechen würde, dann würdet ihr dies als schändlich empfinden. Aber wenn ich das zuhause mit meinen Kindern tue, ist es keine Schande. Denn aus Liebe bin ich auf ihre Stufe runter gestiegen. Wenn Gott aus Liebe zu uns Menschen auf unsere Stufe hinabsteigt, ist dies keine Schande, sondern etwas Grossartiges.

4.) Aber der Mensch ist ja schmutzig. Soll denn Gott schmutzig geworden sein?
Die Bibel lehrt, dass der Mensch von Gott geschaffen ist. Es ist also nichts Schmutziges an ihm, ausser seine Sünde. Und Jesus war ohne Sünde.

5.) Wie kann Jesus ein Gott sein, und zugleich zu Gott beten?
Aus Liebe zu uns Menschen hat der eine Gott sich in menschlicher Form offenbart. Da Gottes Liebe aber vollkommene Liebe ist, hat er sich auch vollkommen mit uns Menschen identifiziert. Deshalb hat Jesus in allem als Mensch gelebt, ausser dass er keine Sünde beging. Die Bibel sagt, dass er seine göttlichen Eigenschaften auf die Seite gelegt hat (Philipperbrief 2:7). Er ist so sehr Mensch geworden, dass er sogar betete.

6.) Aber es gibt ja nur einen Gott, nicht zwei.
Auch Jesus lehrt, dass es nur einen Gott gibt. Aber dieser Gott umschliesst alles. Er kann sich zugleich in einem Menschen offenbaren und doch auch das ganze Weltall zusammenhalten. Das ist für ihn nicht schwierig.

7.) Aber das kann doch alles gar nicht stimmen, denn das kann man sich gar nicht vorstellen.
Unser Hirn ist klein. Es gibt vieles, was wir nicht verstehen, und doch damit leben. Jede Religion lehrt, dass Gott letztlich unbegreiflich ist. Ein Gott, der mit der Logik zu begreifen ist, wäre nicht Gott, sondern von Menschen gemacht.

8.) Wieso sollte Gott überhaupt in diesem Menschen Jesus auf diese Welt kommen? Um uns zu retten. Alle Menschen, auch die Propheten haben gesündigt und können uns nicht retten. So hat Adam vom verbotenen Baum gegessen und Mose einen Menschen zu Unrecht erschlagen. Jona ist vor Gott geflohen und wurde deshalb von einem Fisch verschluckt. Der König David hat mit Bathseba Ehebruch begangen und nachher unter Tränen Busse getan. Nur Gott allein ist gerecht und nur ein Gerechter kann für die Sünden der anderen bezahlen. Deshalb kam Gott aus Liebe zu uns und ohne das Kreuz Jesu gibt es keine Vergebung der Sünden.

JESUS – GOTTES WORT
Christen glauben, dass Jesus „das Wort Gottes“ ist (Johannes 1:1ff). Dies ist ein sehr interessanter Titel. Es gibt ein interessantes arabisches Sprichwort, das sagt: „Die Worte sind die Töchter der Lippen“. Doch woher wissen die Lippen, wie sie sich bewegen sollen? Das Hirn sagt es ihnen, denn bevor die Worte aus dem Menschen kommen, sind sie schon als Gedanken da. Und die Gedanken sind nichts anderes als das Bewusstsein des Menschen. Wir denken in Worten. Es ist unmöglich, dass jemand seine Gedanken abschaltet. „Es“ denkt einfach in uns. Meine Gedanken – das ist mein anderes ich.

Stellt euch vor, ich wäre zu euch gekommen und hätte einfach hier eine halbe Stunde lang geschwiegen. Da hättet ihr gar nichts Sicheres über mich gewusst. Es sind meine Worte, die euch sagen, wer ich bin. Meine Worte kommen zu euch in Form von Luftschwingungen. Das bin nicht ich, der in euer Ohr eindringt, sondern Luft. Und doch offenbart euch diese Luft nun mein Herz. So ist es mit Jesus. Er kam als Mensch. Und doch offenbart er Gott auf perfekte Weise. Und wenn wir seine Offenbarung nicht annehmen, können wir nichts Sicheres über Gott wissen. Denn kein anderer Mensch ist das vollkommene Wort Gottes.

JESUS – SOHN GOTTES?
„Gott hat keinen Sohn“, sagen manche meiner Freunde zu mir. „Wieso nicht?“ „Weil er nie geheiratet hat!“ Dann muss ich sagen, in dem Fall sind wir gleicher Meinung. Auch die Bibel lehrt, dass Gott nie geheiratet hat. Und doch nennt sie Jesus den Sohn Gottes. Das ist also nicht fleischlich gemeint, sondern geistlich.

Wenn wir sagen, die Ägypter seien Söhne des Nils, dann heisst das ja auch nicht, dass der Nil eine Frau geheiratet hat und mit ihr die Ägypter gezeugt hat. Sondern es bedeutet, dass es ohne Nil keine Ägypter gäbe.

Im Arabischen nennt man einen älteren Mann immer Onkel. Das hat nichts mit Blutsverwandtschaft zu tun, sondern mit Respekt. Der Titel „Sohn Gottes“ ist in der Bibel ein Respektstitel.

Es bedeutet, dass die göttliche Vollmacht zu uns Menschen gekommen ist, dass dieser Jesus die Brücke ist zwischen Himmel und Erde. Dass er das ewige Leben gibt, dass er heilt, die Dämonen austreibt  etc., weil Gott selber in ihm ist.

3. WIE IST DAS MIT DER DREIEINIGKEIT?
Wie in allen Religionen, so ist Gott auch im christlichen Glauben letztlich nicht 100%ig begreifbar. Wir wissen über ihn nur, was er uns sagen will. Und dies ist in drei Namen Gottes zusammengefasst:

1.) Der himmlische Vater: Er ist der Ursprung der Schöpfung, ohne ihn gäbe es uns nicht. Also ist es nicht übertrieben, zu sagen, dass er letztlich unser aller Vater ist.

2.) Der Sohn: Das haben wir schon erklärt. Mit diesem Namen bezeichnet die Bibel Gott als den Erlöser, der dem Menschen Nahe Kommende, und ihn Errettende.

3.) Der Heilige Geist: In der Bibel ist der Heilige Geist Gott selber. Wenn es darum geht, dass  Gott in uns Menschen wohnen will, dann spricht die Bibel vom Heiligen Geist. Man könnte auch sagen: „Der Neuschaffende und Gaben verleihende“.

Die Christen haben versucht, diese drei Arten, wie Gott sich offenbart hat, in der Lehre der Dreieinigkeit zusammenzufassen. Damit wird ausgedrückt, dass Gott sich in drei verschiedenen Persönlichkeiten offenbart hat, und doch ein einziger Gott ist. Das Wort Dreieinigkeit findet sich allerdings nicht in der Bibel. Es ist ein Versuch, das, was die Bibel uns über Gott sagt, in menschliche Worte zu fassen und ist daher genauso unvollständig wie alles andere auch, was Menschen über Gott sagen. Wie Gott wirklich ist, kann kein Mensch wissen. Das werden wir einst erkennen, wenn wir bei ihm sind.

Was die Bibel allerdings ganz deutlich über Gott sagt, sind drei Dinge:
1.) Dass er heilig ist, und keine Kompromisse mit der Sünde macht.
2.) Dass er aber trotzdem die Sünder liebt, und das Umdenkbare getan hat, um uns zu erlösen.
3.) Dass er sich eine lebendige Gemeinschaft mit uns Menschen wünscht und  jetzt schon in jeden Einzelnen hineinkommt, der die Erlösung in Jesus Christus annimmt.

Autor: Kurt Beutler
Interkultureller Berater für arabisch sprechende Ausländer auf christlicher Basis, Autor des Buches «Zwischen Bomben und Paradies – Muslime verstehen und lieben lernen» sowie der Broschüre «Hassen uns die Muslime?», UHN-Verlag Schiers, erhältlich bei MEOS Medien http://www.meos.ch/beutler.htm

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