Gemeinden in den Flüchtlingslagern

«Im Norden von Äthiopien gibt es grosse Flüchtlingslager, in denen Eritreer Zuflucht gefunden haben», berichtet Jürg Gugger, Leiter des Schweizer Zweigs von «ReachAcross». Das Schweizer Werk schult eritreische Christen, die in Flüchtlingslagern leben.

«Es ist uns ein Anliegen, die eritreische Kirche zu unterstützen. Die Situation für die Christen in Eritrea ist schwierig, sie müssen fliehen und werden verfolgt

In den Flüchtlingslager gibt es kleine evangelische Gemeinden. Diese unterstützen sie, vor allem im Bereich Bildung. Sobald sich die Lage in der Heimat verbessert, können sie sich dort um ihre Mitmenschen kümmern. Schwierig ist, dass diese Flüchtlinge keine wirklichen Perspektiven in Äthiopien haben.

Äthiopien hat eine alte traditionelle Kirche und neue Aufbrüche. Der Kontakt zu anderen Religionsgemeinschaften ist jedoch sehr zurückhaltend.

«Einer unserer Mitarbeiter ist der Sohn eines Imams, eines islamischen Religionsgelehrten», erklärt Jürg Gugger über die Lebensgeschichte eines einheimischen Mitarbeiters. «Als Jugendlicher kam er zum christlichen Glauben. Die Familie wollte nichts mehr von ihm wissen, sie schloss ihn aus. Er hatte einen ganz schwierigen Weg, doch heute ist er Pastor einer kleinen Gemeinde.» Er ist heute in seiner Heimatregion unterwegs. Er weiss, worum es geht und weil er selbst aus dem Islam kommt, hat er und andere den Zugang zu diesen Menschen.  mehr Informationen   

Seit dem Friedensschluss zwischen Äthiopien und Eritrea und den nun offenen Grenzen entfliehen noch mehr Eritreer als bisher ihrem Heimatland. Äthiopien hat eine Million Menschen aufgenommen – so viele wie sonst kein anderes Land in Afrika. Sie kommen aus Djibouti, Eritrea, Somalia und dem Sudan. Sie leben in Camps an den Grenzen. Der UNHCR, die Flüchtlingsorganisation der UNO, betreibt sie gemeinsam mit der äthiopischen Regierung. Doch die Menschen hadern mit strengen Auflagen und haben kaum eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. „Hier Leben ist wie psychologischer Mord, denn wir dürfen nicht arbeiten. Es ist hoffnungslos.“

Im Jahr 2015 schrieb DW: Vor sieben Jahren überquerte Samrawit nachts die Grenze von Eritrea nach Äthiopien. Sie hat einen Bachelor in Englischer Literatur und einen Master in Journalismus und Webdesign. Beim Jesuitischen Flüchtlingsdienst unterrichtet sie andere Flüchtlinge in Englisch. Damit kann sie für sich und ihre sechsjährige Tochter ein wenig dazuzuverdienen. „Wenigstens kann ich hier meine Religion ausüben„, sagt Samrawit aus Eritrea. Die 30-Jährige ist Anhängerin einer Pfingstgemeinde. „Aber wenn man finanziell kaum über die Runden kommt, dann zählen solche Freiheiten wenig.“

Die aktuelle politische Lage in Äthiopien ist brenzlig, das zeigen auch die Ereignisse vom vergangenen Wochenende. Bei einem mutmaßlichen Putschversuch in der Region Amhara kamen Regierungsberichten zufolge Dutzende Menschen ums Leben.

Felix Horne, langjähriger Äthiopien-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), beschreibt im Gespräch mit der DW, wie die Konflikte das demokratische Reformprojekt Abiys gefährden: „Es ist ein sehr kritischer Moment. Gesetz und Ordnung sind zusammengebrochen und in vielen Teilen des Landes herrscht Unsicherheit. Darauf reagiert der Staat fast mit Indifferenz.“ mehr Informationen

Im Januar hat das Parlament ein neues Gesetz verabschiedet. In Zukunft dürfen Flüchtlinge auch außerhalb der Camps leben und arbeiten. Dieses Gesetz gilt als eines der fortschrittlichsten in Afrika. Aber es bedeutet auch, dass Äthiopien eventuell fast eine Million Menschen integrieren muss. „Eine beinahe unlösbare Aufgabe“. mehr Informationen

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