Falschinformationen über die Kirchengeschichte

Christen schämen sich für ihre Geschichte – ohne die Fakten zu kennen. Diese Ansicht vertritt der Chefarzt und Bestsellerautor Manfred Lütz (Köln) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Lütz ist Autor des Buches „Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums“, das er in Zusammenarbeit mit dem katholischen Kirchenhistoriker Prof. Arnold Angenendt verfasste. Darin stellt er Falschinformationen über Ketzerverfolgungen, Kreuzzüge und Hexenverbrennungen richtig.

Viele Christen glaubten an „Fake News“ (Falschmeldungen), die „die Hitlers und die Honeckers“ über das Christentum in die Welt gesetzt hätten. So gingen viele fälschlicherweise davon aus, dass bei Hexenprozessen mehr als eine Million Frauen zu Tode gekommen seien. Diese Millionenzahl habe SS-Reichsführer Heinrich Himmler propagiert. Die seriöse Hexenforschung gehe jedoch von 50.000 grausam getöteten Frauen aus. Sie seien Opfer der weltlichen Justiz geworden. Es seien Christen gewesen, die dazu beitrugen, die Hexenverfolgungen zu beenden.

Lütz zufolge gibt es auch vieles, worauf Christen in der Kirchengeschichte stolz sein könnten. So sei Mitleid eine christliche Erfindung. Christen hätten Behinderte und andere Notleidende in den Mittelpunkt gestellt, „denn in denen konnte man Christus und damit Gott selbst begegnen“. Deswegen seien Krankenhäuser christliche Erfindungen.

Dies gelte ebenso für die Toleranz. Tausend Jahre lang hätten Christen Glaubensabweichler, also Ketzer, nicht getötet – im Gegensatz zu allen anderen Religionen. Grund sei das Unkraut-Weizen-Gleichnis (Matthäus 13,24-30). Darin fordere Jesus, man solle das Unkraut mit dem Weizen zusammen wachsen lassen und es nicht ausreißen. Das solle man Gott am Jüngsten Tag überlassen. Lütz: „Dieses Gleichnis hat Tausende von Menschenleben gerettet, immer wieder wurde es zitiert.“ Nur einmal, im Jahre 385 in Trier, sei ein Ketzer auf Drängen des Kaisers getötet worden.

Erst ab 1022 hätten Ketzerverfolgungen begonnen. Dies sei ein Skandal und widerspreche der ausdrücklichen Weisung Jesu. Allerdings hielten die Zahlen, die über die Inquisition in Umlauf seien, den Ergebnissen der modernen Forschung nicht standmehr Informationen

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