Mohammed im göttlichen Status

Update: „In Pakistan ist das Todesurteil gegen die Christin Asia Bibi wegen Gotteslästerung aufgehoben worden. Der Oberste Gerichtshof des Landes sprach die Frau, deren Fall international für Aufsehen gesorgt hatte, am Mittwoch 31.10.2018 frei. „Sie wurde von allen Vorwürfen freigesprochen“, sagte Richter Saqib Nisar.“

Mehr als 3.000 muslimische Demonstranten haben in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad erneut die Hinrichtung der Katholikin Asia Bibi (Multan) gefordert.

Was sie angeblich gesagt haben soll, ist keine Aussage über Gott sondern über Mohammed. Da es als Gotteslästerung bezeichnet wird, erreicht Mohammed göttlichen Status.

Sie war 2010 wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilt worden, weil die Mutter von fünf Kindern als „Ungläubige“ durch Berührung eines Gefäßes das Wasser für muslimische Feldarbeiterinnen unrein gemacht haben soll. Der vorgeworfenen Tat soll ein Streit zwischen muslimischen Arbeiterinnen auf der Farm in Ittanwali und Asia Bibi vorausgegangen sein. Demnach habe Bibi für die Gruppe Wasser geholt und sei daraufhin aufgefordert worden, sich zum Islam zu bekennen, da die anderen Frauen einwandten, das Wasser sonst nicht trinken zu können. Infolgedessen sei eine Diskussion zwischen den Anwesenden entbrannt. Die Schilderungen aller Beteiligten stimmen bis zu diesem Punkt überein. Nach Aussage der Frauen soll Asia Bibi dann behauptet haben, dass Jesus Christus und nicht Mohammed der wahre Prophet Gottes sei, was sie abstreitet.

Seit das Oberste Gericht Pakistans im Juli 2015 eine Berufung gegen das Urteil zuließ, wird der Prozess immer wieder vertagt. Laut dem christlichen Anwalt Sardar Mushtaq Gill kommt es immer wieder zu öffentlichen Protesten, bei denen Muslime die Vollstreckung des Urteils fordern.

Asia Noreen (Bibi) ( geboren zwischen 1964 und 1971) ist eine Pakistani, die am 8. November 2010 von einem Gericht in Nankana als erste Frau in der Geschichte des Landes wegen Gotteslästerung zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Christin den Propheten Mohammed beleidigt habe, was einen Verstoß gegen die Paragraphen 295 B und C des pakistanischen Strafgesetzbuches darstelle.

In zahlreichen internationalen Protesten wurde ihre Freilassung oder Begnadigung gefordert, die aber noch nicht erfolgte. Ihre Familie ist wegen mehrerer Drohungen untergetaucht. Zwei pakistanische Politiker, welche sie unterstützten, wurden 2011 ermordet.

Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.  mehr Informationen

Seit bald acht Jahren sitzt sie nun in der Todeszelle. Aus Sorge, Mithäftlinge oder Wärter könnten ihr Gewalt antun, hat man sie nach Multan in ein Frauengefängnis verlegt. Dort, sagt Saif-ul-Malook, behandele man sie gut. «Die Wärterinnen unterhalten sich mit ihr.»

Das lindere die Qualen der Isolationshaft. Ausserdem hänge ein Fernseher im Gang, auf den sie von ihrer Zelle aus blicken könne, und das Gefängnispersonal habe ihr die Fernbedienung überlassen. Besuchsanfragen von Journalisten werden abgelehnt, nur ihr Anwalt und ihre Familie dürfen sie sehen.

Es ist ungewiss, ob Asia Bibi je wieder freikommt. Eine Entscheidung, wie es weitergeht, wurde im Oktober 2016 wegen Befangenheit eines Richters vertagt. Seither rührt sich in dem Fall nichts mehr. «Es gibt noch zwei Chancen», sagt Saif-ul-Malook. «Entweder der Oberste Gerichtshof überprüft das Urteil noch einmal und erklärt es für falsch. Oder der Präsident von Pakistan macht von seinem in der Verfassung verankerten Begnadigungsrecht Gebrauch

Noch in diesem Jahr müsse eine Entscheidung fallen. Öffentlicher Druck aus der ganzen Welt sei hilfreich, sagt er. Die Uno und der Papst haben sich schon für sie eingesetzt. In Pakistan fordern Extremisten lautstark ihre Hinrichtung und verbreiten ihre Forderung per SMS-Nachrichten.

Bislang wurde noch niemand nach diesem Gesetz hingerichtet, jedoch sitzen deswegen viele Menschen in Haft. In der Praxis wird das Gesetz ebenso gegen Muslime angewendet wie gegen religiöse Minderheiten. Es lädt geradezu zum Missbrauch ein und dient oft als Vorwand für persönliche Rache bei Streitereien.

Sollte sie je freikommen, wird sie gewiss nicht in Pakistan bleiben. Denn auch wenn bislang noch nie ein wegen Blasphemie Verurteilter hingerichtet wurde, sind schon viele Beschuldigte später von einem Mob in einem Akt der Selbstjustiz umgebracht worden. «Das Schlimme ist: Wenn Asia Bibi freikommt, wird es gewaltige Proteste geben, sicher auch Tote», sagt Saif-ul-Malook. «Die Zukunft ist so oder so düster.»  mehr Informationen

Im Februar 2016 wurde der Extremist Mumtaz Qadri gehängt, der den pakistanischen Gouverneur Salman Taseer erschossen hatte, weil der sich für eine „Blasphemistin“ (Asia Bibi) eingesetzt hatte. Qadri wurde für seinen Mord von religiösen Hardlinern als Held gefeiert. Seine Hinrichtung lasten sie der Regierung als „Verrat“ an.

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